Nachts am See

Die Tiny Houses sind klug konstruiert. Trotz ihrer geringen Grundfläche kann man sehr bequem in ihnen leben, ohne sich beengt zu fühlen. Aber das Beste ist das Bett, das direkt an dem Panoramafenster steht, mit Blick auf den See.

Nachts verschwindet das Gewässer im Dunkel und der Himmel tritt in den Mittelpunkt. In der ersten Nacht leuchtete er milchig verhangen zwischen den Bäumen. Und in dieser Nacht, die klar und kalt war, glitzerten die Sterne.

Vom Kopfkissen aus sah ich den Orion, den linke Fuß zunächst noch hinter einer Birke verborgen. Ganz langsam wanderte er weiter. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich die Muße einem Sternbild dabei zuzusehen, wie es sich unmerklich immer weiter bewegt. Bis es schließlich hinter dem Vorhang verschwand.

Morgennebel

Jetzt ist der Tag angebrochen und feine Nebelschleier treiben über dem Wasser.


Peckeloher Seenplatte

Wir brauchten sehr kurzfristig eine Auszeit. Daniela durchsuchte weiträumig Deutschland und die Niederlande und wurde quasi von der Haustür fündig: ein Tiny House an einem kleinen See der Peckeloher Seenplatte, nur eine Stunde Fahrt von zu Hause.

Der erste Tag der Reise – dem 1.11. – entsprach jedem November Klischee. Grau und nieselig. Wir ließen uns nicht abschrecken und liefen um den Feldmarksee.

Feldmarksee im November

Der Witterung zum Trotz aßen wir dort sogar noch ein Eis. Wirklich gutes Eis. Wer am Feldmarksee vorbeikommt, der sollte da unbedingt die Eisdiele besuchen.

Unser Gastgeber war so nett es uns unter persönlichen Einsatz zu ermöglichen früher das Häuschen zu beziehen, denn irgendwann reichte es uns mit der frischen Luft und wir wollten uns einkuscheln. Dafür waren die 18 qm unserer Cabin perfekt. Es war warm und wir konnten mit Blick auf den kleinen Heidesee entspannen.

Heute Morgen war das Wetter wie ausgewechselt. Das Novembergrau wich blauem Himmel und wir konnten uns sogar mal auf eine Bank am Ufer oder auf die Terrasse setzen, ohne, dass wir froren. Es wurde ein ruhiger Tag, nur unterbrochen von einem Spaziergang.

Bis auf den Feldmarksee sind alle Seen der Gegend umzäunt und gerne auch von vielen Camper belagert. Der kleine Heidesee sticht da heraus, denn an seinem Ufer findet man außer zehn Tiny Houses nur Natur und Ruhe. Anfang November noch einmal besonders viel Ruhe.

Als kleiner Stöpsel war ich lustigerweise mit meinen Großeltern schon mal in Peckeloh. Aber bis auf die Erinnerung an ein Seeufer mit Schilf ist da nicht viel geblieben.

So konnte ich jetzt alles neu entdecken.


Tiny House in Dierkshorn

Seit Anfang der Woche haben wir den vollen Impfschutz und trauen mal wieder etwas weiter weg. Und da wir uns schon lange für Tiny Houses interessieren, sind wir für vier Tage nach Dierkshorn in Nordholland gereist und probieren das bisher kleinste Häuschen (12 qm !) aus, in dem wir je gewohnt haben.

Es fühlt sich an wie irgendetwas zwischen Camping und leben auf einem Boot. Das Häuschen wurde von zwei Studenten der TU Delft entworfen und dieses Exemplar ist der Prototyp. Sie haben ihm eine coole und windschnittige Form gegeben. Sieht toll aus, wirkt sich nur leider auf den Stauraum negativ aus. So richtig ordentlich lässt es sich darin nicht wohnen, irgendwas fliegt immer im Weg rum. Lustigerweise war uns das nach kurzer Zeit ziemlich egal und vielleicht hilft es ja sogar aus der Alltagsstruktur auszubrechen.

Wie es bei einem typisch niederländischen Sommer so ist, bekommt man ausser Sonne auch noch gleich Regen und gestern zusätzlich noch richtig viel Wind. Das Tiny House schneidet dabei überraschend gut ab: wenn es zu warm ist einfach beide Schiebetüren öffnen und Sekunden später ist die Luft ausgetauscht. Es ist aber auch gut genug isoliert, dass es nachts angenehm bleibt.

Dass gerade in diesem Moment der Regen auf das Dach prasselt, ist halb so schlimm. Ich habe es mir auf dem Bett gemütlich gemacht, Daniela bastelt an einem Instagram-Post und schaue zwischendurch immer wieder durch die Bäume zur Pferdewiese. Das fühlt sich sehr relaxed an.

Es war auch noch nie so einfach eine Unterkunft zu finden wie diesmal. Wir mussten uns nur nach dem Kirchturm richten. Denn unsere Gastgeber bauen gerade eine Kirche um, haben ihr Designstudio dort und wohnen darin. Und das Tiny House liegt am hinteren Ende des Kirchhofs mit Blick ins Grüne und maximaler Privatheit und Ruhe.


Überraschend am Steinhuder Meer

Wir haben es natürlich schon so ein wenig geahnt: eigentlich wollten wir am Freitag in Richtung Marseillan aufbrechen, aber die Corona Inzidenz in Frankreich am Mittelmeer war hoch und und blieb leider auch hoch. Donnerstag dann wurde unsere Reiseregion zum Risikogebiet erklärt. Unser Vermieter vor Ort – ein Schotte – war super nett und erstatte uns die Miete zurück.

Aber was nun? Noch einmal die Wohnung zu streichen (statt nach Formentera zu fliegen wie im Mai ), kam definitiv nicht in Frage. Also verbrachten wir den Freitag nicht mit einer langen Autofahrt, sondern mit Recherche. An der Nordseeküste ist alles restlos ausgebucht. Und auch in anderen schönen Gegenden war nur noch die Resterampe am Start. Und während ich mit steigender Frustration alles im Inland abklapperte, was einen See oder Wasser in der Nähe hat, stolperte ich über dieses Tiny House. Frisch am Start und in einer Gegend, die wir nicht kannten: das Steinhuder Meer. Glückstreffer.

Kurz entschlossen buchten wir und Sonntag waren wir schon vor Ort. Die erste kleine Radtour führte uns zum Meer in Mardorf. Von einem Steg aus sahen wir weit draußen, wie zwei Menschen ein Boot zu Fuß umrundeten. Heute lüftete sich das Geheimnis dieses seltsamen Anblicks. Der See ist im Mittel gerade mal 1,35 Meter tief und bringt es an der tiefsten Stelle auf drei Meter. Bei der Größe erwartet man deutlich mehr Tiefe. Diese Freizeitskipper waren also schlicht auf Grund gelaufen und überlegten, wie sie da wieder wegkommen.

Wir jedenfalls genießen das gute Wetter und leckeres Essen auf der Terrasse und erforschen die Umgebung