Cannes

Wir haben heute einen Ausflug gemacht und uns die Stadt der Filmfestspiele angeschaut.

Notre-Dame-de-l’Espérance

Klug ein Parkhaus gewählt, das sowohl bezahlbar war, als auch morgens noch Plätze freihatte und dann bei Notre-Dame-de-l’Espérance mit Blick über die Bucht von Cannes gestartet. Später schaute sich Frida die Szenerie vom öffentlichen Strand aus an.

An den beiden Enden der Croisette liegen die öffentlichen Strände, dazwischen – im Winter nur lose voneinander getrennt – die Privatstrände der Hotels und Clubs. Und da wir auch mal wissen wollten, wie es sich so als Prominenter anfühlt, tranken wir im Plage Goéland de Cannes einen Milchkaffee. Für fünf Euro pro Nase ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen.

Plage Goéland de Cannes

Ein paar Meter weiter stehen oben auf der Croisette blaue Stühle für jedermann.

Auch nett, aber leider nicht am Strand. Rückt man sie weiter nach vorn, entfaltet sich das ganze Panorama und man kann bequem der betuchten Klientel ein Stockwerk tiefer zuschauen.

Der Ausblick von den beiden blauen Stühlen über den Fußgängerbereich der Croisette zum Mittelmeer täuscht, ich habe nur mit etwas Geduld einen Moment ohne Passanten angepasst. Es war nicht leer. Tatsächlich waren jede Menge Menschen unterwegs und promenierten von links nach rechts und wieder zurück. Gemessen an den gehörten Sprachfetzen mehr Italiener als Franzosen. Modisch von normal bis leicht over the top, vom Habitus von freundlich bis „ich bin ein Geschenk an die Menschheit“ und finanziell quer durch alle Einkommensniveaus. Also wirklich bunt gemischt.

Ein paar Meter weiter, neben einer Filiale von Versace, eine Skulptur eines ortsansässigen Bildhauers: Grande Enigme von Nicolas Lavarenne. So präzise in jedem Detail ausgeführt, dass sie in den USA sicher nicht im öffentlichen Raum zu sehen wäre.

Das Bild zeigt eine Bronze-Skulptur einer nackten weiblichen Figur, die scheinbar an zwei hohen, schlanken Metallstangen balanciert. Im Hintergrund steht ein großes, hellbeiges Gebäude mit vielen Fenstern. Ein Palmenbaum ist teilweise links im Bild zu sehen. Der Himmel ist blau und sonnig.
Grande Enigme

Ich lebe gern in Europa.

Eine Straßenecke weiter liegt das Carlton.

Carlton Hotel

Vor 30 Jahren einer der Schauplätze von French Kiss und immer noch die schönste Fassade an der Croisette. Es gibt auch noch mehr freundlich mediterrane Architektur hier, wie dies:

Das Bild zeigt einen belebten Platz mit einer grossen Brunnenanlage im Zentrum. Die Brunnenanlage ist aus dunklem Metall und zeigt verschiedene Figuren. Um den Platz herum stehen mehrstöckige Gebäude in hellem, sandfarbenem Stein, die mit Balkonen versehen sind. Viele Menschen sitzen an den umliegenden Terrassencafés. Der Himmel ist sonnig und blau. Der Gesamteindruck ist der eines typisch mediterranen Platzes.
Place du General de Gaulle

Aber dazwischen auch Gebäude aus den Achtzigern, bei denen man noch mal hundert zusätzliche Jahre braucht, um sie schön zu finden. Oder irgendwie pittoresk oder so.

Dennoch insgesamt eine sehenswerte Küstenlinie.

Cannes

Die Feenbrücke

Unterhalb des Chateau de Grimaud fließt die Garde. Weit unterhalb. Über den Fluss im tief eingeschnitten Tal führt die Pont des Fées, die Feenbrücke, die eigentlich gar keine Brücke ist, sondern ein alter Aquädukt.

Pont des Fées

Es ist eine kleinere Rundwanderung von nur 45 Minuten Länge, die an der Mühle Saint-Roch beginnt und endet.

15 Minuten steil bergab, 10 Minuten horizontal zur Brücke entlang der Garde und dann entspannte 20 Minuten wieder bergauf.

Oben wartet seit dem 16. Jahrhundert die Mühle.

Die kleine Wanderung fühlt sich nach Gebirge an, dabei ist man gerade mal fünf Kilometer vom Mittelmeer entfernt.

Die Gendarmerie

Ein wichtiger Teil unserer kleinen Reisegruppe äußerte den Wunsch Sandalen zu kaufen, und zwar nicht irgendwelche, sondern Les Tropeziennes. Was völlig nachvollziehbar war, denn zum einen kommen sie aus Saint-Tropez, und zum anderen gibt es sie gerade jahreszeitbedingt zum halben Preis. Auf dem Weg dorthin kamen wir zufällig an der „originalen“ Gendarmerie vorbei, heute Film- und Gendarmeriemuseum. Mit Herrn de Funes als Comicfigur am Eingang.

Die Gendarmerie

Nach den Sandalen gingen wir noch weiter um den Hafen. Beim letzten Mal wären wir auf diesem Weg noch weggepustet worden.

Und da mich die grünblaue Psychedelik des Bootes, das im Wasser schwebt, so faszinierte, hier die Szene noch als Videoclip.

Es waren weitaus mehr Menschen unterwegs als zu Zeiten des Mistral. Die Restaurants und die Weihnachtshütten lockten. Und zwischendurch – finde ich immer noch irritierend – quetschte sich das eine oder andere Auto durch die Passanten. Vermutlich auf dem Weg zu einer der fetten Yachten.

Wir besuchten danach noch zu einem der Strände vom Ramatuelle, den Plage de Pampelonne, der sich südlich von Saint-Tropez schnurgerade über einige Kilometer erstreckt. 

Ein schöner, naturbelassener Strand, dahinter Luxuscamping und weiter im Hinterland der Schauplatz von La piscine.


Wir haben gerade versucht, im französischen Fernsehen Godzilla zu gucken. Mit französischen Untertiteln funktioniert es prima. Wir brauchten nur bis zur ersten Werbeunterbrechung, um herauszufinden, dass der Film total doof ist.

Schlafen gegangen.

Grimaud und Weihnachten

Es ist quasi Tradition, dass wir Weihnachten auf die Halde Großes Holz steigen. Das haben wir dieses Jahr nicht gemacht. Wir haben das heimatliche Grau gegen den fantastisch blauen Himmel der Côte d’Azur eingetauscht und wissen, dass wir da vom Glück verwöhnt werden. Aber natürlich musste es irgendwo hochgehen. Wir entschieden uns für Grimaud und sein Chateau.

Wir begegneten netten Menschen, Otto schaute es sich von oben an und wir genossen einen Apéro mit Blick zum Meer über Port Grimaud nach Saint-Tropez. Ich gebe zu, dass mir der Winter 1000 Kilometer südlich vom Ruhrgebiet besser gefällt.

Le château du point de vue d’Otto

Als wir wieder im temporären zu Hause waren, war dann Weihnachten.

Mobile Weihnachtsstimmung

Saint-Tropez

Der Mistral hat uns heute durch die Gassen von Saint-Tropez gejagt. Ein etwas seltsamer Ort. Am Hafen ein gigantischer Parkplatz mit Aussicht auf Yachten, dahinter der Ort mit dem Nimbus, dass sich hier die Schönen und die Reichen tummeln.

Das dürfte eher im Sommer sein, denn jetzt waren Parkplatz und Ort angenehm leer. Im August stehen sich hier die Menschen vermutlich gegenseitig auf den Füßen.

Besonders schöne Menschen sind mir jetzt nicht ins Auge gefallen, dafür die eine oder andere vermutlich reiche ältere Dame. Gerne mit Pelzmantel gegen den Mistral geschützt und immer begleitet von einem frei laufenden kleinen Hund.

Der irritierendste Moment für Frida kam, als eine nicht ganz so reich wirkende ältere Frau mit (geschätzt) zehn frei laufenden Yorkshires die Straße entlang kam. Teile des Rudels stürzte sich zudringlich auf Frida. Sie fand es nicht toll. Ich nahm sie für einen Moment hoch. Das Rudel mit der Frau zog weiter.

In den schmalen Gassen parken überraschenderweise sogar Autos. Manche davon sogar echte Hingucker, wie dieser Citroën, der mich an Diva denken ließ.

Und wo wir schon bei Filmen sind, da gibt es natürlich auch noch diesen Gendarmen von St. Tropez.

Gleich gegenüber liegen die Filialen von Bulgari, Dior etc., in denen geschniegelte Herren auf betuchte Kundschaft warten.

Unterwegs

Weiter entlang der Côte d’Azur, Zwischenstation in Giens. Wäre auch mal schön zum Überwintern. Ruhig.

Dann angekommen in Port Grimaud.

Hier werden wir bis nächstes Jahr bleiben.

Und haben gerade auf die Wintersonnenwende angestoßen. Die Tage werden wieder länger.

Notre-Dame du Mai

Seit gestern Abend bläst der Mistral. Das Meer ist aufgewühlt, ums Appartement jault der Wind und die Fernsicht ist unübertroffen.

Ein guter Zeitpunkt um am Cap-Sicié die Notre-Dame du Mai zu besuchen. Die kleine Kirche thront auf 352 Metern Höhe…

… und erlaubt einen spektakulären Blick auf die Küste:

So als Panoramafoto festgehalten, ist der Blick landeinwärts leider nur ein müder Abklatsch der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist grandios.

Zur Orientierung: links liegt Sanary-sur-Mer, dahinter Bandol und La Ciotat. Alles mit bloßem Auge zu sehen. Nach rechts Toulon und Saint-Mandrier-sur-Mer,  dahinter Giens. Und alles umtost vom Mistral.

Auf dem Weg zur Kirche fanden wir diese handschriftliche Notiz:

Es gibt keinen Weg zum Glück.

Das Glück ist der Weg.

Das ist vielleicht nicht die tiefsinnigste Erkenntnis der Philosophie, aber als Fundstück am Wegesrand schon bemerkenswert.