Ville Haute

Saint-Valery-sur-Somme ist alt. So alt, dass die Oberstadt (Ville Haute) noch viel Bausubstanz aus dem Mittelalter beherbergt.

Sie breitet sich auf einem Felsen aus, der die Mündung der Somme überblickt und schon vor dem Mittelalter besiedelt war. Damals (um 500) hieß der Ort noch Leuconay. Damals gründete hier ein Herr Valery ein Kloster. 1000 Jahre später wurde er heiliggesprochen. Und so wurde aus Herrn Valery der Helige (Saint) Valery und aus Leuconay Saint-Valery-sur-Somme.

Und irgendwo in den Gassen stand dieses schmale Gebäude, bei dem ich an ein Gemälde von Vermeer denken musste. Na gut, andere Zeit, anderes Land, aber die Assoziation bleibt.


Quai Digue Nord

Gestern war es warm. Warm im Sinne von „am besten bewegt man sich nicht“. Vormittags schauten wir uns noch den Markt an, der äußerst gut besucht war und auf dem schon die Hitze des Tages zu spüren war. Danach brauchten wir erstmal eine lange Pause.

Erst am späten Nachmittag, als Wind aufkam, trauten wir uns wieder raus. Und erlebten eine Überraschung. Ich hatte von unserer Wohnung aus immer wieder einmal aus der Ferne seltsame Geräusche gehört, von denen ich dachte „Hört sich an wie eine Dampflok“. Was ich etwas absurd fand.

Unten am Hafen begrüßte uns zuerst die Billeterie du Port.

Billeterie du Port

Und ein paar Meter weiter ein alter Zug, der tatsächlich von einer Dampflok gezogen wurde.

Mit den alten Häusern im Hintergrund fühlte es sich wie eine kleine Zeitreise an.

Der Hafen wird durch eine Art Landzunge – dem Quai Digue Nord – von den Salzwiesen getrennt, die je nach Tide mal unter Wasser stehen und mal trocken fallen. An der Spitze steht ein kleiner Leuchtturm, den wir schon am ersten Abend von der Uferpromenade aus gesehen hatten. Bis dahin waren es zwar ein paar Meter zu laufen, aber dank des Windes war es angenehm.

Links Saint-Valery-sur-Somme und rechts die Salzwiesen.

Salzwiesen

Otto hatte dann auch noch die Gelegenheit sich umzuschauen bis der Wind zu stark wurde und ich ihn zurückholte.

Saint-Valery-sur-Somme

Saint-Valery-sur-Somme

Der Regen hörte auf und wir hatten wider Erwarten doch noch Lust auf einen Abendspaziergang. Auf der langen Uferpromenade waren erstaunlich viele Menschen unterwegs, auf der Suche nach einem Restaurant mit schönem Blick über die Somme. Davon gibt es eine Menge hier und alle waren gut besucht. Aber insgesamt hatte die Abendstimmung etwas Entspanntes. Vielleicht lag es auch am Niedrigwasser, bei Ebbe wirkt alles ruhiger.

Während wir am Ufer entlang schlenderten, fiel mein Blick auf den Boden:

Ein paar Wochen zuvor wurde das olympische Feuer über diese Uferpromenade getragen. Von hier aus sind es ja auch nur noch 170 km bis Paris.

Und England ist noch viel näher. Deswegen sammelte Wilhelm der Eroberer hier in  Saint-Valery-sur-Somme  seine Flotte und brach am 30.9.1066 in Richtung England auf. Was dann eher nichts mit dem friedlichen Gedanken der olympischen Spiele zu tun hatte.

Angekommen

Wir sind an der Somme angekommen und es regnet.

Ein regennasser Balkon mit zwei Stühlen und einem Tisch. Im Hintergrund eine Landschaft mit Wiesen und Bäumen

Aber das macht gar nichts. Wir haben eingekauft und genug zu essen und zu trinken. Wir können an den geöffneten Balkontüren sitzen, dem Regen zuhören und müssen nirgendwo mehr hin.

Entspannung.