Usclas-d’Hérault

Wir haben unsere Unterkunft für die nächsten Tage in Usclas-d’Hérault, einem ruhigen Örtchen am Ufer des Hérault, das knapp 500 Einwohner hat. Eine Bewohnerin des Dorfs, die es aus Bayern hierher verschlagen hat, verriet uns auf die Frage nach der örtlichen Weinkooperative, wie ruhig es hier ist: „Die haben zu gemacht. Hier gibt es nichts. Es gab mal einen Brotautomaten, aber der ist auch schon lange weg.“ Also so richtig Südfrankreich à la campagne. Uns stört es nicht, eher im Gegenteil.

Unsere Unterkunft gehört zu einem Gebäudeensemble, das auf den Resten der mittelalterlichen Befestigung gebaut wurde. Ein Quadrat von gerade mal 40 mal 40 Metern. Mit eingemauert in diese „Reihenhaussiedlung“ ist die Kirche und der Kirchturm, der auch gleichzeitig als „Stadttor“ dient und direkt an unser Haus grenzt.

Jede einzelne Stunde begrüßt er mit der korrekten Anzahl von Schlägen und wenn man mal unaufmerksam war (waren das jetzt neun oder zehn Schläge?), haben die Konstrukteure auch dafür eine Lösung einfallen lassen: nach etwa einer Minute wird das Geläut einfach wiederholt und man hat jetzt die Gelegenheit noch einmal konzentriert mitzuzählen. Überraschend schnell gewöhnten wir uns daran, vor allem nachts.

Was mich überraschte, war der Damm, der fast um den ganzen Ort führt. Er wurde vor gut hundert Jahren errichtet und schützt die Bewohner vor Hochwasser des Hérault. Wenn man durch die Weinfelder spaziert, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Fluss derart über seine Ufer tritt.