Étang de Bages

An unserem letzten Tag hier beschlossen wir einen Ausflug zum benachbarten Étang zu machen. Wir schauten uns Bages, das auf einem Hügel über dem Étang trohnt, und danach Peyriac-de-Mer. Die beiden Orte sind klein, pittoresk und wirkten, als ob sie gerade zu hätten.

Étang de Bages

Da in Peyriac-de-Mer lange Zeit hauptsächlich Salz aus dem Étang gewonnen wurde, gibt es dort einen Rundwanderweg zum Thema Salz. Wegen der Schwüle begnügten wir uns mit dem Teil, der auf einem Steg über das Salzwasser führt. Kamikaze-Frida hielt die Algen für festen Boden und hopste vom Steg. Ich war vorbereitet und hatte sie recht kurz an der Leine. So schwebte sie einen Moment lang über der Brühe um dann wieder sicher auf dem Steg zu landen. Wäre sie im Wasser gelandet, hätte sie sich nichts getan. Aber müffelnder nasser Hund im Auto ist auch nicht so doll. Und Frida zu duschen eine nasse Herausforderung.

Zum Schluß fand ich in dem kleinen Salzhäuschen gut verborgen im Halbdunkel eine interessante Informationstafel. Bereits zu Zeiten der Römer wurde hier Salz gewonnen und ein Teil der Arbeiter direkt in Salz bezahlt, dem salarium. Woraus später im Englischen salary wurde.

Reisen bildet.


Gruissan

Gruissan-Village ist der alte Ortskern von Gruissan, der sich malerisch um eine Burgruine gruppiert und geradezu das Ideal eines südfranzösischen Dorfes am Mittelmeer ist. Heute war Markttag – natürlich mit vielen schönen Ständen auf den Plätzen und in den Gassen – und die Sprache, die ich am Meisten gehört habe, war nach Französisch Deutsch (inklusive Schwäbisch). Es ist lustig zu sehen, dass man mit seinen Vorlieben gar nicht so allein ist, wie man manchmal glaubt. An der Atlantikküste haben wir übrigens weit weniger Deutsch gehört. 

Gruissan hat daneben noch den Vorzug, dass es zum Corbières gehört. Es gibt hier also jede Menge Wein. Wir haben es uns diesmal einfach gemacht und nur in der örtlichen Kooperative eingekauft. Es hätte noch viele andere Weingüter gegeben, inklusive dem von Pierre Richard, aber wir können nicht mehr so viel transportieren seitdem Frida ihren Raum auf dem Rücksitz beansprucht. 


Möwenangriff

Als der Stadtplaner R. Coquerel die Strassenführuung für Gruissan-Plage entwarf, tat er etwas Ungewöhnliches. Er richtete die Straßen diagonal zum Strand aus. So hat hier im Prinzip jeder gleich in zwei Richtungen seitlichen Meerblick. Und der vorherrschende Wind aus Nord-Ost findet weniger Angriffsfläche.

Gruissan Plage, © OpenStreetMap Mitwirkende

Das führt – jedenfalls bei mir – zu Irritationen, wenn ich hier herumlaufe. In meinem Kopf ist das Standardschema mit parallelen Straßen zum Meer und solchen, die direkt darauf zulaufen, fest verankert. So bin ich an Kreuzungen immer leicht irritiert, wenn ich in zwei Richtungen das Meer sehe. Eine Irritation, die Spaß macht.

Vorhin wollte ich das Straßenmuster von der Drohne fotografieren lassen.

Gruissan-Plage

Aber noch bevor sie auf der gewünschten Flughöhe ankam, wurde sie von Möwen attackiert. Die waren wirklich schlecht gelaunt.

Schlecht gelaunte Möwe

Ich habe mich zu einem schnellen Landemanöver entschlossen.


Narbonne

Narbonne liegt an einer Kreuzung. An der Kreuzung der römischen Fernstrassen Via Domitia, die von Italien nach Spanien führte, und der Via Aquitania, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verband. Dazu kam noch, daß die Römer den Canal de la Robin ausheben ließen, der Narbonne mit dem Mittelmeer verband. Damit wurde es endgültig für lange Zeit zu einem wichtigen Handelszentrum. 

Auf unserem Weg in die Stadt fanden wir einen schattigen und sogar kostenfreien Parkplatz an dem Kanal und erreichten von dort entlang des Wassers in ein paar Minuten zu Fuß die Innenstadt. Habe ich selten so entspannt erlebt. 

Das Zentrum von Narbonne wird von einem Gebäudekomplex dominiert, der auf der einen Seite von dem neugotischen Palast der Erzbischöfe und auf der anderen Seite von der halbfertigen Kathedrale gebildet wird. Die wurde im 13. Jahrhundert gebaut, bis das Geld ausging und sich der Stadtrat mit den Kirchenoberen zerstritt. Der Altarraum wurde fertig, ist imposant und in Betrieb. Der Geruch nach Weihrauch bezeugt es. Das Kirchenschiff hingegen blieb unvollendet und wird heutzutage als inoffizieller Parkplatz genutzt. 

Links und rechts vom Canal de la Robin spenden Platanen Schatten und laden ein zu verweilen. Die Gelegenheit haben wir mit einem Kir und später einem leichten Mittagessen gern wahrgenommen. 

Und es gibt noch eine Markthalle, viele Gassen mit kleinen Geschäften und eine der wenigen Brücken in Europa, die mit Häusern bebaut ist. Wenn wir das nächste Mal in der Gegend sind – was hoffentlich nicht so lange dauert – werden wir Narbonne definitiv wieder besuchen.


Gruissan-Plage

Seit ein paar Tagen sind wir in Gruissan, genauer gesagt am Plage des Chalets. 1986 sah ich ihn im Kino, denn dort spielt die erste Sequenz von Betty Blue. Das fand ich aber erst heraus, als wir diese Reise planten.

So ganz ist es nicht mehr die Filmkulisse von damals. Vor allem seit den fünfziger Jahren wurden hier einige hundert Ferienunterkünfte gebaut. Da der Strand im Winter regelmäßig überflutet wird, waren das alles Pfahlbauten. So gab es kein Erdgeschoss, das überflutet werden konnte. Was es auch nicht gab, war eine Kanalisation. Ferien in Gruissan-Plage waren recht rustikal. Erst in den siebziger Jahren wurden die Pfahlhäuser an das Wassernetz angeschlossen und einige Wege geteert. Später kam noch eine Uferbefestigung hinzu, die den Charakter Siedlung änderte. Da das Risiko, im Winter nasse Füße zu bekommen, nicht mehr bestand, begannen viele das Erdgeschoss in Teilen oder ganz zuzubauen. Heute sind die Chalets eine bunte Mischung aus fast originalen Pfahlbauten und fast normal wirkenden Häuschen, einige runtergekommen, einige von erkennbar vermögende Menschen aufgepeppt und als Boheme-Retreat genutzt und viele, die dazwischen liegen.

Aber der Ort hat sich seine Lässigkeit bewahrt.

Gruissan

Und der abendliche Blick in Richtung Gruissan hat auch was Besonderes. Nebenbei ist es das erste Drohnenfoto in diesem Blog.