Die Schwüle führte gestern Abend zu der Stummfilmversion eines Gewitters, einem lang anhaltenden Wetterleuchten.
Schlagwort: Languedoc
Piqûres de moustiques…
… oder auf Deutsch Mückenstiche. Durch die Hitze der letzten Wochen, regelmäßig von Gewittern unterbrochen, haben dieses Jahr die Stechmücken Hochkonjunktur. Es ist jetzt nicht so, dass hier riesige Mückenschwärme unterwegs wären. Es sind eher Minigrüppchen, die sich fast unsichtbar und nahezu lautlos bewegen. Französische Ninja-Mücken, die mich ins Ohrläppchen stechen, ohne dass ihr Anflug zu hören gewesen wäre.
Die Menschen, die hier leben, scheinen weniger davon betroffen zu sein. Wir sind vermutlich so etwas wie importiertes Gourmet-Food für die kleinen Biester.
Empfand ich vor dieser Reise noch zum Beispiel fünf Mückenstiche als unangenehm, so hat sich da mein Bezugssystem massiv verändert: allein am rechten Unterschenkel tummeln sich 20 Stiche; insgesamt sind es über 50. Die genaue Anzahl kenne ich nicht, denn ich verzähle mich bei der Bestandsaufnahme zu schnell.
Daniela reagiert leider deutlich empfindlicher auf auf die Stiche, so dass wir bei Abwehr- und Heilmitteln noch einmal aufgestockt haben. Das funktioniert so halbwegs und wir freuen uns über jeden abgewehrten Stich und jeden besänftigen Juckreiz. Aber ohne die Plage – wie vor vier Jahren – wäre schon netter. Vielleicht müssen wir an unserer Reisezeit arbeiten.
Und nein, zu diesem Post gibt es keine Fotos.
Usclas-d’Hérault
Wir haben unsere Unterkunft für die nächsten Tage in Usclas-d’Hérault, einem ruhigen Örtchen am Ufer des Hérault, das knapp 500 Einwohner hat. Eine Bewohnerin des Dorfs, die es aus Bayern hierher verschlagen hat, verriet uns auf die Frage nach der örtlichen Weinkooperative, wie ruhig es hier ist: „Die haben zu gemacht. Hier gibt es nichts. Es gab mal einen Brotautomaten, aber der ist auch schon lange weg.“ Also so richtig Südfrankreich à la campagne. Uns stört es nicht, eher im Gegenteil.
Unsere Unterkunft gehört zu einem Gebäudeensemble, das auf den Resten der mittelalterlichen Befestigung gebaut wurde. Ein Quadrat von gerade mal 40 mal 40 Metern. Mit eingemauert in diese „Reihenhaussiedlung“ ist die Kirche und der Kirchturm, der auch gleichzeitig als „Stadttor“ dient und direkt an unser Haus grenzt.
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Jede einzelne Stunde begrüßt er mit der korrekten Anzahl von Schlägen und wenn man mal unaufmerksam war (waren das jetzt neun oder zehn Schläge?), haben die Konstrukteure auch dafür eine Lösung einfallen lassen: nach etwa einer Minute wird das Geläut einfach wiederholt und man hat jetzt die Gelegenheit noch einmal konzentriert mitzuzählen. Überraschend schnell gewöhnten wir uns daran, vor allem nachts.
Was mich überraschte, war der Damm, der fast um den ganzen Ort führt. Er wurde vor gut hundert Jahren errichtet und schützt die Bewohner vor Hochwasser des Hérault. Wenn man durch die Weinfelder spaziert, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Fluss derart über seine Ufer tritt.
Marseillan
Wir sind wieder zurück aus Marseillan, wo wir knapp zwei Wochen in der Rue de Marmite (also der Straße des Kochtopfs) gewohnt haben. Der Ort entpuppte sich als Glücksgriff; ein kleines Hafenstädtchen am Étang de Thau umgeben von Weinfeldern und nicht weit von schönen Mittelmeerstränden. Ein besonderes Highlight am Hafen ist die Niederlassung von Noilly Prat, die dort alle ihre Wermuts dort produzieren.
Die gesamte Gegend ist geprägt vom Weinanbau, Austernzucht und Tourismus. Der Tourismus sammelte sich aber erfreulicherweise nicht so sehr in Marseillan, sondern in der Nähe in Sète und Cap d’Agde. Sète ist recht sehenswert (Cap d’Agde ist der größte Ferienort Frankreichs und nicht so ganz unser Geschmack), aber mehr noch lohnt sich ein Tagesausflug nach Montpellier. Es hat einen großen Altstadtkern, der aber nicht so museal wie die Innenstadt von Pézenas ist, sondern sehr lebendig. Und so viele schöne Plätze mit Restaurants hat, wo man gerne eine Cafè oder Wein trinken würde, dass man definitiv mehrere Besuche einplanen sollte.
Natürlich haben wir auch Wein probiert wie den Piquepoul (der sich auch im Wermut wiederfindet); es gibt gefühlt an jeder Straße ein Weingut. Unser heimischer Weinkeller platzt jetzt aus allen Nähten.
Oh, und Austern haben wir auch gegessen … das letzte Mal war 2006 in Gent. Auch diesmal schmeckten die Austern ein wenig so, als ob man mit offenem Mund durchs Meer schwimmt. Diesmal war die Geschmacksrichtung „Mittelmeer“.
Fazit: wir haben eine Menge gute Gründe die Gegend noch ein paar Mal zu besuchen.