Enthaltsamkeit

Foucault berichtet, dass sowohl Epikureer als auch Stoiker sich regelmäßig in Enthaltsamkeit – also beispielsweise Fasten – übten. Sie taten das allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Bei den Stoikern ging es darum, sich die Sicherheit zu verschaffen, dass man selbst auf dem Niveau von Sklaven, mit Sitte und Anstand und ohne eine Störung der Seelenruhe leben kann (einer der bekanntesten Stoiker – Seneca – war der reichste Mann Roms). Die Epikureer hingegen wollten sich mit dem Verzicht immer wieder in Erinnerung rufen, dass es nur wenig bedarf, um genussvoll zu leben und sich natürlich die Genüsse lebendig erhalten.
Eine moderne Variante des Verzichts lebte Thoreau. Er beschränkte sich auf das Lebensnotwendige, um frei sein zu können.
So unterschiedlich die Motive sind, so ist ihnen doch gemeinsam, dass es beim Verzicht nie um Selbstkasteiung und Leiden ging. Im Gegenteil: der Verzicht soll bei allen helfen, Leiden zu vermeiden und zu einem erfüllteren Leben beitragen.