Das längste Sommerfest der Welt

Es hatte was von „Sommerfest im Kleingartenverein“, nur viel, viel grösser. Das Still-Leben Ruhrschnellweg passte damit perfekt ins Ruhrgebiet. Es lieferte aber auch geradezu surreale Momente, wie ein Akkordeon-Orchester, das Moonriver spielte, während dazu schwarzgewandete Damen und Herren mittleren Alters mit Strohhüten tanzten.

Die A40 erschien so friedlich und freundlich ohne den Straßenverkehr, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob die Erfindung des Autos wirklich eine so tolle Sache war.


Lanstrop: Ei und See

Während das Ei in Lastrop ziemlich alt und das letzte seiner Art ist, ist der See recht jung.

Ohne den Bergbau gäbe es sie beide nicht. Oder genauer: ohne das Ei gäbe es den See nicht, denn das Ei versorgte die Dampfmaschinen und Waschkauen der umliegenden Bergwerke mit Wasser bei gleichmässigen Druck. Die Bergwerke wiederum holten die Kohle aus dem Boden und mit dem Zusammensinken der entstehenden Hohlräume entstand eine Senke.

Die voll Wasser lief.

Voila, ein See. Durch das Ei.

Die Frage wäre also geklärt: „War zuerst das Ei, oder der See?“


Von Extraschichten, Sky Spaces und Beton

Statt durchs ganze Ruhrgebiet zu hetzen kauften wir uns nur ein lokales Extraschicht-Ticket und besuchten das Zentrum für internationale Lichtkunst, vor allem den letztes Jahr neu gebauten Sky Space von James Turrell.
Wir waren auch genau richtig eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang da und hatten das Glück einen Sitzplatz zu ergattern (angeblich saß ich etwa da, wo auch James Turell letztes Jahr saß :) ) Einziger Haken bei dem Sitzplatz: Alles ist aus Beton und dementsprechend kuschlig und warm. Und die Anzahl der Sitzkissen war dem Ansturm nicht gewachsen.

Was man dann in der nächsten Stunde zu sehen bekam, waren vordergründig nur ein Stück Himmel, der von weißen Wänden eingerahmt wurde, die mit langsam wechselnden Farben beleuchtet wurden. Das eigentliche Kernstück der ganzen Installation ist das eigene Auge, denn es adaptiert sich an die Farben, sodass der Himmel in der Komplementärfarbe erstrahlt. So leuchtete der eigentlich graue Ruhrgebietshimmel blau, grün oder magenta. Ein Lehrstück über die Objektivität des Auges, aber auch einfach ein geradezu psychedelisches Erlebnis (ganz ohne Drogen und mit kaltem Hintern). Und die Kamera sah etwas komplett anderes als das Auge.

Wer die Gelegenheit und etwas Geduld hat, sollte es sich mal im Rahmen einer normalen Führung ansehen; die Extraschicht mit ihrem Andrang und dem lärmigen Hintergrund sind für diese meditative Installation nicht so gut geeignet.

Nebenbei: das ganze Gebäude ist auch noch eine riesige Camera obscura; für die kamen wir aber etwas zu spät. Und wir wurden für die WAZ fotografiert.


Wenig Schachtzeichen

Es war ein bisschen wie in einem Suchbild: wo ist der gelbe Ballon aka ein Schachtzeichen? Gestern hielten wir von Opherdicke aus Ausschau und entdeckten einige in Richtung Dortmund und Unna. Das war schon recht schön.

Und heute Morgen dann wollten wir uns das komplette Erlebnis gönnen und waren kurz vor 10 auf der Halde Hoheward und warteten darauf, dass die Ballone aufgelassen wurden.

Leider geschah aufgrund einer Sturmwarnung (sinnvollerweise) das Gegenteil: sie wurden eingezogen.

Na ja, aber am Wegesrand gab es ein paar Rapsfelder und die sind auch schön gelb.


Osterkunst

Erst wochenlang keine Kunst, dann gleich zwei Ausstellungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Zuerst am Freitag Intimacy! Baden in der Kunst im Kunstmuseum Ahlen und heute dann Joan Miro – Die Farbe seiner Träume im Graphikmuseum Picasso Münster.
Was mich ins Grübeln brachte, war die alte Frage nach dem Realismus in der Kunst. In Ahlen hingen teilweise übermalte Fotos von Xenia Hausner und fotorealistische Ölbilder unter anderem von Alyssa Monks. Unwillkürlich fragte ich mich, warum denn Frau Monks nicht gleich fotografiert und was denn die zusätzlich aufgetragene Farbe bei Frau Hausner soll. Gerade beim Fotorealismus fällt es mir schwer zu sagen was mich mehr beeindruckt: die Technik oder der Inhalt.

Ganz anders dagegen Joan Miró. Er arbeitet mit einfachen Formen und Farben, die aber alle eine Bedeutung haben. Er ist nicht abstrakt, aber auch weit von jeder Gegenständlichkeit entfernt. Der Betrachter ist gefordert mit Fantasie Bildtitel und Inhalt zusammenzubringen.

Ist jetzt etwas davon mehr oder weniger Kunst? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber ich mag Eric Fischl’s Bathroom Scene.

Und was heißt das jetzt für meine Malerei?


Winterliches Muttental

Was gibt es Besseres als die Ruhr 2010 mit einem Spaziergang einer Wanderung durch das Muttental zu beginnen, der Wiege des Bergbaus im Ruhrgebiet. Die Landschaft an der Ruhr ist schön und der Bergbau-Rundwanderweg lehrreich. So lehrreich, dass man ohne Schwierigkeiten eine Stunde mit dem Studium der diversen Schautafeln verbringen kann. Aber auch wenn man das nicht tut, nimmt man mindestens zwei Erkenntnisse mit:

  1. Unter der Erdoberfläche dürfte das Muttental wie ein Schweizer Käse aussehen
  2. Die Zechen und Halden sahen im Anfang noch richtig niedlich aus verglichen mit den späteren Zechen wie der Zeche Zollverein