Wohnung mit Aussicht

In Bouzigues bewohnen wir die Unterkunft mit der grandiosesten Aussicht unserer Reise. Von der Dachterrasse aus geht der Blick über den Étang de Thau bis Marseillan und den Mont Saint-Loup. Da ist viel Wasser, noch mehr Himmel und Austernbänke fast bis zum Horizont. 

Die Aussicht ist nicht langweilig, da gibt es die Boote der Austernfischer, eine Gruppe Segelanfänger oder zweimal täglich das Ausflugsboot, das Interessierten den Étang näher bringt. Diverse Windsurfer kreuzen hier, gelegentlich paddelt in der Ferne ein SUP und zwischen den Austernbänken saust jemand auf einem eFoil (ein Elektro-Surfbrett, mit dem man quasi über dem Wasser schwebt). Oder Langstreckenschwimmer kommen vorbei und ziehen eine kleine Boje hinter sich her. Genau wie die Schnorcheltaucher, aber die haben noch eine kleine Fahne auf der Boje. 

Und ab und zu schwimmt jemand einfach.

Als Tonspur gibt es dazu das leise Geplätscher von Wellen und das Klacken von Boulekugeln.

Aber das Eindrücklichste ist die Erfahrung, wie sich ein und dieselbe Aussicht mit Tageszeit und Wetter verändert. 

Bei den Fotos habe ich keinen Filter benutzt. Die Farben sind die, die einfach da waren. 


Candice Renoir und Paul Valéry

Noch kurz vor unserer Reise sahen wir uns neue Folgen der Krimiserie Candice Renoir an, die in Séte spielt. Ein immer wieder auftauchender Schauplatz in der Serie ist das Kommissariat, das natürlich nicht echt ist. Mit etwas Recherche fand ich die genaue Adresse: Quai Vaudan 8. Da war mal eine Verwaltung drin und im Moment – die Serie endete letztes Jahr nach zehn Staffeln – wird es renoviert. Es fühlt sich seltsam surreal an, einen Ort in der Wirklichkeit zu sehen, der eigentlich aus der Fiktion einer Fernsehserie stammt. Das war wie damals beim Antiquariat Solder

Quai Vaudan 8

Wir schlängelten uns von dort zu Fuß – mit dem Auto in Séte unterwegs zu sein ist eine Strafe – zum Cimetière marin. Knapp unterhalb des Leuchtturms in den Hang gebaut, hat er eine grandiose Aussicht auf das Meer.

Cimetière marin

1920 widmete der in Séte geborene und hier begrabene Lyriker und Philosoph Paul Valéry diesem besonderen Ort ein Gedicht. Zwei Zeilen daraus sind in seinen Grabstein eingraviert 

O récompense aprés une penseé
Qu’un long regard sur le calme des dieux

Auf Deutsch ungefähr „Die Belohnung nach einem Gedanken ist ein langer Blick auf die Ruhe der Götter“. Für jemanden, der sich in seiner Philosophie ausführlich mit dem Denken beschäftigt hat, ein perfekter Grabspruch. 

Es hat mich neugierig gemacht, etwas von Paul Valéry zu lesen. Aber auf die noch nicht gesehenen Folgen von Candice Renoir freue ich mich auch. Kultur ist vielfältig.


Zwei Wochen Languedoc

Gleich kommen wir auf der Rückfahrt an Metz vorbei, hier sieht schon alles aus wie zu Hause. Keine Spur mehr von mediterraner Landschaft. Aber es bleiben schöne Erinnerungen.

Wir haben in Usclas-d’Hérault gewohnt, waren in Béziers, Séte, Sérignan und einigen anderen schönen Orten.

Wir haben lecker gegessen, nicht nur Austern, sondern auch Petit pâté de Pézenas, Brandarde und Tielle setoise.

Wir waren am Strand, haben Wetterleuchten gesehen und uns von viel zu vielen Mücken stechen lassen.

Und ich habe tatsächlich ein wenig gezeichnet.

Schade, dass es schon zu Ende ist. Aber dafür haben wir im Kofferraum ein paar Flaschen Wein. Genug für etwa ein Jahr. Auch nett.


Sérignan kann auch Graffiti

Wir waren noch einmal unterwegs zur Küste und haben einen kleinen Zwischenstopp in Sérignan. Schon auf den ersten Metern in der Altstadt an einem kleinen Platz die erste Wandmalerei. Daniela fotografierte sie gerade, als eine alte Frau sie darauf hinwies, dass auf dem nächsten Platz – etwas versteckt um die Ecke – noch ein großes Bild ist. Jede Menge Hühner.

Und dann noch ein Beinahe-Banksy… von dem ein Herz heruntergefallen ist.

Das waren jetzt nicht so viel Street Art wie in Séte, aber Sérignan ist ja auch viel kleiner.

Nachtrag 26.9.: Daniela hat den Beinahe-Banksy gefunden. Er heißt Sunra.


Sète, Rue de Tunis

Sète ist so etwas wie eine riesige Galerie für Graffiti. Daneben ist es natürlich auch noch eine lebendige südfranzösische Hafenstadt mit beliebten Märkten auf pittoresken Plätzen unter schattenspendenden Platanen.

Das Graffiti Kunst sein kann, hat die Stadt schon vor Jahren entdeckt und z. B. eine Entdeckungstour durch die Altstadt markiert. Die fanden wir schon bei unserem ersten Besuch vor vier Jahren toll.

Diesmal sah Daniela durch Zufall ein Blumengraffiti in einer Seitenstraße. Bei einem Blick um die Ecke zeigten sich noch viel mehr Wandbilder in den unterschiedlichsten Stilen. Die Bilder hier sind nur ein kleiner Ausschnitt.

Wer es sich die Street Art vor Ort anschauen will: es ist die Rue de Tunis.


Austern

Ich esse nicht oft Austern, aber heute war es wieder so weit. Genau genommen war es heute das dritte Mal (die beiden anderen Gelegenheiten wurden verbloggt).

Eigentlich war der Plan nach einem kurzen Zwischenstopp in Bouzigues weiter nach Sète zu fahren und letztlich zum Strand.

Bouzigues

Hat nicht ganz geklappt, denn wir haben uns zu lange in Bouzigues herumgetrieben. Und schon war Mittag. Die Franzosen sind was ihre Zeiten Mittag zu essen ungemein pünktlich. Bis nach Sète hätten wir es für ein Mittagessen nicht mehr geschafft, also haben wir hier geschaut. Beim Essen in Sichtweite zum Etang zu sitzen, hat ja auch was.

Allerdings ist Sonntag. Zumindestens in dieser Gegend lieben es die Leute sich Sonntagmittags mit einem Restaurantbesuch zu verwöhnen. Daher bekamen wir im ersten Restaurant folgendes zu hören: Vous avez réservé ? Désolé, nous sommes complets. Nichts zu machen, ohne Reservierung kein Platz.

Im Les Rives de Thau hatten wir dann Glück, bekamen den letzten freien Platz und bestellen eine Plateaux de coquillages. Sie enthielt neben rohen Austern und Muscheln etwas für mich Neues: gratinierte Austern. Mag ich vielleicht noch mehr als rohe Austern. Glaube ich. Muss ich noch mal probieren.

Aufgegessen :-)

Nach Sète haben wir es dann nicht mehr geschafft; wir sind direkt zum Strand gefahren.


Strandleben im Languedoc

Wenn alles zusammenpasst, dann ist die Zeit am Strand eine perfekte Melange aus Sonne (aber nicht zu viel), Wärme, erfrischendem Meer (erfrischend, aber nicht kalt) und natürlich jede Menge Sand (nicht zu fein, nicht zu grob). Und nicht zu vergessen die Muscheln am Strand und im Wasser.

Heute passte alles.

Dazu noch als i-Tüpfelchen die Besonderheit des Plage de Robinson in Marseillan-Plage: der mobile Eisverkäufer.