Gestern am späten Nachmittag war das die Aussicht von unserem Balkon
Heute Vormittag bot sich dann diese Aussicht
So etwas muss man sich natürlich aus der Nähe anschauen, also haben wir eben mal etwas frische Luft geschnappt. Dabei konnten wir sogar noch die gute Tat des Tages tun: einem festgefahrenen Auto mit energischer Unterstützung beim Herausschaukeln aus einer kleinen Schneewehe helfen.
Ansonsten entdecken wir den ersten richtigen Schneemann des Jahres, sahen den Ponies beim Frösteln zu und eben glitt noch ein Skilangläufer geschmeidig auf dem Weg vor unserem Balkon vorbei.
Vor 100 Jahren wanderten die Kurgäste des Bad Königsborn gerne zum Wasserschloß Haus Heyde. Da wir in der Nähe des inzwischen verschwundenen Kurhauses wohnen, ist dieser Weg auch für uns eine schöne Anregung. Wir kürzen ihn allerdings meist mit dem Auto um ein paar Meter ab und laufen zum Teil dort entlang, wo damals noch Eisenbahnschienen lagen.
Die Kurgäste bekamen damals das Wasserschloß so zu sehen (geklaut von der Infotafel)
Heute bietet sich von der gleichen Stelle dieser Anblick; der bunte Holzstab steht an der Stelle, wo mal die rechte Gebäudeecke aus dem oberen Foto war.
Die einzigen Überreste, die nach dem Abbruch 1966 noch sichtbar sind, sind eher unauffällig.
Das verschwundene Wasserschloß ließ Christoph Friedrich Steffen von Plettenberg um 1750 an der Stelle errichten, wo schon seit mindestens 1343 eine Burganlage stand. Mit seinen 56 Zimmern war es nicht klein, aber vermutlich trotzdem gar nicht so angenehm zu bewohnen, denn Wasserschlösser tendieren zu einem feucht-kalten Raumklima (sagte uns jedenfalls mal der Besitzer von Haus Heeren). Und er ließ auch eine Platane pflanzen, die dort immer noch steht. Vielleicht hat sie sogar schon jemand vor ihm gepflanzt.
Mit über 7 Metern Stammdurchmesser und einer Höhe von 42 Metern ist sie Westfalens dickste Platane. Da in Meerbusch eine noch dickere Platane steht, hat sie den Titel leider nicht für ganz Nordrhein-Westfalen ergattert.
Die Natur hat hier eindeutig die Nase vorn: Schloss weg, Baum noch da.
Dieser Samstag war so richtig grau und kalt. So richtig Januar. Und das noch ohne viel Zerstreuungsmöglichkeiten. Aber wir haben uns dennoch mit Glühwein und leckeren Muffins aufgerafft und die Halde Großes Holz erklommen. Diesmal nur hoch bis zum Korridorpark und nicht – wie Weihnachten – bis zum Gipfel.
Ganz in der Nähe der Stelle, an der wir vor fünf Jahren einen Buddha aussetzten, entdeckten wir einen windgeschützten Hochsitz. Perfekt für einen Zwischenstopp.
Was da im Hintergrund so scheinbar friedlich vor sich hindampft ist das Kraftwerk Bergkamen, das seit 40 Jahren Stickoxide, Feinstaub, Chlorverbindungen und allerlei anderen Dreck produziert. Die Luft ist da in Richtung Sauerland definitiv besser, egal wie gut gefiltert wird.
Zurück ging es dann über den Teil der Halde, der noch gestaltet wird.
Eigentlich wollten wir bis nach Brilon fahren, um durch einen Winterwald so richtig mit Schnee zu wandern. Aber letztendlich war es uns dann doch zu weit und wir haben denselben Wanderparkplatz angesteuert wie im Herbst. Die Wandertafel versprach für die gewählte Tour naturnahe Bäche und Quellen. Und die gluckerten und plätschert auch wirklich immer wieder am Wegesrand. Schnee gab es – zu unserer Überraschung – auch. So wurde es vielleicht keine Winterwanderung, aber mindestens eine winterliche Wanderung. Da die Temperatur knapp über null Grad lag, rieselte der Schnee mal als kleine Flocke, mal als nasser Schneerutsch von den Ästen herunter und erfüllte den Wald mit einer ganz eigenen Geräuschkulisse.
Geradezu poetisch war ein kleiner Teich, der direkt neben dem (matschigen) Weg lag. Der rieselnde und rutschende Schnee erweiterte hier den Soundtrack um Tröpfeln, Tropfen und gelegentliches Platschen. Der Winterwald als Klangkunstwerk.
Da das Wetter heute endlich mal etwas besser war als in den vergangenen Tagen und auch etwas gegen die weihnachtliche Behäbigkeit getan werden musste, wollten wir wandern. Die Zufahrten ins Sauerland waren durch Staus unattraktiv, also blieben wir in der Gegend. Über eine einschlägige App hatte ich den Wanderweg 10 des SVG Fröndenberg rund um Bentrop entdeckt. Und das erste Mal in meinem Leben ließ ich mich bei einer Wanderung durch die Stimme meines Smartphones leiten, die präzise an jeder Weggabelung aus meiner Jackenasche nuschelte.
Los ging es bei der Hofkäserei Wellie. Da Daniela dort es vor ein paar Tagen einen Käse gekauft hatte, ließen wir den Hofladen links liegen und gingen entlang der Bahnlinie los. Von der Karte her sah die Rundwanderung erst mal aus wie ein großes, eher langweiliges Quadrat. Zwar begann der Weg auch erst mal schnurgerade bahnlinienförmig, aber im Laufe der Strecke wurde er abwechlungsreicher.
Das erste Highlight der Wanderung verpasste ich: links von uns fiel mir ein mit alten Bäumen recht malerisch bewachsener Hügel auf, aber dass es sich dabei um die Reste der Burg Hünenknüfer handelte fiel wirklich nicht auf. Sollten wir im Sommer die Wanderung noch einmal wiederholen – das könnte ich mir gut vorstellen – muss ich mir den Hügel unbedingt noch mal genauer anschauen, ob da nicht vielleicht noch ein paar Grundmauern zu sehen sind.
Das nächste Highlight war dafür gut zu sehen: Gut Scheda, ein ehemaliges Kloster, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber immer noch mit dem Haupthaus verblassende Pracht ausstrahlt. Gefolgt von einem Fischteich mit Räucherei, die den den olfaktorischen Höhepunkt des Weges bildete.
Aber das eigentliche Highlight der quadratischen Rundwanderung ist die Natur. Felder, Wälder und Ausblicke auf Felder und Wälder durch das Ruhrtal ins Sauerland. Nichts spektakuläres, sondern ruhig und recht menschenleer.
Ein guter Grund im Sommer zurückzukommen. Außerdem sind dann die Feldwege nicht ganz so matschig.
Es gibt Dinge, die tut man jedes Jahr gerne wieder, denn sie gehören einfach dazu. Also Traditionen im besten Sinn. Zu unserer Weihnachtstradition gehört ein Besuch auf der Halde Grosses Holz. Das war gelegentlich beinahe abenteuerlich. Wie 2009, als der Gipfel eine einzige Baustelle war und wir vor dem Wind Schutz hinter einer Bauhütte suchen mussten. Dieses Jahr war das Wetter freundlicherweise deutlich angenehmer.
Daniela stürmt die Halde
Und irgendwie passt es auch ins Ruhrgebiet: auf einer 100 Meter hohen Halde,stehen, in die Landschaft zwischen Dortmund und dem Sauerland schauen, ein paar Kekse essen und dazu ein Schluck eines Heißgetränks genießen. Eine Familie, die auch gerade die Halde erklommen hatte, versuchte zu erraten, was wir da tranken. Kaffee? Tee? Oder doch Glühwein? Tatsächlich war es Glühwein. Einer Empfehlung folgend war es Windstärke 9. Natürlich nur ein kleiner Schluck, wir mussten ja noch nach Hause kommen.
Aufwärts
Oben
Kekse und Glühwein
In Richtung Dortmund riss die Wolkendecke auf und zauberte einen malerischen Sonnenuntergang an den Himmel. Davon werden aber nur Erinnerungen bleiben, denn zeitgleich beschlossen die Batterien unserer Smartphones die weitere Mitarbeit zu verweigern.
Aber vielleicht ist es ja auch mal ganz schön, nicht alles zu fotografieren. Andererseits könnte es nächstes Jahr zur Tradition gehören eine Kamera mitzunehmen.
Wir waren in Billerbeck. Als wir in Unna losfahren, strahlte die Sonne und ließ den Raureif glitzern. Der November zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Im Münsterland dann die andere Seite des November: Kälte, Nässe, grauer Nebel. Und je näher wir Billerbeck kamen, umso dichter wurde der Nebel.
Longinusturm
Der Longinusturm, der auf der höchsten Erhebung des Westmünsterlandes steht und von dort weit in die Landschaft schaut, hatte sich gründlich im Nebel versteckt. Er schälte sich erst auf den letzten Metern aus dem Grau. Ungemütlich, aber schon eine besondere Stimmung.
In Billerbeck selbst lichtete sich der Nebel etwas und ließ nur Kälte und Nässe zurück. In anderen Zeiten hätten wir uns ein schönes Café gesucht und uns erst mal aufgewärmt. Ging natürlich nicht, aber dafür haben wir ein paar Leckereien in der Konditorei am Dom gekauft. Sehr Empfehlenswert.
Der Dom wirkt übrigens wie zwei Nummern zu groß für so einen kleinen Ort. Aber mit all den den historischen Häusern drumherum passt es dann doch wieder irgendwie.
Aufgewärmt haben wir uns dann mit Bewegung, statt mit Glühwein oder Kaffee. Also sind wir zur Berkelquelle gelaufen. Dort schloss sich der Kreis zum Sommer: die Berkel und eine füllige Statue.
Die Berkelquelle im November
Die Berkel in Vreden vor einem halben Jahr
Übrig blieben viele Fragen: was sieht man alles vom Longinusturm? Wie fühlt sich Billerbeck im Sommer an? Ist die füllige Dame stromaufwärts von Vreden nach Billerbeck geschwommen?
Ein wenig frische Luft am Datteln-Hamm-Kanal in der Nähe der Marina Rünthe. Sie fühlte sich an wie auf Mallorca im Winter: frisch, aber nicht kalt, mit einer Spur Kaminrauch in der Luft.
Zusammen mit uns war gefühlt eine Hundertschaft Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Nicht überraschend, angesichts des guten Wetters und der Umstände.