Daniela ist zum neunten Mal auf Formentera und für mich ist es der achte Aufenthalt. Die Insel ist wirklich übersichtlich und Fahrräder reichen völlig aus um sie zu entdecken. Das sollte man meinen, daß wir hier schon alles entdeckt hätten.
Von wegen. Als ich mir die Routes verdes anschaute, sah ich ein Foto von einer Bucht, die mir früher schon aufgefallen war. Ich wusste nur nie, wo sie liegt.
Jetzt wissen wir es und waren dort: es ist die Cala en Baster. Eine kleine Felsenbucht, in der einige Bootshöhlen in den losen Sandstein getrieben wurden. Jetzt im Mai alles noch sehr ruhig und malerisch.
Wer mag kann sich mit uns auf die Felsen setzen, auf das Meer schauen und dem Rauschen zuhören.
Vor etwa 20 Jahren überredete mich Daniela ein paar dieser seltsamen, menorquinischen Schlappen zu kaufen. Ich misstraute der Konstruktion (wie kann der Schuh nur mit so einem einzelnen Riemen verlässlich am Fuß gehalten werden?), gab ihr aber eine Chance.
Zwei Generationen Schlappen
Aber sie funktionierte hervorragend (wenn der Riemen stabil hoch genug steht! ) und so sind die Menorca-Schlappen meine bevorzugten Sommerschuhe geworden.
Dementsprechend ist leider auch der Verschleiß. Alle paar Jahre ist die Sohle durch. Dann geht es mir wie Denis Diderot mit seinem Hausrock, dem er eine kleine Schrift widmete. Obwohl verschlissen und voller Tintenflecken an den Ärmeln war er so sehr Teil von ihm geworden, daß ein Ersatz nicht in Frage kam. Und er fand viele Gründe dafür.
Ganz so eng ist meine Beziehung zu den Schlappen nicht. Aber beim Übergang von Alt auf Neu fällt mir auf, wie perfekt sich Fuß und Schuh aufeinander eingestellt haben. Das ist nicht nur bequemer Sitz, den haben auch schon die neuen Schlappen, sondern eine unaufdringliche Selbstverständlichkeit von etwas, das beinahe Teil von mir selbst ist.
Alles ändert sich. Das ist gut so, denn sonst würde alles erstarren. Aber die Änderung sollte in der richtigen, natürlichen Geschwindigkeit vor sich gehen. Nicht zu langsam, aber auch nicht überstürzt.
An spanischen Stränden gehören die Chiringuitos fest zum Erscheinungsbild. Bis zum Sonnenuntergang gibt es dort Snacks, Eis, Wein und Bier. Einige haben regelrechte Fans, die ihnen ihnen über Jahre oder Jahrzehnte die Treue halten. Auf Formentera gehörte der Pirata Bus (der schon lange kein Bus mehr war) seit über 40 Jahren quasi zum Inventar. Oder ein paar Meter weiter das Bartolo. Wir selbst waren gelegentlich mal hier und mal dort, fanden es aber immer schön, dass es diese festen Punkte gab.
Alle sechs Jahre musste die Lizenz verlängert werden, bisher eine Formalität. Die Inselregierung hat sich dieses Jahr dazu entschieden kurzfristige Gewinnoptimierung zu betreiben und die Lizenzen an den Meistbietenden zu verscherbeln. Auf diese Weise sind jetzt alle acht Chiringuitos verschwunden. So richtig verschwunden, denn aufgrund der Naturschutzauflagen muss der Rückbau vollständig sein.
Hier war mal der Pirata Bus
Bald wird es an der gleichen Stelle neue Chiringuitos geben. Sie werden deutlich teurer sein, denn sie müssen das Geld für die Lizenz ja wieder reinholen. Und Gewinn für die Investoren realisieren.
Es gibt richtige und falsche Zeiten etwas zu ersetzen. Dies hier war die Falsche. Und es gibt richtige und falsche Motive dafür. Geldgier gehört für mich immer zu den Falschen.
Nachtrag 26.6.
Seit ein paar Tagen ist der Piratabus wieder am Start. Da scheint es doch eine Menge Protest gegeben zu haben, der letztlich zum Erfolg geführt hat.
Das sind die Smartphones, die mich seit 2011 begleitet haben.
Die beiden ganz links (Geeksphone Zero und bq E4) sind jetzt auf dem Weg zum NABU, um recycled zu werden. Ich war zufällig an meinem Arbeitsplatz über eine Spendenbox gestolpert und fand es besser auf diese Weise eine Minispende zu machen als es unserer lokalen Müllentsorgung zu übergeben.
Das Telefon ganz rechts (Nokia. 5.4) habe ich aktuell im Einsatz zusammen mit der Garantie für drei Jahre Updates. Schöner wäre eine deutlich längere Updatezeit, denn eigentlich möchte ich ein Smartphone – wie alle anderen Geräte – länger benutzen. Denn bisher waren es nie Defekte oder ein ohh-ich-will-was-neues-haben, die mich zum Kauf eines neuen Smartphones brachten. Es war immer der Zustand des Betriebssystems. Das ist sehr unbefriedigend. Auf unseren beiden fast 10 Jahre alten Notebooks läuft ein aktuelles Ubuntu und ich bin mir sicher, dass es nicht am Betriebssystem liegen wird, wenn sie eines Tages aussortiert werden, sondern dass sie dann tatsächlich kaputt sein werden.
Ein reines Linux-Smartphone wäre mir zwar am Liebsten, aber noch sind sie leider noch nicht alltagstauglich genug für mich. Wobei sich die meisten Apps inzwischen gut durch PWAs ersetzen lassen. Aber leider nicht alle.
Das vorletzte Telefon (bq Aquaris U2) dient übrigens als Backupgerät. Es ist fast immer aus, kann nur noch WLAN und beherbergt z. B. einige Zweitfaktoren. Vielleicht ist das schon der Ansatz für die Zukunft : ein Android-Gerät, Banking-Apps und ähnliches enthält, nur dafür verwendet wird und ansonsten aus ist. Und für das Alltägliche ein Linux-Handy. Aber da wäre es schon schön, wenn es nicht nur das Librem und das Pinephone gäbe.
Zugetan dem Wasser, der Erde, der Luft, dem Tag und der Nacht und all den Dingen, die dazwischen liegen
Veronika Pögel – Sieben Zeichen an der Ruhr
Seit 1986 steht dieses – schwer zu fotografierende – Kunstwerk an der Ruhr. Wir entdeckten es heute auf halbem Weg bei einer Runde durch die Ruhr-Wiesen und das NSG Bahnwald. Wir wollten die letzte Sonne vor einer Woche Regen ausnutzen und draußen sein ohne nass zu werden.
Einen Teil des Weges kannten wir bereits vom letzten Jahr als wir unsere erste größere Tour mit den neuen Gazellen unternahmen. Die andere Hälfte bestand zum größten Teil aus dem Ruhrtal Radweg. Der durchaus auch für Fußgänger geeignet ist (nur ein schlecht gelaunter Radfahrer sah das bei uns entgegen kommenden Spaziergängern anders).
Die ganze Gegend wird hauptsächlich für die Wassergewinnung genutzt. Dementsprechend geschützt und naturbelassen ist sie. Das ist schön.
Gegen Muskelkater soll ja am besten Bewegung helfen. Gestern haben wir unseren Balkon wieder fit für den Sommer gemacht (mit den üblichen ungewohnten Bewegungsabläufen, die am nächsten Tag leicht unangenehme Konsequenzen haben), daher war heute schonende Ausgleichsbewegung angesagt.
Wir schauten mal, was der SGV Neheim dazu zu bieten hat und stießen auf den Fürstenberg-Rundweg. Der beginnt eigentlich auf demselben Parkplatz, von dem wir vor ein paar Tagen schon einmal gestartet sind, aber der erste Teil des Weges führte uns zu nah an der Autobahn entlang. Also sind wir weiter oben in Lüttringen in den Rundweg an einem Pilgerweg eingestiegen. Er führt direkt zu einer Kapelle. Die haben wir uns aber erst ganz zum Schluss angeschaut.
Erst kam die Rundtour mit 150 Höhenmetern; genau richtig um die müden Knochen wieder zum Leben zu erwecken.
Da geht es langHaldewegRuine
Auf dem Weg kommt man an Richters Köpfchen vorbei. Ein moderner Name für einen Ort, an dem seit etwa 1280 eine Burg stand, die Vorstenburg. Sie wurde als Verteidigung bei den Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbistum Köln und der Grafschaft Mark errichtet. Man projeziere das mal in die Neuzeit: kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Regierungsbezirk Köln und dem Märkischen Kreis. Absurd. Was sagt uns das über aktuelle Kriege?
Immer wieder zerstört ist die Burg seit 700 Jahren nur noch Ruine und es überrascht, dass es überhaupt noch sichtbare Reste gibt. Einen für die Erbauer ungeahnten Effekt hatte auf uns der Haldegraben, ein Stück Bergrücken, der abgetragen wurde um die Burg wehrhafter zu machen: auf der einen Seite lärmt die Autobahn die Hänge des Ruhrtals hinauf, ein paar Schritte weiter himmlische Ruhe.
Die damaligen Burgherren – die Fürstenbergs – haben über die Jahrhunderte noch mehr Spuren in der Gegend hinterlassen. So auch die eingangs erwähnte Kapelle, die uns zum Schluss des Rundwegs einen guten Blick auf Neheim eröffnete.
Kapelle…… und Aussicht
Ok, war ein bisschen dunstig… so ganz optimal war der Ausblick nicht, aber trotzdem ganz schön.
Heute Kontrastprogramm zu gestern: Bremerhaven. Eine lustige Mischung aus großen Museen, Zoo und Shopping, das sich rund um einen Museumshafen gruppiert.
1827 kaufte die Stadt Bremen die Gegend, um wegen der zunehmenden Versandung der Weser den Hafen stromaufwärts zu verlegen. Die Stadt begann ihre Existenz mit der stattlichen Einwohnerzahl von 19.
Unter den Geschichten, die wir am Donnerstag gehört haben, war auch eine von Bremerhaven. Der ältere Herr war wohl in jungen Jahren im Weinhandel tätig. Damals lagen die Schiffe teilweise noch in mehreren Reihen im Hafen und wenn sie den Wein von einem Schiff, das in dritter Reihe lag, an Land pumpen wollten, führte der Schlauch notgedrungen über zwei weitere Schiffe. Und deren Besetzungen liessen sich für das „Wegerecht“ gerne in Naturalien bezahlen. Also in Wein. Und das nicht zu knapp.
An so etwas erinnert heute nur noch wenig. Aber Wein gibt es noch heute am Hafen. Und lecker Fischbrötchen. Dabei kann man dann den Schiffen zusehen, wie sie die Weser hoch und runter fahren.
Es ist verblüffend, wie grundlegend falsch die eigenen Vorstellungen von einem Ort sein können. Wir stellten uns Worpswede eher als Dorf vor, wie wir es kennen : Kirche in der Mitte und recht eng darum gruppieren sich einige Häuser. Dazu kamen im Kopf noch ein paar Bilder aus dem Film Paula.
Die Wirklichkeit war völlig anders: vielleicht lag es daran, dass der Ort fast menschenleer war oder dass die Gebäude verstreuter lagen als erwartet oder dass die vermeintlichen Bauernkaten der Künstler sich als veritable Villen entpuppten. Wir machten einen Spaziergang den Sliekpadd entlang, sahen die Worpswede Käseglocke (sozusagen der Vorläufer eines Hobbithauses) und den seltsamen Niedersachsenstein (von Herrn Hoetger 1914 erst als Siegesdenkmal für den 1. Weltkrieg entworfen und ab 1916 geschwind in ein Denkmal für die Gefallenen des Krieges umentworfen). Die Aussicht war nett und zwischendurch lag ironisch ein Bootsanleger am Hang. Sogar mit Anzeige der Wasserhöhe.
NiedersachsensteinKäseglocke
Die Malerei der Modersohns und der anderen Worpsweder Maler passt perfekt in die Gegend. Man spürt, dass die Bilder etwas mit der Landschaft zu tun haben. Aber wenn ich ehrlich bin, hat mich diese Malerei nie wirklich berührt. Sie schien mir immer etwas bieder. Vielleicht war dann das der letztlich ausschlaggebende Grund, warum ich keinen Zugang zu dem Ort fand.
Fischerhude
Fischerhude gefiel uns besser… war aber auch sehr, sehr ruhig. Nur ein Kätzchen mauzte.