Perspektivwechsel

Wir sind seit ein paar Tagen wieder zu Hause. Heute ließ ich zum ersten Mal hier die Drohne aufsteigen und war überrascht. Wir leben in einem Park und der Blick von unserem Balkon im zweiten Stock geht direkt in die Kronen der alten Bäume. In gewisser Weise ist unsere kleine Wohnung ein Baumhaus. 

Trotzdem war ich verblüfft, als ich die Drohne vielleicht 200 Meter von unserer Wohnung startete. Keine Spur von dem Haus, in dem wir leben. Nur Baumwipfel. 

Ganz viele Bäume

Eigentlich naheliegend, denn ich sehe ja jeden Tag, dass die Bäume höher als das Haus sind. Aber es brauchte den Perspektivwechsel, um mir abseits der alltäglichen Erfahrung klar zu machen, wie sehr wir inmitten von Bäumen wohnen. 

Etwas später las/betrachtete/erfasste ich das erste Mal das Comic Unflattening von Nick Sousanis. In ihm geht es darum, wie sehr sich die Welt bereichert, wenn sie aus den verschiedensten gleichberechtigten Perspektiven betrachtet wird. 

Da ist etwas

Das trifft natürlich auch auf unsere Reise zu. Sie hat uns die Welt aus neuen Blickwinkeln gezeigt. 

Eine davon – das klingt vielleicht trivial – war die des Hundebesitzers. Wie sieht das, was wir tun, aus der Perspektive von Frida aus? Überfordern wir sie vielleicht oder genießt sie es?

Das alles im Kopf wieder zusammen zu bekommen war gelegentlich anstrengend. So wie ich unser Haus inmitten der ganzen Bäume erst einmal suchen und die Vogelperspektive mit der Fußgängerperspektive zusammen führen musste.

Gefunden

Aber es lohnt sich


Gelernt März 2023

Linux4ice

Über einen Tröt, den ich schon wieder verlegt habe, fand ich diesen Thread bei Reddit über eine spezielle Linuxdistribution für die Anzeigen in ICEs. Das ist eine clevere und schlanke Lösung, denn es braucht ja nur ein paar Betriebsystembasics, einen X-Server und darauf einen Browser im Kiosk-Mode.

’Pataphysik

Die ’Pataphysik (nur echt mit dem Apostroph vor dem P) wurde von Alfred Jarry ersonnen und ist die Wissenschaft des Einzelfalls, also ein (künstlerischer) Gegenentwurf zur Wissenschaft, die sich mit dem Allgemeinen beschäftigt. Das hat über die Jahrzehnte nicht nur z.B. Marcel Duchamps interessiert, sondern z.B. auch die Marx Brothers, Paul McCartney oder Max Ernst.

Mich auch.

garni

Als wir neulich an einem Hotel garni vorbeikamen, fragte mich Daniela, wo eigentlich dieses garni herkommt. Ich hatte mich das auch schon gefragt, aber nie nachgeforscht. Aber jetzt.

Es kommt von dem altertümlichen französischen le garni, das ein möbliertes Zimmer bezeichnet. Also ein leeres Zimmer, das mit Möbeln garniert wurde und wo es im deutschen Sprachraum noch ein Frühstück dazu gibt.


Februar 2023

Schwäne auf der Ostsee

Meine Vorstellung von Meer ist geprägt von Nordsee, Atlantik und Mittelmeer. Also viel Wasser mit Wellen. Zu unruhig für majestätisch dahin paddelnde Schwäne.

Schwan auf der Ostsee

Mangels Wellen fühlen sich die Schwäne offensichtlich auf der Ostsee sehr wohl. Das bringt mein Konzept von Meer völlig durcheinander.

Streichhölzer gegen Trauermücken

Um mindestens eine unserer Topfpflanzen schwirren auch dieses Jahr kleine, lästige Fliegen. Eine schnelle Recherche ergab, dass das gar keine Fliegen sind, sondern Trauermücken. Die stechen nicht. Aber sie nerven. Ein simpler Trick aus diversen Quellen im Internet half: Streichhölzer mit dem Kopf zuerst in die Blumenerde stecken. Der Schwefel darin macht den Plagegeistern den Garaus.

Für die Pflanze ist der Schwefel wiederum gut gemäß dem alten Merksatz C O H N S Pferd Mag CalK, der die notwendigen Elemente für Pflanzen beinhaltet. Und obwohl meine Chemie-Vorlesungen ewig her sind, konnte ich mich daran erinnern. Da habe ich wohl damals doch was gelernt.


Januar 2023

Hippopotomonstrosesquippedaliophobie

Vor ein paar Tagen hörte ich in einem Gespräch, dass Hippopotomonstrosesquippedaliophobie das längste Wort der deutschen Sprache wäre. Es kam mir reichlich seltsam vor und eine schnelle Recherche bestätigte meine Vermutung.

Schauen wir uns mal dieses lateinisch/griechische Monstrum genauer an:

hippopotamusNilpferd
monstrosgroß
sesquieineinhalb
pedalFuß
phopbieAngst

Ein Blick auf die Tabelle macht auf Anhieb deutlich, dass das ein Scherz ist, ein Hoax. Angeblich wäre die korrekte Bezeichnung Sesquipedalophobie, also die Eineinhalbfußangst. Aha, echt jetzt?

Wenn es um lange Worte geht, bleibe ich dann doch lieber bei Supercalifragilisticexpialigetisch.

CO2-Fußabdruck

Gerüchteweise hatte ich es schon einmal gehört, aber erst durch einen Beitrag auf WDR 5 habe ich mal nachgeforscht: Der CO₂-Fußabdruck ist eine Erfindung von BP aus dem Jahr 2004. Das Ziel war es davon abzulenken, dass Energiewirtschaft und Industrie mit Abstand die meisten Treibhausgase ausstoßen. Und die Strategie funktioniert, denn die Verlagerung der Verantwortung in den persönlichen Raum führt oft genug zu Frustration. Die Debatte wird verengt auf persönlichen Verzicht.

Natürlich ist es sinnvoll, das eigene Verhalten im Sinne des Fußabdrucks zu prüfen, aber es bei weitem nicht so wichtig, wie Druck auf Politik und Wirtschaft auszuüben, dass endlich massiv umgesteuert wird.

Mehr zum Thema gibt es hier.


Gelernt Dezember 2022

Kakao und Hunde

Kakao – und damit auch Schokolade – ist für Hunde (übrigens auch Katzen) giftig. Er enthält Theobromin, das schon in erstaunlich geringen Dosen zu einer Theobrominvergiftung führt. Bereits ein Teelöffel davon oder ein Riegel Zartbitterschokolade hätte auf Frida eine ganz hässliche Wirkung. Ich bin froh, dass sie von Anfang an Hundefutter bekommen hat und nicht mal eben etwas vom Tisch.

Bei einem Blick auf die Strukturformel von Theobromin hätte ich irgendwas mit Brom erwartet, aber tatsächlich setzt sich der Name aus theós ‚Gott‘ und broma ‚Speise‘ zusammen: Götterspeise. Vermutlich liebte der Entdecker des Alkaloids, der Herr Woskressenski, Schokolade.

Dunkeltuten

Im Blog von Herrn Buddenbohm blieb ich an dem Wort dunkeltuten hängen. Er erläuterte es auf der Seite nicht und so machte ich mich auf die Suche. Es bedeutet so viel wie „herumhängen“ und hat seine Wurzeln vermutlich in der Schiffahrt. Geriet früher ein Schiff in eine Nebelbank – vielleicht sogar nachts – blieb der Besatzung nichts anderes übrig als regelmäßig Signal zu geben und abzuwarten. Also im Dunkeln tuten und herumhängen.

… nennen sich Auslassungspunkte und durch das Fediverse habe ich gelernt, dass sie durch ein Leerzeichen von den anderen Worten des Satzes getrennt werden müssen. Herausgefunden habe ich das durch diesen Tröt von Sofasophia.

Aber nicht immer wird das Leerzeichen gebraucht, was sich auch schön illustrieren lässt: so ein Sch…

Horizont erweitern

Es gibt in diesem Blog seit vielen Jahren eine Kategorie, die ich viel zu stiefmütterlich behandele: Horizont erweitern.

Ich bin ein eher neugieriger Mensch und habe daher Freude daran über etwas zu stolpern, was ich aus welchem Grund auch immer interessant finde und bisher noch nicht wusste. Mein Interesse folgt da keinem Schema und ist recht unvorhersagbar.

Beim alltäglichen Herumgewische im Internet poppt da ganz gerne mal das eine oder andere auf, fesselt für einen Moment meine Aufmerksamkeit und versinkt dann wieder im Dunkel des Vergessens.

Das ist sehr bequem, völlig passiv und ziemlich doof.

Viel besser finde ich es an der Stelle etwas nachzuforschen und es mit eigenen Worten zusammenzufassen. So verschwindet es nicht spurlos, sondern im Gegenteil hinterlässt Spuren.

Das war die ursprüngliche Motivation für diese Kategorie. Und dann kam – siehe oben – die Bequemlichkeit und es läpperte immer wieder weg.

Diesmal probiere ich es mit einem Trick: in diesem Blog schlummert ein Eintrag für Dezember, der automatisch am 31. um 23:59 veröffentlicht wird. Er enthält zunächst mal nur den Satz „Diesen Monat habe ich nichts gelernt“. Da ich eine Veröffentlichung von so einem Satz dann doch peinlich finde, muss er durch Inhalt ersetzt werden.

Für Dezember ist mir das jetzt schon mal gelungen, das Ergebnis kann am 1. Januar besichtigt werden.


Gelernt Juli 2021

Pröbeln

Deutsch ist meine Muttersprache. Daher fand ich es äußerst ungewöhnlich über ein Wort zu stolpern, von dem ich mir sicher war es noch nie gehört zu haben.

Ich fand es in Das kalte Herz von Werner Plumpe, ein dickes Buch über die Geschichte des Kapitalismus, das es für kleines Geld bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt.

Eine erste Definition fand ich in der elektronischen Version des Duden: allerlei [erfolglose] Versuche anstellen. Eine noch bessere Erklärung fand ich auf den Seiten von Zeiss. Dort wird erzählt, dass Carl Zeiss seine Innovationen mit „trial and error“ entwickelte, was damals noch pröbeln hieß.

Womit auch deutlich wird, dass ein Muttersprachler des Jahres 2021 andere Worte kennt, als einer des Jahres 1847.

Überwasser

Überwasser war vor über 100 Jahren eine Gemeinde im Nordwesten von Münster. Seltsamerweise gibt es im Nordosten von Münster eine weit verzweigte Landstraße mit dem gleichen Namen. Und in Münster die Überwasserkirche. Beide nicht dort, wo die Gemeinde mal war. Als ob sich der Name losgezogen wäre und sich woanders niedergelassen hätte.

Arbeit (zu viel)

Anfang Juli hatte ich mit deutlich zu viel Arbeit zu leben. Das ruiniert Kreativität und Wohlbefinden. Diese Erkenntnis war mir nicht wirklich neu, aber ist jetzt wieder viel lebendiger. Und der Grund dafür, dass dieser Post diesmal so knapp ausfällt.


Gelernt Juni 2021

Reetdächer

Reetdächer sind etwa 40 cm dick und folgen ihren eigenen Gestaltungsgrundsätzen. Daher haben sie auch selten Fenster im Dachstuhl. Das führt dann schnell dazu, dass es unter dem Dach im Sommer warm und miefig wird. Also Vorsicht, wenn die Betten bei einer Ferienwohnung unter Reet im ersten Stock liegen.

Scharfer Mauerpfeffer

Das ist ein scharfer Mauerpfeffer.

Scharfer Mauerpfeffer

Eine gelb-grün leuchtende Pionierpflanze, die sich in Ording an den Deich klammerte. Und in einem Fish & Chips-Laden in der Nähe den Tisch dekorierte.

Pendenzenliste

Als ich heute durch das Internet flanierte, stolperte ich über die Pendenzenliste. In meinem Kopf entstanden sofort Assoziationen zu Pennälern und Oberstudienräten um 1900. Tatsächlich ist eine Pendenz einfach eine unerledigte Sache. Damit ist die Pendenzenliste das, was der moderne Mensch eine To-do-Liste nennt.

Ich höre mich schon sagen: „Diese Pendenz werde ich gerne auf meine Liste setzen.“ Und danach nehme ich dann meinen Monokel ab.