La Muela

Wir sind in La Muela, eine verstreute Ansammlung von Häusern in der Nähe von Vejer de la Frontera. Also in Andalusien auf halben Weg zwischen Gibraltar und Cadiz.

Und wir sind – nicht zum ersten Mal – mit leichtem Gepäck unterwegs: ein Köfferchen pro Person als Handgepäck, sonst nichts. Aber hier ist Sommer, da braucht es nicht viel. Außerdem ist es eine gute Übung in angewandtem Essentialismus. Ich muss allerdings zugeben, dass es die Einschränkungen bezüglich Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen einem dann doch etwas schwer machen.

Da wir ja gerade erst in den Niederlanden waren, fällt eine Sache hier besonders auf: im öffentlichen Raum tragen hier noch sehr viele Menschen eine Maske. Während in Holland niemand mehr eine Maske trug, weder drinnen noch draußen, sieht man hier sogar skurrile Menschen, die sie am Strand tragen. Na gut, eher selten, aber es gibt sie. In den Städten und Dörfern gehört es dagegen geradezu zum guten Ton, eine zu tragen. Die geltenden Vorschriften sind den deutschen sehr ähnlich. Aber zu Hause ist alles schon wieder relaxter. Obwohl die Impfquote hier deutlich höher ist. Seltsam.

Wir leben hier spanisch-ländlich: tiefste Ruhe wechselt sich ab mit Hundegekläff und dem Krähen von Hähnen, garniert mit einem besonders peniblen Umgang mit Lebensmitteln, denn den Ameisen gönnen wir nichts. Keinen Krümel. Nix.

Wir sind das erste Mal seit langer Zeit nicht im Herbst oder Winter in Spanien, sondern im Spätsommer. Die Menschen hier sagen uns, dass die richtige Hitze längst vorbei ist. Aber mir ist es dann gegen Nachmittag doch eine Spur zu warm. Andererseits kann ich mich im Meer abkühlen und das ist auch fein.

Selbstverständlich schauen wir uns auch die verschiedenen Dörfer und Städtchen in der Umgebung an. Ganz in der Nähe trohnt Vejer de la Frontera weiß auf den Felsen und schaut in die Landschaft. Ein paar Kilometer weiter an der Küste wächst genauso weiß leuchtend Conil de la Frontera aus dem Meer. Und dann sind da noch Barbate, Zahara de los Atunes, Tarifa und Bolonia. Obwohl sie fast alle an Stränden in derselben Landschaft liegen, sind sie doch sehr unterschiedlich. Zwar touristisch (das mit dem Thunfischfang ist ja schon lange vorbei), aber ohne Hotelburgen oder ähnliche Auswüchse ist jeder Ort besonders und hat seinen eigenen Charakter.

Zum Schluss noch etwas Strand inklusive nicht nachbearbeiteten (!) Sonnenuntergang.


Flugscham und Microplastik

Irgendwo las ich, dass in Schweden der Begriff der Flugscham aufgekommen ist. Scham in dem Sinn, dass ich etwas unanständiges tue, das gegen soziale Normen verstößt. Das sind aktuell vermutlich (noch) nicht die Normen einer Mehrheit, aber mir persönlich wichtig.

Ich schreibe diese Zeilen auf Formentera und bin vor einer Woche mit einem Flugzeug hierher gekommen. Flugscham empfinde ich daher gerade sehr deutlich.

Es Calo

Passend dazu kommt der moderne Ablasshandel in Form von z. B. Atmosfair Ich kompensieren meine 500kg CO2, indem ich z. B. effektivere Öfen in Lesotho mit einer Spende fördere. Atmosfair geht dabei sehr transparent und pragmatisch vor und unterstützt z. B. aus – wie ich finde – guten Gründen keine Wiederaufforstung. Aber trotz kompensierender Spende bleibt ein schlechtes Gewissen. Und die Frage: Können die paar Euro wirklich die Menge CO2 aufwiegen?

Vor Ort bin ich dann in San Francesc über dieses Plakat gestolpert:

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Erste Reaktion : Plastik an den Stränden hier? Kann doch gar nicht sein. Bis wir genauer hingeschaut haben. Und erst einmal ein paar wenige größere Plastikstücke aufgesammelt haben, dann kleinere und noch kleinere. Das war, denkt man sich, rührt etwas im Sand und findet noch mehr. Dann kann man gar nicht mehr so richtig aufhören und sammelt immer wieder kleine Plastikstücke auf. Sie nehmen kein Ende. Letztlich hat man ein paar Quadratmeter einigermaßen gründlich von Plastik befreit, aber es bleibt noch unendlich viel mehr übrig.

Trotzdem war diese Erfahrung nicht nur ernüchternd, denn sie war begleitet von einem schönen Moment, in dem ein Franzose uns beobachtete und spontan etwas mitgesammelt hat. Man kann also tatsächlich – mit etwas Glück – jemanden motivieren etwas zu tun, einfach, indem man es selber tut.

Aus dem gesammelten Plastik werden in diesem Fall Kunstobjekte, die Sol Courreges Boné fertigt.


Formentera – die Tier-Edition

Wie schon für Norderney, so gibt es diesmal auch für Formentera eine Sonderedition: Tiere. Denn die Strände, Leuchttürme und das unglaubliche Türkis des Meeres war hier schon einige Mal Thema. Die allererste Version dieses Blogs von 2005 hatte sogar etwas Formentera im Headerbild.

Jetzt also tierische Inselbewohner: Schafe mit Sommerfrisur, Ziegen mit Nachwuchs, Stelzenläufer und Kormorane, Hotelkatzen, kleine und große Pferde, Möwen und natürlich Geckos.

Zum zweiten Mal waren wir mit dem Fahrrad auf Formentera unterwegs. Und haben damit – wie schon beim letzten Mal – beide Leuchttürme besucht, die jeweils knapp 100 Meter (Cap de Barbaria) bzw. etwa 150 Meter (La Mola) über dem Meeresspiegel liegen. Das Ganze sozusagen aus dem Stand nach der Fahrrad-Winterpause und nicht mit irgendwelchen optimierten
Mountainbikes, sondern mit diesen inseltypischen Rädern.


Formentera zum fünften Mal

Jetzt waren wir tatsächlich zusammen fünf Mal auf Formentera. Beachtlich.

Wir waren wieder nebensaisonal da, was sich als immer wichtiger herausstellt, denn die Insel wird mehr und mehr herausgeputzt und in der Hauptsasison suchen Heerscharen betuchter Touristen sie heim. Aber wir hatten Glück und das Wetter spielte mit sommerlichen Temperaturen mit.

Seit wir das letzte Mal da waren, hat sich übrigens eine Sache geändert. Eine beachtliche Anzahl von Menschen sitzen mit Ausblick auf das türkise Meer am weissen Sandstrand oder beim Sonnenuntergang an einer schönen Stelle … und schauen nicht hin. Stattdessen glotzen sie auf ihr Handy. Seltsam.


Winterruhe auf Mallorca

Das Wetter war definitv besser als bei unserem letzen Besuch. Mallorca erfreute uns eine Woche lang mit viel Wintersonne, die am Playa Formentor Mittags so warm war, dass wir uns sogar ins Mittelmeer trauten. Zwar nicht lange, aber immerhin.

Dass es dann aber Nachts dennoch recht kühl wurde, konnte man dann am nächsten Morgen von der erhöhten Lage unserer Feriehwohnung gut beobachten. Dann das, was da so wie ein verträumter Morgennebel in der Ebene lag, war in Wirklichkeit der Rauch aus vielen holzbefeuerten Kaminen.

Touristisch liegt Mallorca im Dezember und Januar im tiefsten Winterschlaf. Die offiziellen Sehenswürdigkeiten sind zwar geöffnet, aber überall herrscht eine einladende Leere. So waren wir im Miro Museum zeitweise die einzigen Besucher.

Als Unterkunft hatten wir uns diesmal etwas Besonderes ausgesucht: Ein Wohnung in Selva (Ca’s Fideuer), die raffiniert mit dem Übergang von Innen nach Außen spielte und sich als sehr wandelbar erwies. Zudem hatte man einen wunderbaren Ausblick in die Ebene, ganz besonders von der Badewanne aus. Es war ein Ort, an dem man mit einer Tasse Tee in der Morgensonne den Tag ruhig beginnen konnte und zu dem man Abends gerne zurückkehrte.

Sieben Tage Alt Empordà

Wir hatten zwar eine ungefähre Idee, was uns in Alt Empordà (Oberampurien) erwartet, aber vor Ort war es dann doch noch wesentlich abwechslungsreicher, als wir erwartet hatten.

Am bekanntesten dürfte die Gegend sein, weil dort in Figueres Salvador Dalí­ geboren wurde und große Teile seines Lebens dort verbrachte. Dort steht auch das grösste surrealistische Kunstwerk der Welt, das Teatro Museo Salvador Dalí­. Es empfiehlt sich das Museum zu besuchen, wenn es öffnet, denn es wird schnell richtig voll. Aber der Besuch lohnt sich und man in den Bildern gut erkennen, wie sehr Dalí­ in dieser Gegend verwurzelt war.

Überraschend für uns war, wie sehr Alt Empordà  vom Weinbau geprägt ist: jede Menge unabhängiger Weinproduzenten und Kooperativen. Leider waren wir mit Handgepäck auf Reisen, so dass sich das Verkosten auf ein Minimum beschränkte. Gleich in der Nähe gab es das kleine Ökö-Weingut Can Torres, die nicht nur schönen Wein machen, sondern auch noch Dolmen und einen Menhir zwischen ihren Weinfeldern haben. Nettes Detail: der mit blauen Mini-Dolmen und roten Mini-Menhiren ausgeschilderte Weg.

Die nächste Überraschung war der Unabhängigkeitstag der Katalanen. 1,5 Millionen hatten sich auf der Landstraße N II (Via Catalana) verabredet um eine Menschenkette zu bilden. Blöderweise war das ausgerechnet der Tag, an dem wir mal über die Grenze huschten und Perpignan besuchten (auch noch Katalonien). Es entpuppte sich nämlich als ziemlich schwierig von der einen Seite der N II auf die andere Seite zu gelangen, während sich Unmengen von Menschen gerade auf dem Heimweg befanden.

Alt Empordà  ist stark von den Pyrenäen geprägt: zwei oder drei Kilometer vom Strand entfernt befindet man sich auf über 500 Meter Höhe. Das klingt vielleicht nicht nach allzu viel, aber die Aussichten sind spektakulär … und die Anzahl der Serpentinen auch.

Und sonst? Die Provinzhauptstadt Girona ist auch – nicht zuletzt wegen der gut erhaltenen Altstadt – einen Besuch wert. Und Cadaqués muss man natürlich – in der Tradition von André Breton, Luis Buñuel, Marcel Duchamp, Paul Éluard, Max Ernst und Man Ray – auch besuchen. Es ist richtig idyllisch … aber natürlich auch recht touristisch. Aber Dank Nebensaison und vieler Serpentinen nicht überfüllt.

Für unsere nächste Reise in diese Gegend ist auf alle Fälle Wandern angesagt, denn große Teile stehen unter Naturschutz und die Wege sind gut ausgeschildert. Und – nach Voranmeldung – Dalí­­s Wohnhaus in Portlligat anschauen.


Lanzarote (Halbzeit)

Es hat seine Vorteile, wenn man einen Ort nicht zum ersten Mal besucht: die Highlights des Reiseziels wurden bereits besucht und man kann sich in aller Ruhe um die Details kümmern. Andererseits ist man auch noch weit von jedem Alltag entfernt. Die perfekte Mischung für urlaubsreife Reisende, also für uns.

Es hat uns diesmal in den Norden der Insel verschlagen, in das winzige Dorf Tabayesco. Nicht nur von der Terrasse aus, sondern auch direkt aus dem Schlafzimmer haben wir einen wunderbaren Ausblick in das Tabayesco-Tal, untermalt von allerlei Tiergeräuschen: krähende Hähne, blöckende Schafe, meckernde Ziegen und schnurrende Katzen.

Und wir dürfen sogar noch eine Woche bleiben ….


Eine Woche Valencia

In Valencia kann man Paella essen ohne sich als Tourist zu outen. Sie wurde in dieser Stadt erfunden und es gibt sie an jeder Straßenecke zu kaufen, denn für die Bewohner von Valencia ist es etwas ganz alltägliches. Immerhin drei vier verschiedene Sorten haben wir probiert.

Weniger alltäglich, sondern eher spektakulär ist die Ciudad de las Artes y las Ciencias, ein Gebäudekomplex von Santiago Calatrava, der die Oper, ein Wissenschaftsmuseeum und ein Aquarium beherbergt.

Dabei ist Valencia eigentlich eine richtig schön normale spanische Stadt, die gar nicht so sehr touristisch geprägt ist und deren Altstadt an einigen Stellen geradezu dörflich wirkt – trotz 800000 Einwohnern. Und die diversen Mercados, allen voran der Mercado Central, sind ein Eldorado für alle, die frische Lebensmittel kaufen wollen. Wenigstens ein paar Orangen, denn die, die überall auf den Straßenbäumen wachsen sollen nicht sonderlich lecker sein. Ein guter Ort um Spanien abseits von allzu viel Tourismus kennenzulernen. Und schön warm ist es außerdem – so etwa 15 Grad mehr als zu Hause.