Keith Haring im Folkwang

Ich war in den Achtzigern mit allem Drum und Dran: Punk, Hip-Hop, Schwarzlichtdisko, AIDS und Wettrüsten. Bis zu dieser Ausstellung im Folkwang Museum war mir nicht klar, wie sehr Keith Haring dieses Jahrzehnt repräsentiert. Ich hatte nur seine bunten Figuren im Kopf, die einem inflationär von Kaffeebechern, T-Shirts und einer riesigen Menge andrer Artikel entgegenspringen. Er löste dieses Überangebot selbst aus, da er nicht nur für eine elitäre Kunstkäuferschaft produzieren wollte. Seine Kunst sollte für jeden zugänglich sein und das forcierte er auch über seinen Pop Shop nach Kräften. Der Skeptiker in mir meckerte vor der Ausstellung, dass ihm das zu gut gelungen ist.

Dennoch war er künstlerisch facettenreicher, als ich zunächst dachte. Den Kern seiner Bilder besteht aus einem übersichtlichen Set von Symbolen: die einfachen Figuren, die Hunde, Babys, Pyramiden, Ufos etc. Mit ihnen hat er seine Bilder zeichnend geschrieben (nicht zufällig hat er sich am Anfang seines Künstlerdaseins mit Semiotik – der Wissenschaft von Zeichensystemen – beschäftigt). Davon ausgehend entwickelte er Performances, gestaltete Partys, gab dem Musikvideo I’m Not Perfect But I’m Perfect For You von Grace Jones etwas Besonderes, inspirierte eine Kollektion von Vivienne Westwood und äußerte sich nicht zuletzt immer wieder über Plakate und Flyer politisch.

Das für mich beeindruckendste und vermutlich auch größte Werk mit 10 Metern Länge in der Essener Ausstellung ist Matrix. Auf den ersten Blick nur ein Gewimmel von schwarzen Linien, die den weißen Grund gleichmäßig bedecken. Erst der zweite Blick entziffert eine Vielzahl von Gestalten und Formen, die in irgendeiner Form interagieren. Passenderweise haben die Kuratoren ein paar Bänke davor platziert, denn es braucht Zeit sich mit all den Details zu beschäftigen und darüber nachzudenken, was sie wohl bedeuten. Für einen kleinen Ausschnitt hat da mal die New York Times Hilfestellung gegeben.

Witzig war auch der Raum mit den Schwarzlicht-Bildern, die einmal pro Stunde für ein paar Minuten zusätzlich mit Schwarzlicht beleuchtet wurden. Der Effekt war überraschend … mir ist er allerdings erst zwei Wochen später auf den Fotos aufgefallen.

Trotzdem bleibt mein Verhältnis zu Keith Haring ambivalent: Er ist einfach zu präsent, es fällt mir schwer, die Kunst in dieser Alltäglichkeit wahrzunehmen. Sie versinkt außerhalb von Museen in purer Dekoration.


Der Hortus Botanicus in Leiden

Wir sind an diesem Wochenende noch einmal nach Leiden zurückgekehrt, denn schon im Februar hatten wir beschlossen uns bei nächster Gelegenheit den botanischen Garten dort anzuschauen.

Aber zuerst zog es uns bei gutem Wetter und Windstille an den Strand in Noordwijk. Chillen im Branding mit den Füßen im Sand, dem Blick auf die abendliche Nordsee und einem leeker biertje auf dem Holztisch.

Am nächsten Tag mussten wir dann spontan umdisponieren: Orkanartige Böen und heftiger Regen machten den Aufenthalt unter freiem Himmel eher unangenehm. Also besuchten wir das Museum De Lakenhal. Es war mal das Gewandhaus der Tuchmacher und besitzt heute eine schöne Sammlung von Gemälden des „goldenen Zeitalters“ und der Leidseplein fijnschilders. Es ist unglaublich, wie perfekt im 17. Jahrhundert gemalt wurde. Allein sich einmal die gemalten Samtroben aus der Nähe anzuschauen, ist beeindruckend. Bei vielen Bilder, besonders den fijnschilders, hat man das Gefühl, dass sie nicht mit einem Pinsel, sondern mit einem einzelnen Haar gemalt wurden.

Der Sonntag verwöhnte und glücklicherweise mit Sonnenschein. Also ab in den Hortus Botanicus. Er wird dieses Jahr 425 Jahre alt und ist damit einer der ältesten botanischen Gärten Europas. Ursprünglich war er für die medizinische Fakultät angelegt worden, da damals die Ärzte ihre Heilkräuter oft noch selber anbauten. Aber von Anfang an war er auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Die alten Beete existieren im rekonstruierten Clusiusgarten immer noch in ihrer strengen Ordnung, aber im Laufe der Jahrhunderte ist der Garten um einige Gewächshäuser und interessante weitere Gärten erweitert worden. Auf dem Gelände befindet sich sogar ein Observatorium.

Und als typisch niederländische Besonderheit grenzt er auch noch an eine Gracht.


Villa Mondriaan

1880 wurde der Vater von Piet Mondriaan Direktor der Schule von Winterswijk. So lebte der kleine Piet ab seinem achten Lebensjahr für zwölf Jahre dort in dem Haus direkt neben der Schule und machte seine ersten Gehversuche als Künstler. Sein Vater war nicht nur Direktor der Schule, sondern auch Zeichenlehrer und förderte schon früh das Talent seines Sohnes. Sein Onkel Frits Mondriaan unterrichtete ihn darüber hinaus in Malerei.

Die Wohnhaus der Mondriaans war 100 Jahre später in einem so desolaten Zustand, dass der Stadtrat es abreißen lassen wollte. Um das zu verhindern erwarben Jan und Elisabeth Nijhuis das Gebäude 1984 und restaurierten und betrieben dort eine Galerie.

2013 dann wurde es zu dem Museum Villa Mondriaan, in dem vor allem die frühen Werke von Piet Mondrian (er strich später ein „a“ aus seinem Namen um internationaler zu wirken) zu sehen sind. Das sind nicht die klaren geometrischen Strukturen, sondern ganz klassische Zeichnung und Malerei.

Unterstützt wird das Museum von dem Gemeente Museum in Den Haag, das aus seiner umfangreichen Sammlung Exponate zur Verfügung stellt. Dazu kommen noch ein paar Werke junger Künstler, die einen Bezug zu Mondrian herstellen. Ein Besuch lohnt sich also, denn die ausgestellten Bilder werden eher selten gezeigt, der kostenlose Audioguide ist sehr gut und im Eintrittspreis inbegriffen ist eine Tasse Kaffee im Museumscafe.

Das Museum ist nicht groß, hat aber eine schöne Architektur, die die alten Gebäude gelungen mit einem Neubau verbindet. Letzterer war notwendig geworden, da die Originale von Mondrian nur an passend beleuchteten und klimatisierten Orten ausgestellt werden können. Und da die Ausstellungen regelmäßig wechseln, haben wir einen guten Grund noch einmal wiederzukommen.

Der Apfelbaum im Garten spielte übrigens eine besondere Rolle im Werk von Piet Mondrian: frühe realistische Zeichnungen kann man im Museum sehen, später dann vereinfachte er die Linien der Äste immer weiter erst zu Bögen und schließlich zu Geraden. Dieser Apfelbaum (auch wenn es heute nicht mehr der originale Baum ist) durchzieht Piet Mondrians Werk wie ein roter Faden.


Winterruhe auf Mallorca

Das Wetter war definitv besser als bei unserem letzen Besuch. Mallorca erfreute uns eine Woche lang mit viel Wintersonne, die am Playa Formentor Mittags so warm war, dass wir uns sogar ins Mittelmeer trauten. Zwar nicht lange, aber immerhin.

Dass es dann aber Nachts dennoch recht kühl wurde, konnte man dann am nächsten Morgen von der erhöhten Lage unserer Feriehwohnung gut beobachten. Dann das, was da so wie ein verträumter Morgennebel in der Ebene lag, war in Wirklichkeit der Rauch aus vielen holzbefeuerten Kaminen.

Touristisch liegt Mallorca im Dezember und Januar im tiefsten Winterschlaf. Die offiziellen Sehenswürdigkeiten sind zwar geöffnet, aber überall herrscht eine einladende Leere. So waren wir im Miro Museum zeitweise die einzigen Besucher.

Als Unterkunft hatten wir uns diesmal etwas Besonderes ausgesucht: Ein Wohnung in Selva (Ca’s Fideuer), die raffiniert mit dem Übergang von Innen nach Außen spielte und sich als sehr wandelbar erwies. Zudem hatte man einen wunderbaren Ausblick in die Ebene, ganz besonders von der Badewanne aus. Es war ein Ort, an dem man mit einer Tasse Tee in der Morgensonne den Tag ruhig beginnen konnte und zu dem man Abends gerne zurückkehrte.

Nochmal Rotterdam

Da wir bei unserem ersten Besuch mit Rotterdam noch nicht ganz „fertig“ geworden sind, sind wir am letzten Wochenende noch einmal hingefahren. Diesmal unter anderem mit einer Hafenrundfahrt, die besonders beeindruckt, wenn man erfährt, dass man gerade nur die ersten acht Kilometer Hafen gesehen hat und auf den nächsten 25 Kilometern noch drei weitere riesige Häfen warten.
Kultur gab es auch, diesmal das Museum Boijmans Van Beuningen: Hauptsächlich Malerei vom Mittelalter bis (im Moment) 2013. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Entwicklung der Kunst in den letzten etwa 100 Jahren immer weiter beschleunigte.

Auch diesmal hatten wir wieder das Gefühl, dass Rotterdam so ein bisschen wie das Ruhrgebiet ist. Es hat eine Menge zu bieten, aber eher auf den zweiten Blick.


Rückfahrt von Paris

Gut, das Wetter war nicht so perfekt, wie bei unserem letzten Aufenthalt in Paris. Daher liessen wir diesmal die Parks weitestgehend aus, aber entdeckten dafür die Passagen von Paris. Das ist dann auch nicht nur Shopping, sondern gleich auch Kultur. Und viel mehr davon gab es im Musée d’Orsay. Wir waren etwa 3 1/2 Stunden darin und schlenderten von einem Meisterwerk des Impressionismus zum Nächsten. Sich weniger Zeit für dieses Museum zu nehmen, wäre sträflich. Am nächsten Tag als Nachschlag noch Monet in der Orangerie. Aber auch die kleinen Museen dürfen nicht unerwähnt bleiben: das Musée Zadkine und das Musée Bourdelle. Beide sind in den ehemaligen Ateliers dieser Bildhauer untergebracht, die Zeitgenossen waren, aber sehr unterschiedlich arbeiteten. Dazu noch die die Geschichte von Paris im Musée Carnavalet. Tipp am Rande: diese drei Museen dürfen kostenlos besichtigt werden.
Etwas ganz Anderes war das Musée du quai Branly. Untergebracht in einem sehr interessanten Gebäude, dessen Fassade zum Teil begrünt ist, ist es weit mehr als ein angestaubtes Völkerkundemuseum. Spannend.

Den besten Ausblick über Paris – ohne Gedrängel – dürfte man von dem 209 Meter hohen Tour Montparnasse haben. Der Eintrittspreis grenzt zwar an Unverschämtheit, aber der Ausblick entschädigt voll und ganz. Und dann war da noch der Tee in der Moschee, Macarons von Pierre Hermé …..

Und jetzt geht es gerade zurück nach Deutschland; stilvoll in der 1. Klasse des Thalys mit gutem Essen und Beinfreiheit – dem Fliegen definitiv vorzuziehen.


Den Haag – Escher, Vermeer und Parkplätze

Am letzten Wochenende waren wir in Den Haag. Die Stadt ist zwar recht groß, aber die (historische) Innenstadt lässt sich perfekt zu Fuß erkunden. Lediglich die heftigen Parkgebühren sind nicht so toll. Und eigentlich wollten wir preiswerter außerhalb der Stadt auf dem P+R Hoornwijck in Ypenburg parken, aber wir hatten riesiges Glück: direkt vor dem Hotel war der entsprechende Automat wegen einer Baustelle abgebaut worden … und wir konnten kostenlos parken.
Neben Shopping (auch für mich nicht unangenehm ;-) ), schönen Kneipen, malerischen Grachten und Straßenzügen gab es auch Kunst: Escher in het Paleis – DAS Museum zum Werk von Maurits Cornelis Escher und das Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (da gib es auch einen Film dazu). Letzteres ist wegen der Renovierung des Mauritshuis in die „Galerij Prins Willem V“ umgezogen. Die „Galerij“ ist eigentlich nur ein einzelner großer Raum, in dem die Gemälde wie es früher üblich war in mehreren Reihen übereinander aufgehängt sind. Das sind zwar auch sehr gute Bilder, aber der Veermer und ein Werk von Cranach stechen deutlich heraus.

Zum Abschluss gab es dann noch einen Ausflug zum Meer (diesmal mit Parkgebühren) und in eine Strandbar. Wir haben übrigens nicht herausgefunden ob der Hund den Tee oder das Gebäck haben wollte.