Exzerpte

Zu Marc Aurels Zeiten – also lange vor Erfindung von Fotokopierern und Zwischenablagen – war es eine übliche Technik, sich aus (zu der damaligen Zeit extrem teuren) Büchern Teile abzuschreiben. Dass dabei nur die Teile kopiert wurden, die dem Schreiber wertvoll erschienen, versteht sich bei diesem doch etwas mühsamen Verfahren von selbst. Auf diese Weise konnte ein gebildeter Römer sich eine Sammlung von Textstellen schaffen, die sich in ihrer Verdichtung perfekt als Ausgangspunkt für eigene Gedanken eignete.
Diese Funktion als Katalysator macht eine Textsammlung auch heute noch zu einem interessanten Instrument der Lebenskunst.
Dabei ist es natürlich nicht mehr notwendig, das Verfahren handschriftlich durchzuführen, denn die Technik macht das Kopieren zu einer mühelosen Tätigkeit. Zu mühelos. Denn allzu leicht kann so Qualität durch Quantität ersetzt werden.
Andererseits bleibt mithilfe moderner Technik – vorausgesetzt man beschränkt sich auf wichtige Exzerpte – mehr Zeit zum Nachdenken. Und darum geht es ja eigentlich.