Zwei Wochen Languedoc

Gleich kommen wir auf der Rückfahrt an Metz vorbei, hier sieht schon alles aus wie zu Hause. Keine Spur mehr von mediterraner Landschaft. Aber es bleiben schöne Erinnerungen.

Wir haben in Usclas-d’Hérault gewohnt, waren in Béziers, Séte, Sérignan und einigen anderen schönen Orten.

Wir haben lecker gegessen, nicht nur Austern, sondern auch Petit pâté de Pézenas, Brandarde und Tielle setoise.

Wir waren am Strand, haben Wetterleuchten gesehen und uns von viel zu vielen Mücken stechen lassen.

Und ich habe tatsächlich ein wenig gezeichnet.

Schade, dass es schon zu Ende ist. Aber dafür haben wir im Kofferraum ein paar Flaschen Wein. Genug für etwa ein Jahr. Auch nett.


Sérignan kann auch Graffiti

Wir waren noch einmal unterwegs zur Küste und haben einen kleinen Zwischenstopp in Sérignan. Schon auf den ersten Metern in der Altstadt an einem kleinen Platz die erste Wandmalerei. Daniela fotografierte sie gerade, als eine alte Frau sie darauf hinwies, dass auf dem nächsten Platz – etwas versteckt um die Ecke – noch ein großes Bild ist. Jede Menge Hühner.

Und dann noch ein Beinahe-Banksy… von dem ein Herz heruntergefallen ist.

Das waren jetzt nicht so viel Street Art wie in Séte, aber Sérignan ist ja auch viel kleiner.

Nachtrag 26.9.: Daniela hat den Beinahe-Banksy gefunden. Er heißt Sunra.


Sète, Rue de Tunis

Sète ist so etwas wie eine riesige Galerie für Graffiti. Daneben ist es natürlich auch noch eine lebendige südfranzösische Hafenstadt mit beliebten Märkten auf pittoresken Plätzen unter schattenspendenden Platanen.

Das Graffiti Kunst sein kann, hat die Stadt schon vor Jahren entdeckt und z. B. eine Entdeckungstour durch die Altstadt markiert. Die fanden wir schon bei unserem ersten Besuch vor vier Jahren toll.

Diesmal sah Daniela durch Zufall ein Blumengraffiti in einer Seitenstraße. Bei einem Blick um die Ecke zeigten sich noch viel mehr Wandbilder in den unterschiedlichsten Stilen. Die Bilder hier sind nur ein kleiner Ausschnitt.

Wer es sich die Street Art vor Ort anschauen will: es ist die Rue de Tunis.


Austern

Ich esse nicht oft Austern, aber heute war es wieder so weit. Genau genommen war es heute das dritte Mal (die beiden anderen Gelegenheiten wurden verbloggt).

Eigentlich war der Plan nach einem kurzen Zwischenstopp in Bouzigues weiter nach Sète zu fahren und letztlich zum Strand.

Bouzigues

Hat nicht ganz geklappt, denn wir haben uns zu lange in Bouzigues herumgetrieben. Und schon war Mittag. Die Franzosen sind was ihre Zeiten Mittag zu essen ungemein pünktlich. Bis nach Sète hätten wir es für ein Mittagessen nicht mehr geschafft, also haben wir hier geschaut. Beim Essen in Sichtweite zum Etang zu sitzen, hat ja auch was.

Allerdings ist Sonntag. Zumindestens in dieser Gegend lieben es die Leute sich Sonntagmittags mit einem Restaurantbesuch zu verwöhnen. Daher bekamen wir im ersten Restaurant folgendes zu hören: Vous avez réservé ? Désolé, nous sommes complets. Nichts zu machen, ohne Reservierung kein Platz.

Im Les Rives de Thau hatten wir dann Glück, bekamen den letzten freien Platz und bestellen eine Plateaux de coquillages. Sie enthielt neben rohen Austern und Muscheln etwas für mich Neues: gratinierte Austern. Mag ich vielleicht noch mehr als rohe Austern. Glaube ich. Muss ich noch mal probieren.

Aufgegessen :-)

Nach Sète haben wir es dann nicht mehr geschafft; wir sind direkt zum Strand gefahren.


Strandleben im Languedoc

Wenn alles zusammenpasst, dann ist die Zeit am Strand eine perfekte Melange aus Sonne (aber nicht zu viel), Wärme, erfrischendem Meer (erfrischend, aber nicht kalt) und natürlich jede Menge Sand (nicht zu fein, nicht zu grob). Und nicht zu vergessen die Muscheln am Strand und im Wasser.

Heute passte alles.

Dazu noch als i-Tüpfelchen die Besonderheit des Plage de Robinson in Marseillan-Plage: der mobile Eisverkäufer.


Piqûres de moustiques…

… oder auf Deutsch Mückenstiche. Durch die Hitze der letzten Wochen, regelmäßig von Gewittern unterbrochen, haben dieses Jahr die Stechmücken Hochkonjunktur. Es ist jetzt nicht so, dass hier riesige Mückenschwärme unterwegs wären. Es sind eher Minigrüppchen, die sich fast unsichtbar und nahezu lautlos bewegen. Französische Ninja-Mücken, die mich ins Ohrläppchen stechen, ohne dass ihr Anflug zu hören gewesen wäre.

Die Menschen, die hier leben, scheinen weniger davon betroffen zu sein. Wir sind vermutlich so etwas wie importiertes Gourmet-Food für die kleinen Biester.

Empfand ich vor dieser Reise noch zum Beispiel fünf Mückenstiche als unangenehm, so hat sich da mein Bezugssystem massiv verändert: allein am rechten Unterschenkel tummeln sich 20 Stiche; insgesamt sind es über 50. Die genaue Anzahl kenne ich nicht, denn ich verzähle mich bei der Bestandsaufnahme zu schnell.

Daniela reagiert leider deutlich empfindlicher auf auf die Stiche, so dass wir bei Abwehr- und Heilmitteln noch einmal aufgestockt haben. Das funktioniert so halbwegs und wir freuen uns über jeden abgewehrten Stich und jeden besänftigen Juckreiz. Aber ohne die Plage – wie vor vier Jahren – wäre schon netter. Vielleicht müssen wir an unserer Reisezeit arbeiten.

Und nein, zu diesem Post gibt es keine Fotos.


Usclas-d’Hérault

Wir haben unsere Unterkunft für die nächsten Tage in Usclas-d’Hérault, einem ruhigen Örtchen am Ufer des Hérault, das knapp 500 Einwohner hat. Eine Bewohnerin des Dorfs, die es aus Bayern hierher verschlagen hat, verriet uns auf die Frage nach der örtlichen Weinkooperative, wie ruhig es hier ist: „Die haben zu gemacht. Hier gibt es nichts. Es gab mal einen Brotautomaten, aber der ist auch schon lange weg.“ Also so richtig Südfrankreich à la campagne. Uns stört es nicht, eher im Gegenteil.

Unsere Unterkunft gehört zu einem Gebäudeensemble, das auf den Resten der mittelalterlichen Befestigung gebaut wurde. Ein Quadrat von gerade mal 40 mal 40 Metern. Mit eingemauert in diese „Reihenhaussiedlung“ ist die Kirche und der Kirchturm, der auch gleichzeitig als „Stadttor“ dient und direkt an unser Haus grenzt.

Jede einzelne Stunde begrüßt er mit der korrekten Anzahl von Schlägen und wenn man mal unaufmerksam war (waren das jetzt neun oder zehn Schläge?), haben die Konstrukteure auch dafür eine Lösung einfallen lassen: nach etwa einer Minute wird das Geläut einfach wiederholt und man hat jetzt die Gelegenheit noch einmal konzentriert mitzuzählen. Überraschend schnell gewöhnten wir uns daran, vor allem nachts.

Was mich überraschte, war der Damm, der fast um den ganzen Ort führt. Er wurde vor gut hundert Jahren errichtet und schützt die Bewohner vor Hochwasser des Hérault. Wenn man durch die Weinfelder spaziert, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Fluss derart über seine Ufer tritt.