Entführt

Es sollte eigentlich eine normale Bahnfahrt von der Arbeit in Essen nach Kamen werden. 35 Minuten. Da ich noch einen Termin hatte und die Pünktlichkeit der Bahn kenne, hatte ich einen Puffer von 30 Minuten eingeplant. Das war natürlich viel zu wenig. Aber der Reihe nach:

Um 16:35 steige ich in den leicht verspäteten RE6. Der fährt auch normal, bleibt aber überraschend fünf Kilometer vor meinem Ziel um 17:05  in Dortmund Kurl stehen.

Nach einiger Zeit kommt die Durchsage „Weichenstörung“. Nach einer guten halben Stunde wird klar, dass die Weiche völlig kaputt ist und die Strecke gesperrt wird. Also geht es gegen 18:00 zurück nach Dortmund Hbf.

Wir kommen dort an und halten. 

Die Türen bleiben geschlossen. 

Niemand kann raus.

Im Schneckentempo zuckeln wir nach Hamm. Vorbei am Bahnhof von Unna.

Ich fühle mich, als ob ich entführt werde

Um 18:34 bin ich in Hamm. Da geschieht das Wunder: Die Weiche wurde repariert.

Also um 18:50 mit dem RE3 aus der Gegenrichtung nach Kamen.

Um 19:00 endet die Entführung.

Die Bahn, das letzte große Abenteuer.

Der Bahnhof von oben

Seit 2006 ist der Hauptbahnhof Essen Fixpunkt auf meinem Arbeitsweg. Erst an jedem einzelnen Werktag, aber seit Corona dank besserer Homeoffice-Regeln nur noch so zweimal pro Woche.

So sah er eben aus, als ich mich auf den Heimweg machte. Man beachte das Gebäude in der Mitte, denn da war ich heute drin.

Hauptbahnhof Essen

Mein Arbeitgeber führte dort im ehemaligen Thyssenhochhaus eine Veranstaltung durch. Im 19. Stock, also mit perfekter Aussicht auf Essen und Umgebung. Am Horizont bis zum Tetraeder in Bottrop und zum Gasometer in Oberhausen.

Der Bahnhof von oben

Und natürlich der Bahnhof. Die seltene Gelegenheit mal von oben zu sehen, was ich nur von unten kenne.

Die anderen Richtungen sind auch interessant … wenn man die Gegend kennt.

Aber so richtig schön ist die Essener Innenstadt nicht


Ausfälle und Verspätungen

Seit ich wieder regelmäßiger ins Büro pendele, habe ich das deutliche Gefühl, dass die Bahn mehr Probleme hat als früher. Aber ein Gefühl ist das Eine, Fakten das Andere. Also habe ich einige Tage protokolliert, was so beim Pendeln passiert. Es geht dabei um die Strecke zwischen Kamen und Essen. Einmal halb durch das Ruhrgebiet in etwa 35 Minuten pro Fahrt. Morgens um 6:53 hin und zum Feierabend um 16:53 zurück. An Feiertagen oder wenn ich im Homeoffice blieb, gibt es keine Einträge. Daher die Lücken.

Zwei Begriffe muss ich zunächst noch erklären:

Pünktlich: das meint in Bahndeutsch irgendetwas zwischen wirklich pünktlich und bis zu 5 Minuten Verspätung

Traktion: In den Zeiten vor dem RRX wurden einzelne Wagons zusammen gekoppelt und eine Lok davor gepackt. Da fehlte dann gerne mal ein Wagen und alle durften zusammen rücken. Das hat sich mit dem RRX geändert. Er besteht aus zwei Traktionen, die wiederum aus fest miteinander verbundenen Wagen besteht, die auch den Antrieb enthalten. Das hat Vorteile. So kann man sehr gut ohne enge Stellen durch die Traktion laufen und sie kann ohne Probleme einzeln betrieben werden. Nachteil: wenn was an der Traktion kaputt ist, dann fehlt der halbe Zug.

Der RRX: eine Traktion links, eine Traktion rechts

Und los geht’s:

13.6.

Blöder Start. Der Zug verschwindet einfach. In Minden gibt es Probleme und der Zug soll ab Hamm eingesetzt werden. Wird er aber nicht. Da ihn niemand aus den Anzeigesystemen nimmt, sieht er pünktlich aus und es gibt nicht mal eine Durchsage. Also ab nach Hause ins HO

14.6.

Hin: Der Zug kommt pünktlich, aber nur eine Traktion. Der Vorherige war ausgefallen, so wird es morgens etwas eng.

Zurück: Kinder spielen auf den Gleisen und ich erwische einen anderen, verspäteten Zug. Wir werden über Gelsenkirchen umgeleitet und kommen mit für mich nur 20 Minuten Verspätung in Kamen an.

15.6.

Hin: Auch heute nur eine Traktion, dafür ist sie pünktlich

Zurück: Ich erwische wieder einen verspäteten Zug, der sich dann langsam durch das Ruhrgebiet kämpft und mit 20 Minuten Verspätung ankommt

20.6.

Hin: pünktlich

Zurück: Ein Signal ist kaputt, daher läuft der RRX eine halbe Stunde später ein und hat in Kamen am Ende 37 Minuten Verspätung

22.6.

Hin: pünktlich

Zurück: 15 Minuten Verspätung einfach nur so

23.6.

Hin: pünktlich

Zurück: Mit 20 Minuten Verspätung kam der Zug, fuhr ein paar Meter, dann ging ein Signal kaputt. Also blieben wir 20 Minuten stehen, bevor es langsam weiter ging. In Dortmund blieben wir wieder stehen. Ein Notfall war während der Fahrt gemeldet worden, hatte sich dann aber am Bahnhof verkrümelt. Noch mal 10 Minuten oben drauf. Also insgesamt 50 Minuten Verspätung.

24.6.

Hin: pünktlich

Zurück: 15 Minuten Verspätung. Für einen Freitag, an dem auch die Sommerferien starten, ist das erstaunlich wenig.

Fazit

Morgens ist die Welt noch in Ordnung. Meistens kommt ein Zug, gelegentlich auch nur ein halber, aber dafür pünktlich.

Nachmittags sieht es anders aus. Mehr Menschen sind unterwegs, Kinder spielen auf Gleisen, Signale fallen aus und alle Störungen stapeln sich aufeinander. Das gab es vor einigen Jahren auch, ist aber mehr geworden.

Wie man an den diversen Zwischenfällen oben sieht, hat das viele Ursachen. Da gerade der Fokus wieder mehr auf dem ÖPNV liegt, könnte sich da was ändern. Wäre schön. Und der Blick, den ich regelmäßig auf dem Weg zum Bahnhof auf die staugeplagte A 40 habe, lässt mich die Verspätungen in der richtigen Relation sehen.


Zur schönen Freiheit

Nach einem knappen halben Jahr habe ich heute mein Homeoffice-Dachstübchen verlassen und bin an meinen regulären Arbeitsplatz in Essen gependelt. Eine zu leistende Unterschrift und die Klimaanlage vor Ort waren gute Gründe sich raus zu wagen.

Auf dem Platz hinter dem Bahnhof erwartete mich überraschend eine künstlerische Intervention: »Zur schönen Freiheit« – Der Kurort über der A 40

Um die Ironie in der Installation angemessen zu würdigen muss man wissen, dass der Platz Freiheit heißt und unter ihm die A40 herläuft. Also der perfekte Ort für einen Luftkurort.

Ich fand es prima so begrüßt zu werden. Und an der nächsten Ampel klebte auch gleich das passende Motto


Bahn fahren

Ich stehe jeden Arbeitsmorgen am Bahnhof in Kamen und möchte nach Essen fahren. In der Theorie – also laut Fahrplan – kein Problem. Die Praxis sah diese Woche so aus:

Montag: Weichenstörung, 20 Minuten Verspätung

Dienstag : Verspätung aus vorhergehender Fahrt. Damit 25 Minuten später

Mittwoch : Der Zug kommt fast pünktlich, muss aber vor Bochum stehen bleiben. Ein Güterzug ist entgleist und hat auch noch die Oberleitung beschädigt. 20 Minuten Verspätung

Donnerstag : Der Zug steht pünktlich in der Anzeige… und kommt nicht. Still und heimlich verschwindet er dann aus der Anzeige. Ein Geisterzug. Als geübter Bahnpendler kann ich mir die Hintergründe zusammenreimen:der Zugführer ist nicht gekommen und in der Leitstelle hat man vergessen den Zug aus dem System zu nehmen. Die Alternativverbindung war daan verspätet und bescherte mir eine morgendliche Abenteuerreise.

Freitag: Homeoffice, denn wer weiß, was sich die Bahn sonst noch so hätte einfallen lassen.


Frühlingsanfang…

… und Neuschnee. Na ja, genau genommen fängt der Frühling erst um 17:15 an. Er hat also noch etwas Zeit.

Nachtrag: Tatsächlich war nachmittags der Schnee weg und der Frühling da. Hier mal in der Version „Deutsche Bahn“.


Leerer Zug 

Der Spruch des Tages kam eben vom Zugführer im überfüllten RE 1:

Auf dem Gleis nebenan fährt gleich die S1 nach Dortmund ein. Wenn sie umsteigen ist das die Gelegenheit mal einen leeren Zug von innen zu sehen. 


Tatort Zug

Heute Morgen begrüßte mich diese seltsame Szene im Zug

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War ein Verbrechen geschehen ?
Oder hatte jemand offensiv eine Sitzplatzreservierung durchgeführt ?

Des Rätsels Lösung:

Sitzgruppe_verschmutzt

Mir als Laien schien die Sitzgruppe genauso stark (oder wenig) verschmutzt zu sein, wie alle anderen Sitze auch.