Der Mittagsschlaf ist eine Inbesitznahme der eigenen Zeit, die sich dem Controlling entzieht. Die Siesta ist emanzipatorisch.
Thierry Paquot – Die Kunst des Mittagsschlafs
Seit ich mich häufiger im Homeoffice aufhalte, wäre der Mittagsschlaf organisatorisch eigentlich gar kein Problem. Trotzdem findet er – wenn überhaupt – nur an Wochenenden oder Feiertagen statt. Was mich an einem erholsamen Einnicken hindert, ist die gedankliche Verstrickung in die Arbeit. Sie muss erst fortgeräumt werden, bevor das Dösen gelingen kann. Gefühlt könnte das aber so lange dauern, dass dann der Feierabend schon in Sicht wäre. Den Mittagsschlaf als Emanzipation gegen die Zumutung der werktäglichen Arbeit einzusetzen, scheitert bei mir, leider.
Andererseits weist Paquot selbst darauf hin, dass besonders kluge/durchtriebene Arbeitgeber ja den Mittagsschlaf anordnen könnten, da bekanntlich ein Powernap die Effizienz des Arbeitenden steigert.
So gesehen ist mein Unvermögen zu einer werktäglichen Siesta und das Verlagern dieses angenehmen Zustandes auf freie Tage letztlich dann doch ein emanzipatorischer Akt.