Vejer und Trafalgar

Auch wenn die Strände hier herrlich sind, so gibt es auch eine Menge Geschichte zu entdecken. Die Phoenizier waren hier und später gehörte die Gegend zum Reich der Karthager. Aber die sichtbaren Spuren aus der Antike dürften die Römer hinterlassen haben. In Sichtweite von Vejer am äußersten Ende von La Muela liegt ein Aquädukt.

Dann kamen die Mauren und gaben dem alten Vejer seine heutige Struktur mit verwinkelten Gäßchen und einer bis heute vollständig erhaltenen Stadtmauer.

Vejer de la Frontera

Direkt vor Vejer an der Küste liegt das Kap von Trafalgar. Der Leuchtturm, der heute das Kap markiert, stand noch nicht, als 21.10.1805 an dieser Stelle eine der bekanntesten Seeschlachten stattfand: die Schlacht von Trafalgar. Die vereinigte Flotte der Franzosen und Spanier wurde von den Briten vernichtend geschlagen. Damit musste Napoleon seine Träume von der Eroberung Englands begraben und die Briten dominierten für 100 Jahre den Seehandel. Ausserdem bauten sie einen bekannten Platz und stellten eine Statue drauf. Bis wir hierher kamen, war mir nicht bewußt, dass Trafalgar in Andalusien liegt. Die Assoziation mit dem Wort Trafalgar ging immer für mich nach London.

Kap de Trafalgar

Heute ist es hier friedlicher.


La Muela

Wir sind in La Muela, eine verstreute Ansammlung von Häusern in der Nähe von Vejer de la Frontera. Also in Andalusien auf halben Weg zwischen Gibraltar und Cadiz.

Und wir sind – nicht zum ersten Mal – mit leichtem Gepäck unterwegs: ein Köfferchen pro Person als Handgepäck, sonst nichts. Aber hier ist Sommer, da braucht es nicht viel. Außerdem ist es eine gute Übung in angewandtem Essentialismus. Ich muss allerdings zugeben, dass es die Einschränkungen bezüglich Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen einem dann doch etwas schwer machen.

Da wir ja gerade erst in den Niederlanden waren, fällt eine Sache hier besonders auf: im öffentlichen Raum tragen hier noch sehr viele Menschen eine Maske. Während in Holland niemand mehr eine Maske trug, weder drinnen noch draußen, sieht man hier sogar skurrile Menschen, die sie am Strand tragen. Na gut, eher selten, aber es gibt sie. In den Städten und Dörfern gehört es dagegen geradezu zum guten Ton, eine zu tragen. Die geltenden Vorschriften sind den deutschen sehr ähnlich. Aber zu Hause ist alles schon wieder relaxter. Obwohl die Impfquote hier deutlich höher ist. Seltsam.

Wir leben hier spanisch-ländlich: tiefste Ruhe wechselt sich ab mit Hundegekläff und dem Krähen von Hähnen, garniert mit einem besonders peniblen Umgang mit Lebensmitteln, denn den Ameisen gönnen wir nichts. Keinen Krümel. Nix.

Wir sind das erste Mal seit langer Zeit nicht im Herbst oder Winter in Spanien, sondern im Spätsommer. Die Menschen hier sagen uns, dass die richtige Hitze längst vorbei ist. Aber mir ist es dann gegen Nachmittag doch eine Spur zu warm. Andererseits kann ich mich im Meer abkühlen und das ist auch fein.

Selbstverständlich schauen wir uns auch die verschiedenen Dörfer und Städtchen in der Umgebung an. Ganz in der Nähe trohnt Vejer de la Frontera weiß auf den Felsen und schaut in die Landschaft. Ein paar Kilometer weiter an der Küste wächst genauso weiß leuchtend Conil de la Frontera aus dem Meer. Und dann sind da noch Barbate, Zahara de los Atunes, Tarifa und Bolonia. Obwohl sie fast alle an Stränden in derselben Landschaft liegen, sind sie doch sehr unterschiedlich. Zwar touristisch (das mit dem Thunfischfang ist ja schon lange vorbei), aber ohne Hotelburgen oder ähnliche Auswüchse ist jeder Ort besonders und hat seinen eigenen Charakter.

Zum Schluss noch etwas Strand inklusive nicht nachbearbeiteten (!) Sonnenuntergang.


Andalusien

Nach einer Woche Rundreise durch Andalusien sind wir in Frigiliana angekommen, unserem Ruhe- und Erholungsort. Die letzten Tage waren erfüllt von großartiger Architektur und wunderschönen Gärten, aber sie waren auch anstrengender als zunächst gedacht. Die meisten Stationen – Granada, Cordoba und Sevilla – waren so groß, dass man erst einmal einen Tag zur Akklimatisierung brauchte. Jede der Städte hat ihre eigene Struktur, die erst man einmal kennenlernen muss. Lediglich Ronda, die letzte Station, war so übersichtlich, dass sie ohne Anstrengung entdeckt werden konnte.

Was lässt sich aus unserer durchreisend-touristischen Perspektive zu den Städten sagen?

Granada: Die Alhambra ist wirklich so groß, dass man ohne Schwierigkeiten eine Tag in ihr zubringen kann. Nur sollte man ein Bütterchen einpacken, denn die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist in ihren Mauern eher minimal.

Cordoba: Die Mesquita ist wirklich einzigartig. Eine riesige Moschee, die nach der Reconquista mit gewagten baulichen Veränderungen in eine Kirche umgewandelt wurde. Umgeben ist sie von einer schönen, verwinkelten und verkehrsberuhigten Altstadt.

Sevilla: Ein echter Kontrast zu Cordoba, jedenfalls was die Atmosphäre angeht. Die Stadt wirkte auf uns wesentlich unruhiger und lauter (das bei der Anfahrt uns der Navigator unbedingt Busspuren entlangführen wollte, machte die Sache auch nicht einfacher). Highlight der Stadt für uns waren die Alcázares Reales. Der Dom protzte in erster Linie durch seine Größe und die Placa Espana strahlte eine merkwürdige Künstlichkeit aus.

Ronda: Das Städtchen mit der 100 Meter hohen Brücke zwischen seinen beiden alten Ortsteilen ist einfach fotogen.

Und jetzt erholen wir uns abseits aller japanischen Reisegruppen in einem Häuschen, das unserer Traumunterkunft ziemlich nahe kommt.