Am Strand

Wir schauten uns heute Fort Mahon Plage an. Wir hätten ursprünglich beinahe hier eine Unterkunft gebucht, da es hier einen Sandstrand gibt. Da uns aber diese typische Strandbadoptik mit den sattsam bekannten Geschäften und Bespassungen nicht gefiel, landeten wir letztlich in Saint-Valery-sur-Somme.

Aber Vorurteile wollen ja geprüft werden. Für uns persönlich haben sie sich bestätigt. Das hat da alles so seinen Charme, aber für uns ist das nichts.

Auf dem Weg zum Strand dann ein verblüffender Anblick: eine Ziege. Nicht auf einer Wiese, sondern in einer Gastronomie. Angeleint stand sie friedlich neben dem Tisch, an dem ihre Besitzer saßen. So eine Ziege als Haustier ist natürlich ungemein praktisch, denn an vielen Orten sind zwar Hunde verboten (Strände, Supermärkte, Museen), aber Verbote für Ziegen habe ich noch nie gesehen.

Auf dem Strandspaziergang zum nach saisonal  verschlafenen Nachbarort Quend Plage wurde uns eindrücklich gezeigt, wie schnell die Flut einsetzt. Am Ortsrand machte ich um 13:56 dieses Bild:

13:56

Dann befreiten wir auf der Promenade unsere Füße vom Sand…

Promenade

… schauten uns den Ort an und wären um14:22 wieder zurück an derselben Stelle. Da sah sie so aus.

14:22

Die Boje, die da im Wasser schwimmt, ist dieselbe, die um 13:56 noch im Sand lag.

Fazit für uns – außer, dass man bei Gezeiten immer aufpassen sollte – war, dass wir mit Saint-Valery-sur-Somme als Aufenthaltsort genau richtig gelegen haben.


Chemin de Fer de la Baie de Somme

Heute hat Daniela Geburtstag und als besonderes Ereignis des Tages sind wir mit der Museumsbahn – der Chemin de Fer de la Baie de Somme – nach Le Crotoy gefahren.

Das Wetter spielte leider nicht wirklich mit. Den halben Tag hindurch verkündete die Wetter-App „In einer Stunde ist der Nieselregen weg und es scheint die Sonne“. Tat sie erst auf dem Rückweg. Aber dafür haben wir jetzt einen neuen Schirm.

Für die Hinfahrt wählten wir ein Abteil 1. Klasse.

Das Fahrtempo war gemächlich. Irgendetwas zwischen Joggen und Radfahren. Dabei rumpelte und ruckelte der Zug heftig. Frida war nach ein paar Minuten überzeugt, dass Fliegen weniger stressig ist.

Von Le Crotoy gibt es hier keine Bilder, der Nieselregen war schuld und einer musste schließlich den neuen Schirm halten. Aber am Rande aufgeschnappt: Jules Verne lebte hier einige Jahre und entwickelte in Gesprächen mit Seeleuten die Idee für 20000 Meilen unter dem Meer.

Bei besserem Wetter werden wir gerne zurückkommen.

Zurück ging es dann in der zweiten Klasse. Wer sich fragt, was denn der Unterschied zwischen der 1. Klasse auf den ersten Bildern und der 2. Klasse ist, sollte genau hinschauen: in der 1. Klasse gibt es nur drei Sitze pro Reihe und die Rückenlehne ist ergonomisch geformt. Ergonomischer jedenfalls als eine gerade Wand. Ansonsten ist die Holzoptik dieselbe. Vor allem auf der Rückfahrt, als die Sonne herauskam, erinnerte es an eine finnische Sauna.

Da war es gut, dass es plötzlich einen Knall gab und sich ein Fenster spontan öffnete, indem es nach unten sauste. Von einem Mitreisenden vernahmen wir das Wort La Guillotine. Passte.

Jetzt sind wir wieder in unserem temporären Zuhause und es wird passend für einen Geburtstag gegessen und getrunken.


Feuersteinknollen

Wir wollten uns gestern mal anschauen, wo die Somme in den Ärmelkanal mündet. Da liegt an einer Landspitze nur ein paar Kilometer oberhalb von Saint-Valery-sur-Somme der winzige Ort Le Hourdel. Ein paar Häuser, ein Hafen, ein kleiner Leuchtturm.

Leuchtturm in Le Hourdel

Auf der anderen Seite der Mündung ziehen sich die Sandstrände des Naturschutzgebiets das Ufer entlang, hier sind es Kiesstrände. Der Spaziergang wurde dadurch von einem ungewohnt knirschenden Geräusch begleitet und der Wellengang rauschte nicht nur einfach, sondern wurde vom Klang rollender Feuersteine untermalt.

Aus dem Wasser ragt ein beliebtes Fotomotiv: ein deutscher Bunker, der langsam versinkt. Das Beste, was so ein Bunker machen kann. Und ich entdeckte das einzige Steinmännchen der ganzen Gegend, weithin sichtbar auf einem Pfahl aufgetürmt.

Einige Kilometer weiter der nächste Leuchtturm.

Phare de Brighton

Auch wenn der kleine Ortsteil Brighton heißt und England nah ist, es ist ein Vorort von Cayeux-sur-Mer und tatsächlich in Frankreich.

An dieser Stelle kommt man nicht an den Strand, denn hier wird der Kies, der aus rundgeschliffenen Feuersteinen besteht, abgebaut und in die halbe Welt exportiert.

Ganz zum Schluss streiften wir Cayeux-sur-Mer, warfen ein Blick auf die Strandbuden…

Cayeux-sur-Mer

… und fuhren nach Hause, um uns unsere Schätze anzusehen. Denn wir sind natürlich nicht einfach nur am Strand langgelaufen, sondern haben gesammelt. Keine Muscheln, sondern Hühnergötter.

Es mögen sich auch ein paar andere Steine in die Hühnergöttersammlung verirrt haben.


Dünen

Wir waren am Meer. Das klingt erst einmal unspektakulär. Der Weg schlängelte sich durch einen Kiefernwald in Richtung Dünen und Strand. Google behauptete im Nachhinein, dass man zu Fuß etwa 40 Minuten benötigt. Was beweist, dass Google keine Ahnung vom Laufen in weichem Sand hat.

Am Ziel dann eine Landschaft, die uns an die Düne Pilar erinnerte. Otto schaute es sich von oben an und brachte ein paar Bilder mit.

Frida war auch ganz begeistert.

Und ich frage mich immer noch, was das Schild am Strandeingang bedeutet, auf dem in einem roten Kreis das Bild eines Hundes durchgestrichen ist.


Ville Haute

Saint-Valery-sur-Somme ist alt. So alt, dass die Oberstadt (Ville Haute) noch viel Bausubstanz aus dem Mittelalter beherbergt.

Sie breitet sich auf einem Felsen aus, der die Mündung der Somme überblickt und schon vor dem Mittelalter besiedelt war. Damals (um 500) hieß der Ort noch Leuconay. Damals gründete hier ein Herr Valery ein Kloster. 1000 Jahre später wurde er heiliggesprochen. Und so wurde aus Herrn Valery der Helige (Saint) Valery und aus Leuconay Saint-Valery-sur-Somme.

Und irgendwo in den Gassen stand dieses schmale Gebäude, bei dem ich an ein Gemälde von Vermeer denken musste. Na gut, andere Zeit, anderes Land, aber die Assoziation bleibt.


Quai Digue Nord

Gestern war es warm. Warm im Sinne von „am besten bewegt man sich nicht“. Vormittags schauten wir uns noch den Markt an, der äußerst gut besucht war und auf dem schon die Hitze des Tages zu spüren war. Danach brauchten wir erstmal eine lange Pause.

Erst am späten Nachmittag, als Wind aufkam, trauten wir uns wieder raus. Und erlebten eine Überraschung. Ich hatte von unserer Wohnung aus immer wieder einmal aus der Ferne seltsame Geräusche gehört, von denen ich dachte „Hört sich an wie eine Dampflok“. Was ich etwas absurd fand.

Unten am Hafen begrüßte uns zuerst die Billeterie du Port.

Billeterie du Port

Und ein paar Meter weiter ein alter Zug, der tatsächlich von einer Dampflok gezogen wurde.

Mit den alten Häusern im Hintergrund fühlte es sich wie eine kleine Zeitreise an.

Der Hafen wird durch eine Art Landzunge – dem Quai Digue Nord – von den Salzwiesen getrennt, die je nach Tide mal unter Wasser stehen und mal trocken fallen. An der Spitze steht ein kleiner Leuchtturm, den wir schon am ersten Abend von der Uferpromenade aus gesehen hatten. Bis dahin waren es zwar ein paar Meter zu laufen, aber dank des Windes war es angenehm.

Links Saint-Valery-sur-Somme und rechts die Salzwiesen.

Salzwiesen

Otto hatte dann auch noch die Gelegenheit sich umzuschauen bis der Wind zu stark wurde und ich ihn zurückholte.

Saint-Valery-sur-Somme

Saint-Valery-sur-Somme

Der Regen hörte auf und wir hatten wider Erwarten doch noch Lust auf einen Abendspaziergang. Auf der langen Uferpromenade waren erstaunlich viele Menschen unterwegs, auf der Suche nach einem Restaurant mit schönem Blick über die Somme. Davon gibt es eine Menge hier und alle waren gut besucht. Aber insgesamt hatte die Abendstimmung etwas Entspanntes. Vielleicht lag es auch am Niedrigwasser, bei Ebbe wirkt alles ruhiger.

Während wir am Ufer entlang schlenderten, fiel mein Blick auf den Boden:

Ein paar Wochen zuvor wurde das olympische Feuer über diese Uferpromenade getragen. Von hier aus sind es ja auch nur noch 170 km bis Paris.

Und England ist noch viel näher. Deswegen sammelte Wilhelm der Eroberer hier in  Saint-Valery-sur-Somme  seine Flotte und brach am 30.9.1066 in Richtung England auf. Was dann eher nichts mit dem friedlichen Gedanken der olympischen Spiele zu tun hatte.

Angekommen

Wir sind an der Somme angekommen und es regnet.

Ein regennasser Balkon mit zwei Stühlen und einem Tisch. Im Hintergrund eine Landschaft mit Wiesen und Bäumen

Aber das macht gar nichts. Wir haben eingekauft und genug zu essen und zu trinken. Wir können an den geöffneten Balkontüren sitzen, dem Regen zuhören und müssen nirgendwo mehr hin.

Entspannung.