Gruissan

Gruissan-Village ist der alte Ortskern von Gruissan, der sich malerisch um eine Burgruine gruppiert und geradezu das Ideal eines südfranzösischen Dorfes am Mittelmeer ist. Heute war Markttag – natürlich mit vielen schönen Ständen auf den Plätzen und in den Gassen – und die Sprache, die ich am Meisten gehört habe, war nach Französisch Deutsch (inklusive Schwäbisch). Es ist lustig zu sehen, dass man mit seinen Vorlieben gar nicht so allein ist, wie man manchmal glaubt. An der Atlantikküste haben wir übrigens weit weniger Deutsch gehört. 

Gruissan hat daneben noch den Vorzug, dass es zum Corbières gehört. Es gibt hier also jede Menge Wein. Wir haben es uns diesmal einfach gemacht und nur in der örtlichen Kooperative eingekauft. Es hätte noch viele andere Weingüter gegeben, inklusive dem von Pierre Richard, aber wir können nicht mehr so viel transportieren seitdem Frida ihren Raum auf dem Rücksitz beansprucht. 


Möwenangriff

Als der Stadtplaner R. Coquerel die Strassenführuung für Gruissan-Plage entwarf, tat er etwas Ungewöhnliches. Er richtete die Straßen diagonal zum Strand aus. So hat hier im Prinzip jeder gleich in zwei Richtungen seitlichen Meerblick. Und der vorherrschende Wind aus Nord-Ost findet weniger Angriffsfläche.

Gruissan Plage, © OpenStreetMap Mitwirkende

Das führt – jedenfalls bei mir – zu Irritationen, wenn ich hier herumlaufe. In meinem Kopf ist das Standardschema mit parallelen Straßen zum Meer und solchen, die direkt darauf zulaufen, fest verankert. So bin ich an Kreuzungen immer leicht irritiert, wenn ich in zwei Richtungen das Meer sehe. Eine Irritation, die Spaß macht.

Vorhin wollte ich das Straßenmuster von der Drohne fotografieren lassen.

Gruissan-Plage

Aber noch bevor sie auf der gewünschten Flughöhe ankam, wurde sie von Möwen attackiert. Die waren wirklich schlecht gelaunt.

Schlecht gelaunte Möwe

Ich habe mich zu einem schnellen Landemanöver entschlossen.


Gruissan-Plage

Seit ein paar Tagen sind wir in Gruissan, genauer gesagt am Plage des Chalets. 1986 sah ich ihn im Kino, denn dort spielt die erste Sequenz von Betty Blue. Das fand ich aber erst heraus, als wir diese Reise planten.

So ganz ist es nicht mehr die Filmkulisse von damals. Vor allem seit den fünfziger Jahren wurden hier einige hundert Ferienunterkünfte gebaut. Da der Strand im Winter regelmäßig überflutet wird, waren das alles Pfahlbauten. So gab es kein Erdgeschoss, das überflutet werden konnte. Was es auch nicht gab, war eine Kanalisation. Ferien in Gruissan-Plage waren recht rustikal. Erst in den siebziger Jahren wurden die Pfahlhäuser an das Wassernetz angeschlossen und einige Wege geteert. Später kam noch eine Uferbefestigung hinzu, die den Charakter Siedlung änderte. Da das Risiko, im Winter nasse Füße zu bekommen, nicht mehr bestand, begannen viele das Erdgeschoss in Teilen oder ganz zuzubauen. Heute sind die Chalets eine bunte Mischung aus fast originalen Pfahlbauten und fast normal wirkenden Häuschen, einige runtergekommen, einige von erkennbar vermögende Menschen aufgepeppt und als Boheme-Retreat genutzt und viele, die dazwischen liegen.

Aber der Ort hat sich seine Lässigkeit bewahrt.

Gruissan

Und der abendliche Blick in Richtung Gruissan hat auch was Besonderes. Nebenbei ist es das erste Drohnenfoto in diesem Blog.