Herrenhäuser Gärten, Sekt, Sonnenuntergang und ein Fazit

Zum Abschluss unserer kleinen Reise waren wir in den Herrenhäuser Gärten, genauer im Großen Garten, einem der bedeutendsten Barockgärten in Europa, so etwas wie die niedersächsische Konkurrenz zu Versaille. Bei Barock denke ich immer an Möbel und Malerei mit Überfülle und und überbordende Verzierungen. So eine Barockgarten ist auf den ersten Blick komplett anders: streng geometrischer Grundriss, eckig geschnittene Hecken und Bäume, penibel als Ornament in Form gebrachte Buchsen und Blumen.

Dieser Gegensatz löst sich auf, wenn man an das absolutistische Herrschaftsmodell dieser Zeit denkt. Ein Barockgarten soll den Reichtum seines Besitzers zeigen und dass er selbst die Natur bis in Detail beherrscht. So ergänzen sich dann strenge Geometrie und florale Ornamente. Ganz besonders herausragend in den Herrenhäuser Gärten ist die Fontäne. Denn eine Fontäne zu konstruieren war ganz besonders teuer und taugte ganz besonders gut für das Spiel „Meine ist aber größer als deine“. Wobei deine die von Versaille war. Immerhin. Aber schließlich hat ja sogar Leibniz daran mitkonstruiert. Die Fontäne macht übrigens zwischen 12:00 und 15:00 Pause (hatte man uns schon am Eingang gesagt) und mit ihr nahezu alle anderen Springbrunnen auch (hatte man uns nicht gesagt).

Also schöner Gegensatz befindet sich in dem Garten ein Grotte, die Niki de Saint Phalle Anfang des Jahrtausends gestaltet hat.

Am Tag zuvor umfuhren wir noch einmal das Meer, diesmal aber im Uhrzeigersinn und mit dem Auto. Erste Station war der Tag der offenen Tür bei der Sektkellerei Duprès, die dort schon seit etwa 150 Jahren Sekt in den Gewölben von Schloss Landestrost herstellt. Ich weiß jetzt nicht nur mehr über den Unterschied zwischen Sekt und Champagner, was der Unterschied zwischen einem guten Champagner und dem vom Aldi ist und das Sektkellereien gar keine eigenen Weinberge haben, sondern wir durften auch das eine oder andere probieren. Empfehlenswert.

Zum Abschluss waren wir noch mal in Steinhude, Sonnenuntergang gucken. An dieser Stelle muss ich dann auch meinen ersten Eindruck von Steinhude als Hochburg des Rentnertourismus korrigieren. Mindestens zum Sonnenuntergang waren jede Menge Menschen aller Altersstufen unterwegs.

Was bleibt von der Woche, die ja ganz anders war als erwartet? Sie hatte durch das gute Wetter einen südlichen Charme (vielleicht nicht Mittelmeer, aber vielleicht das Département Gard) und dank der Sektkellerei haben wir auch was Leckeres mitgebracht. Das Eindrücklichste war aber die Lage unseres Häuschens. Abgelegen, aber nicht einsam an einer Schotterstraße ohne Beleuchtung waren wir wirklich mal in der Natur. Besonders Nachts, wenn wir in den Sternenhimmel schauten und die Milchstraße zu sehen war. Das bleibt in Erinnerung, denn es ist im Alltag nahe des Ruhrgebiets selten geworden.

Am Besten brachte es Daniela auf den Punkt, als sie einen Satz begann mit „Und wenn wir dann in Deutschland zurück sind…“. Wir waren weg, weit weg.


Einmal rund ums Meer

Zu einem Aufenthalt am Steinhuder Meer gehört es unbedingt, es einmal auf dem Fahrrad zu umrunden. Der Weg ist gut ausgebaut und beschildert. Allerdings machen sich an sommerlichen Tagen schon sehr, sehr viele Menschen auf den Weg. Da wir am Tag zuvor schon ein kleines Stück auf dem Rundweg unterwegs gewesen  waren, wussten wir, daß die Meisten im Uhrzeigersinn radeln. Und da wir nicht dauernd überholen und überholt werden (E-Bikes!) wollten, starteten wir gegen den Uhrzeigersinn.

War prima. Erst die Meerbruchwiesen mit Graugänsen, dann Schloss Hagenburg. Das gehörte mal den Schaumburg-Lippes, die von dort einen Kanal aushebeen ließen um die Inselfestung Wilhelmstein direkt erreichen zu können.

Mittagspause war in Steinhude, im September Hochburg des Rentnertourismus.

Durch das Tote Moor ging es entlang von zwei Stränden (mein Favorit ist der Surferstrand), Campingplätzen und Bootsanlegern zurück zum Einstiegspunkt Mardorf mit freiem Blick auf den weissen Berg.

Die Route ist landschaftlich abwechslungsreich: Feuchtwiesen, Wälder mit Kiefern, Eichen und Birken, Wälder nur mit Birken, Moore und zwischendurch Blick auf das Meer. Von allem etwas, es wurde nicht langweilig.

Insgesamt waren wir mit Fahrrad und zu Fuß 39 km unterwegs. Und danach noch recht fit….


Überraschend am Steinhuder Meer

Wir haben es natürlich schon so ein wenig geahnt: eigentlich wollten wir am Freitag in Richtung Marseillan aufbrechen, aber die Corona Inzidenz in Frankreich am Mittelmeer war hoch und und blieb leider auch hoch. Donnerstag dann wurde unsere Reiseregion zum Risikogebiet erklärt. Unser Vermieter vor Ort – ein Schotte – war super nett und erstatte uns die Miete zurück.

Aber was nun? Noch einmal die Wohnung zu streichen (statt nach Formentera zu fliegen wie im Mai ), kam definitiv nicht in Frage. Also verbrachten wir den Freitag nicht mit einer langen Autofahrt, sondern mit Recherche. An der Nordseeküste ist alles restlos ausgebucht. Und auch in anderen schönen Gegenden war nur noch die Resterampe am Start. Und während ich mit steigender Frustration alles im Inland abklapperte, was einen See oder Wasser in der Nähe hat, stolperte ich über dieses Tiny House. Frisch am Start und in einer Gegend, die wir nicht kannten: das Steinhuder Meer. Glückstreffer.

Kurz entschlossen buchten wir und Sonntag waren wir schon vor Ort. Die erste kleine Radtour führte uns zum Meer in Mardorf. Von einem Steg aus sahen wir weit draußen, wie zwei Menschen ein Boot zu Fuß umrundeten. Heute lüftete sich das Geheimnis dieses seltsamen Anblicks. Der See ist im Mittel gerade mal 1,35 Meter tief und bringt es an der tiefsten Stelle auf drei Meter. Bei der Größe erwartet man deutlich mehr Tiefe. Diese Freizeitskipper waren also schlicht auf Grund gelaufen und überlegten, wie sie da wieder wegkommen.

Wir jedenfalls genießen das gute Wetter und leckeres Essen auf der Terrasse und erforschen die Umgebung