Formentera – tempus fugit

Alles ändert sich. Das ist gut so, denn sonst würde alles erstarren. Aber die Änderung sollte in der richtigen, natürlichen Geschwindigkeit vor sich gehen. Nicht zu langsam, aber auch nicht überstürzt.

An spanischen Stränden gehören die Chiringuitos fest zum Erscheinungsbild. Bis zum Sonnenuntergang gibt es dort Snacks, Eis, Wein und Bier. Einige haben regelrechte Fans, die ihnen ihnen über Jahre oder Jahrzehnte die Treue halten. Auf Formentera gehörte der Pirata Bus (der schon lange kein Bus mehr war) seit über 40 Jahren quasi zum Inventar. Oder ein paar Meter weiter das Bartolo. Wir selbst waren gelegentlich mal hier und mal dort, fanden es aber immer schön, dass es diese festen Punkte gab.

Alle sechs Jahre musste die Lizenz verlängert werden, bisher eine Formalität. Die Inselregierung hat sich dieses Jahr dazu entschieden kurzfristige Gewinnoptimierung zu betreiben und die Lizenzen an den Meistbietenden zu verscherbeln. Auf diese Weise sind jetzt alle acht Chiringuitos verschwunden. So richtig verschwunden, denn aufgrund der Naturschutzauflagen muss der Rückbau vollständig sein.

Strand, Meer und in der Ferne eine Flagge
Hier war mal der Pirata Bus

Bald wird es an der gleichen Stelle neue Chiringuitos geben. Sie werden deutlich teurer sein, denn sie müssen das Geld für die Lizenz ja wieder reinholen. Und Gewinn für die Investoren realisieren.

Es gibt richtige und falsche Zeiten etwas zu ersetzen. Dies hier war die Falsche. Und es gibt richtige und falsche Motive dafür. Geldgier gehört für mich immer zu den Falschen.

Nachtrag 26.6.

Seit ein paar Tagen ist der Piratabus wieder am Start. Da scheint es doch eine Menge Protest gegeben zu haben, der letztlich zum Erfolg geführt hat.


Schlappentausch

Vor etwa 20 Jahren überredete mich Daniela ein paar dieser seltsamen, menorquinischen Schlappen zu kaufen. Ich misstraute der Konstruktion (wie kann der Schuh nur mit so einem einzelnen Riemen verlässlich am Fuß gehalten werden?), gab ihr aber eine Chance.

Zwei Paar Menorca-Schlappen, eins alt, eins neu
Zwei Generationen Schlappen

Aber sie funktionierte hervorragend (wenn der Riemen stabil hoch genug steht! ) und so sind die Menorca-Schlappen meine bevorzugten Sommerschuhe geworden.

Dementsprechend ist leider auch der Verschleiß. Alle paar Jahre ist die Sohle durch. Dann geht es mir wie Denis Diderot mit seinem Hausrock, dem er eine kleine Schrift widmete. Obwohl verschlissen und voller Tintenflecken an den Ärmeln war er so sehr Teil von ihm geworden, daß ein Ersatz nicht in Frage kam. Und er fand viele Gründe dafür.

Ganz so eng ist meine Beziehung zu den Schlappen nicht. Aber beim Übergang von Alt auf Neu fällt mir auf, wie perfekt sich Fuß und Schuh aufeinander eingestellt haben. Das ist nicht nur bequemer Sitz, den haben auch schon die neuen Schlappen, sondern eine unaufdringliche Selbstverständlichkeit von etwas, das beinahe Teil von mir selbst ist.

Aber wie es so ist, tempus fugit


Cala en Baster

Daniela ist zum neunten Mal auf Formentera und für mich ist es der achte Aufenthalt. Die Insel ist wirklich übersichtlich und Fahrräder reichen völlig aus um sie zu entdecken. Das sollte man meinen, daß wir hier schon alles entdeckt hätten.

Von wegen. Als ich mir die Routes verdes anschaute, sah ich ein Foto von einer Bucht, die mir früher schon aufgefallen war. Ich wusste nur nie, wo sie liegt.

Jetzt wissen wir es und waren dort: es ist die Cala en Baster. Eine kleine Felsenbucht, in der einige Bootshöhlen in den losen Sandstein getrieben wurden. Jetzt im Mai alles noch sehr ruhig und malerisch.

Wer mag kann sich mit uns auf die Felsen setzen, auf das Meer schauen und dem Rauschen zuhören.


Cava mit Aussicht

Gestern Abend erklommen wir den Camí de Sa Pujada mit einer Flasche Cava. Es ist ein Pfad aus unbehauenen Felsbrocken, der einmal Mönchen diente, die vor Jahrhunderten ihr Kloster auf La Mola hatten und dort schon im 13. Jahrhundert Wein anbauten. Die müssen sehr trittsicher gewesen sein, denn auch in seiner heute restaurierten Form sollte man beim Gehen den Blick immer auf dem Boden lassen. Sonst legt man sich mit Sicherheit auf die Nase und lernt die Felsen aus nächster Nähe kennen.

Das großartige an dem Weg sind seine spektakulären Aussichten (Achtung: dabei stehen bleiben) über die Insel in Richtung Westen. Also auch perfekt um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Genau das hatten wir vor.

Vor ein paar Jahren versuchten wir das schon einmal mit einem Picknick zu verbinden. Es scheiterte an sehr zudringlichen Geckos, die überraschend zahlreich aus dem Gebüsch krabbelten und sich sehr für das mitgebrachte Essen interessierten. Aber der Sonnenuntergang damals war dann schön.

Diesmal waren weit und breit keine Geckos zu sehen, aber leider lag viel Dunst über Ibiza. Die Sonne versank quasi im Nebel. Aber auch das hatte seinen Charme.

Leider hatte dann der Cava auch noch einen leichten Korkgeschmack. Also war es auch diesmal nicht ganz so, wie gedacht. Das macht aber nichts, so haben wir einen guten Grund noch einmal hierher zurück zu kehren.