Ich würde meine Methode deshalb auch nicht Minimalismus, sondern Essentialismus nennen: Ich verzichte auf Dinge, die mir nichts bedeuten, gebe aber Geld für Sachen aus, die andere Leute vielleicht als sinnlosen Luxus betrachten, guten Wein und gebundene Bücher zum Beispiel. Es geht darum, herauszufinden, was einem persönlich wirklich wichtig und unverzichtbar ist. Der Rest kann weg.
Meike Winnemuth – Bin im Garten
Vor gut zehn Jahren bevölkerten plötzlich recht viele Minimalismus-Blogs das Netz. Ich fand das sehr unterhaltsam, da ich selbst mit allzu viel Zeug nichts anfangen kann und ich auch nicht gerne Sachen kaufe. Aber relativ schnell breitete sich da so eine kleinkarierte Erbsenzählerei aus, die sich in einem immer absurderen Wettbewerb zum Thema „wer kann wohl mit den wenigsten Dingen leben“ äußerte. 100 Dinge müssen doch wohl genug sein! Ist ein Paar Socken jetzt ein Ding oder zwei?
700 Jahre früher gab es das schon mal, als die Franziskaner über die richtige Umsetzung des Armutsideals stritten. Da wurden dann von einer Fraktion die Kutten gekürzt, sodass sie nur noch knapp über den Po reichten. Der Streit wurde so erbittert ausgetragen, dass letztlich einige Verfechter des extremeren Armutsideals auf dem Scheiterhaufen endeten.
Dagegen war die Minimalismusdebatte harmlos. Aber diese humorlos verkniffene Auslegung von Lebensentwürfen mochte ich noch nie. Und hatte so immer das Gefühl, dass mich Minimalist nicht passend beschreibt.
Essentialismus dagegen finde ich sehr sympathisch und menschlich. Er kommt nicht mit einem erhobenen Verzichtszeigefinger, sondern richtet die Aufmerksamkeit auf das, was für den einzelnen Menschen wichtig ist. Und das ist für jeden etwas anderes. Den überflüssigen Rest wegzulassen, vereinfacht die Angelegenheit ohne Verzicht. Gefällt mir.
Das Buch von Meike Winnemuth schenkte mir Daniela 2020 zum Geburtstag. Ich habe es nicht nur gerne gelesen, sondern habe auch was daraus mitgenommen. Wie das Zitat oben belegt, das mir beim erneuten Blick in das Buch auffiel.