Cava mit Aussicht

Gestern Abend erklommen wir den Camí de Sa Pujada mit einer Flasche Cava. Es ist ein Pfad aus unbehauenen Felsbrocken, der einmal Mönchen diente, die vor Jahrhunderten ihr Kloster auf La Mola hatten und dort schon im 13. Jahrhundert Wein anbauten. Die müssen sehr trittsicher gewesen sein, denn auch in seiner heute restaurierten Form sollte man beim Gehen den Blick immer auf dem Boden lassen. Sonst legt man sich mit Sicherheit auf die Nase und lernt die Felsen aus nächster Nähe kennen.

Das großartige an dem Weg sind seine spektakulären Aussichten (Achtung: dabei stehen bleiben) über die Insel in Richtung Westen. Also auch perfekt um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Genau das hatten wir vor.

Vor ein paar Jahren versuchten wir das schon einmal mit einem Picknick zu verbinden. Es scheiterte an sehr zudringlichen Geckos, die überraschend zahlreich aus dem Gebüsch krabbelten und sich sehr für das mitgebrachte Essen interessierten. Aber der Sonnenuntergang damals war dann schön.

Diesmal waren weit und breit keine Geckos zu sehen, aber leider lag viel Dunst über Ibiza. Die Sonne versank quasi im Nebel. Aber auch das hatte seinen Charme.

Leider hatte dann der Cava auch noch einen leichten Korkgeschmack. Also war es auch diesmal nicht ganz so, wie gedacht. Das macht aber nichts, so haben wir einen guten Grund noch einmal hierher zurück zu kehren.


Cala en Baster

Daniela ist zum neunten Mal auf Formentera und für mich ist es der achte Aufenthalt. Die Insel ist wirklich übersichtlich und Fahrräder reichen völlig aus um sie zu entdecken. Das sollte man meinen, daß wir hier schon alles entdeckt hätten.

Von wegen. Als ich mir die Routes verdes anschaute, sah ich ein Foto von einer Bucht, die mir früher schon aufgefallen war. Ich wusste nur nie, wo sie liegt.

Jetzt wissen wir es und waren dort: es ist die Cala en Baster. Eine kleine Felsenbucht, in der einige Bootshöhlen in den losen Sandstein getrieben wurden. Jetzt im Mai alles noch sehr ruhig und malerisch.

Wer mag kann sich mit uns auf die Felsen setzen, auf das Meer schauen und dem Rauschen zuhören.


Schlappentausch

Vor etwa 20 Jahren überredete mich Daniela ein paar dieser seltsamen, menorquinischen Schlappen zu kaufen. Ich misstraute der Konstruktion (wie kann der Schuh nur mit so einem einzelnen Riemen verlässlich am Fuß gehalten werden?), gab ihr aber eine Chance.

Zwei Paar Menorca-Schlappen, eins alt, eins neu
Zwei Generationen Schlappen

Aber sie funktionierte hervorragend (wenn der Riemen stabil hoch genug steht! ) und so sind die Menorca-Schlappen meine bevorzugten Sommerschuhe geworden.

Dementsprechend ist leider auch der Verschleiß. Alle paar Jahre ist die Sohle durch. Dann geht es mir wie Denis Diderot mit seinem Hausrock, dem er eine kleine Schrift widmete. Obwohl verschlissen und voller Tintenflecken an den Ärmeln war er so sehr Teil von ihm geworden, daß ein Ersatz nicht in Frage kam. Und er fand viele Gründe dafür.

Ganz so eng ist meine Beziehung zu den Schlappen nicht. Aber beim Übergang von Alt auf Neu fällt mir auf, wie perfekt sich Fuß und Schuh aufeinander eingestellt haben. Das ist nicht nur bequemer Sitz, den haben auch schon die neuen Schlappen, sondern eine unaufdringliche Selbstverständlichkeit von etwas, das beinahe Teil von mir selbst ist.

Aber wie es so ist, tempus fugit


Formentera – tempus fugit

Alles ändert sich. Das ist gut so, denn sonst würde alles erstarren. Aber die Änderung sollte in der richtigen, natürlichen Geschwindigkeit vor sich gehen. Nicht zu langsam, aber auch nicht überstürzt.

An spanischen Stränden gehören die Chiringuitos fest zum Erscheinungsbild. Bis zum Sonnenuntergang gibt es dort Snacks, Eis, Wein und Bier. Einige haben regelrechte Fans, die ihnen ihnen über Jahre oder Jahrzehnte die Treue halten. Auf Formentera gehörte der Pirata Bus (der schon lange kein Bus mehr war) seit über 40 Jahren quasi zum Inventar. Oder ein paar Meter weiter das Bartolo. Wir selbst waren gelegentlich mal hier und mal dort, fanden es aber immer schön, dass es diese festen Punkte gab.

Alle sechs Jahre musste die Lizenz verlängert werden, bisher eine Formalität. Die Inselregierung hat sich dieses Jahr dazu entschieden kurzfristige Gewinnoptimierung zu betreiben und die Lizenzen an den Meistbietenden zu verscherbeln. Auf diese Weise sind jetzt alle acht Chiringuitos verschwunden. So richtig verschwunden, denn aufgrund der Naturschutzauflagen muss der Rückbau vollständig sein.

Strand, Meer und in der Ferne eine Flagge
Hier war mal der Pirata Bus

Bald wird es an der gleichen Stelle neue Chiringuitos geben. Sie werden deutlich teurer sein, denn sie müssen das Geld für die Lizenz ja wieder reinholen. Und Gewinn für die Investoren realisieren.

Es gibt richtige und falsche Zeiten etwas zu ersetzen. Dies hier war die Falsche. Und es gibt richtige und falsche Motive dafür. Geldgier gehört für mich immer zu den Falschen.

Nachtrag 26.6.

Seit ein paar Tagen ist der Piratabus wieder am Start. Da scheint es doch eine Menge Protest gegeben zu haben, der letztlich zum Erfolg geführt hat.


Flugscham und Microplastik

Irgendwo las ich, dass in Schweden der Begriff der Flugscham aufgekommen ist. Scham in dem Sinn, dass ich etwas unanständiges tue, das gegen soziale Normen verstößt. Das sind aktuell vermutlich (noch) nicht die Normen einer Mehrheit, aber mir persönlich wichtig.

Ich schreibe diese Zeilen auf Formentera und bin vor einer Woche mit einem Flugzeug hierher gekommen. Flugscham empfinde ich daher gerade sehr deutlich.

Es Calo

Passend dazu kommt der moderne Ablasshandel in Form von z. B. Atmosfair Ich kompensieren meine 500kg CO2, indem ich z. B. effektivere Öfen in Lesotho mit einer Spende fördere. Atmosfair geht dabei sehr transparent und pragmatisch vor und unterstützt z. B. aus – wie ich finde – guten Gründen keine Wiederaufforstung. Aber trotz kompensierender Spende bleibt ein schlechtes Gewissen. Und die Frage: Können die paar Euro wirklich die Menge CO2 aufwiegen?

Vor Ort bin ich dann in San Francesc über dieses Plakat gestolpert:

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Erste Reaktion : Plastik an den Stränden hier? Kann doch gar nicht sein. Bis wir genauer hingeschaut haben. Und erst einmal ein paar wenige größere Plastikstücke aufgesammelt haben, dann kleinere und noch kleinere. Das war, denkt man sich, rührt etwas im Sand und findet noch mehr. Dann kann man gar nicht mehr so richtig aufhören und sammelt immer wieder kleine Plastikstücke auf. Sie nehmen kein Ende. Letztlich hat man ein paar Quadratmeter einigermaßen gründlich von Plastik befreit, aber es bleibt noch unendlich viel mehr übrig.

Trotzdem war diese Erfahrung nicht nur ernüchternd, denn sie war begleitet von einem schönen Moment, in dem ein Franzose uns beobachtete und spontan etwas mitgesammelt hat. Man kann also tatsächlich – mit etwas Glück – jemanden motivieren etwas zu tun, einfach, indem man es selber tut.

Aus dem gesammelten Plastik werden in diesem Fall Kunstobjekte, die Sol Courreges Boné fertigt.


Formentera – die Tier-Edition

Wie schon für Norderney, so gibt es diesmal auch für Formentera eine Sonderedition: Tiere. Denn die Strände, Leuchttürme und das unglaubliche Türkis des Meeres war hier schon einige Mal Thema. Die allererste Version dieses Blogs von 2005 hatte sogar etwas Formentera im Headerbild.

Jetzt also tierische Inselbewohner: Schafe mit Sommerfrisur, Ziegen mit Nachwuchs, Stelzenläufer und Kormorane, Hotelkatzen, kleine und große Pferde, Möwen und natürlich Geckos.

Zum zweiten Mal waren wir mit dem Fahrrad auf Formentera unterwegs. Und haben damit – wie schon beim letzten Mal – beide Leuchttürme besucht, die jeweils knapp 100 Meter (Cap de Barbaria) bzw. etwa 150 Meter (La Mola) über dem Meeresspiegel liegen. Das Ganze sozusagen aus dem Stand nach der Fahrrad-Winterpause und nicht mit irgendwelchen optimierten
Mountainbikes, sondern mit diesen inseltypischen Rädern.


Formentera zum fünften Mal

Jetzt waren wir tatsächlich zusammen fünf Mal auf Formentera. Beachtlich.

Wir waren wieder nebensaisonal da, was sich als immer wichtiger herausstellt, denn die Insel wird mehr und mehr herausgeputzt und in der Hauptsasison suchen Heerscharen betuchter Touristen sie heim. Aber wir hatten Glück und das Wetter spielte mit sommerlichen Temperaturen mit.

Seit wir das letzte Mal da waren, hat sich übrigens eine Sache geändert. Eine beachtliche Anzahl von Menschen sitzen mit Ausblick auf das türkise Meer am weissen Sandstrand oder beim Sonnenuntergang an einer schönen Stelle … und schauen nicht hin. Stattdessen glotzen sie auf ihr Handy. Seltsam.