Klimakatastrophe, Kriege, Staatsstreich in den USA. So fühlt sich die aktuelle Lage an. Das ist nicht plötzlich gekommen, sondern hat sich über die Jahre immer mehr verdichtet. „Alle bekloppt geworden“ ist der erste Gedanke dazu. Und die Haltung kippt allzu schnell in einen Zynismus, der aus dem Gefühl der Ohnmacht geboren wird und wenigstens erlaubt, sich mit beißendem Spott Luft zu machen.
Hoffnung? Der Zyniker hofft nicht mehr, tut aber auch nichts mehr. Via Christian bin ich beim Spreeblick auf die Gedanken von Byung-Chul Han zur Hoffnung gestoßen. Hoffnung nicht als ein naives „es wird schon alles gut werden“.
Sondern Hoffnung ist der Glaube und die Überzeugung, dass nichts Zukünftiges gewiss ist, dass es also jederzeit alle Möglichkeiten gibt. Nicht nur die, die im Moment als sicher erscheinen. The Future Is nämlich, und da landen wir dann eben doch wieder bei meinen eigenen kulturellen Wurzeln: Unwritten.
Hoffnung ist also eher eine Geisteshaltung und sorgt damit für Orientierung. Hoffnung entsteht, so Byung-Chul Han, aus Verzweiflung, und sie ist laut Václav Havel „das Maß unserer Fähigkeit, uns um etwas zu bemühen, weil es gut ist, und nicht nur, weil es garantiert Erfolg hat“. Das finde ich gut.
Hoffnung also als das Wissen darum, dass die Zukunft nicht in Stein gemeißelt ist (auch wenn es Dinge gibt, die mit Sicherheit eintreten) und als eine Haltung auch dann das Gute zu tun, wenn es nicht mit Sicherheit zum Erfolg führt. Da sind wir wieder am Anfang: Wir wissen nicht mit Sicherheit, was die Zukunft bringt und genau das ist der Kern der Hoffnung.
Und bitte nicht verwechseln: Es geht hier um Hoffnung, nicht um Zuversicht. Das ist noch einmal ein ganz anderes Thema.