Der gesunde Verstand (bon sens) ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, dass selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben.

Descartes – Diskurs über die Methode

Lange Zeit glaubte ich, das Descartes diesen Satz ironisch meinte. Aber nein, er meinte das völlig ernst. Der Verstand war nach seiner Ansicht wirklich gut verteilt. Ein paar Zeilen später heisst es dann aber

Denn es ist nicht genug, einen guten Kopf zu haben; die Hauptsache ist, ihn richtig anwenden.

Oder etwas moderner: du hast genug Verstand, also benutze ihn gefälligst.

Entdecke ich da Ironie?



Diese Tage her habe ich wieder mehr gearbeitet als genossen.

Goethe, 12. September 1787

Das Problem habe ich auch ab und zu…



Ich mache mir aus einem
Philosophen gerade so viel als er im Stande ist ein Beispiel zu geben.
[…]Aber das Beispiel muss durch das sichtbare Leben und nicht bloss
durch Bücher gegeben werden, also dergestalt, wie die Philosophen
Griechenlands lehrten, durch Miene, Haltung, Kleidung, Speise, Sitte
mehr als durch Sprechen oder gar Schreiben.

Friedrich Nietzsche: Unzeitgemässe Betrachtungen


Besser kann man den Maßtab, an dem sich ein Philosoph, der über das Leben redet, messen lassen muss, nicht beschreiben.