Arktisches Gasometer

In unserer Zeit mit ihrer naturwissenschaftlichen Weltanschauung sollte ein einsamer Augenblick in der Natur, wo die gesamte Evolutionsgeschichte in lebenden Bildern dargestellt ist, das einzige Surrogat für einen Gottesdienst sein.

August Strindberg

Dieses Zitat steht am Eingang der Ausstellung „Magische Orte“ im Gasometer in Oberhausen. Die Umsetzung des Zitats in Bilder ist schlicht, aber durchaus gelungen: im Erdgeschoss großformatige Bilder von „magischen“ Orten in der Natur, im Stockwerk darüber von Menschen gemachte Orte. Ein Streifzug durch die sieben + X Weltwunder. Die Fotos ordnen sich dabei dem Ausstellungszweck unter; sie erheben keinen eigenen großen künstlerischen Anspruch, sondern wollen nur die Orte vorteilhaft darstellen.

Star der Ausstellung ist aber zweifelsohne der künstliche Baum, der in das riesige Gasometer empor wächst.
Aber im Moment sollte man bei einem Besuch des unbeheizten Gasometers nicht nur war gekleidet, sondern auch gut isolierte Schuhe anhaben: der Boden des ersten Stockwerks besteht aus Stahl. Kalter Stahl. Er zieht die Wärme in atemberaubender Geschwindigkeit aus den Füßen.

Noch schattiger – aber absolut unverzichtbar – ist der Ausflug auf das Dach des Gasometers. Eingefrorene Kanäle aus der Vogelperspektive. Hat man auch nicht alle Tage.


Halde Brockenscheidt

Es war die bisher kleinste Halde, die wir besucht haben : die Halde Brockenscheidt in Waltrop. Sie liegt direkt neben der schön restaurierten Zeche Waltrop und kann ohne Schwierigkeiten in weniger als zwei Minuten „bestiegen“ werden. Oben erlaubt der „Spurwerkturm“ eine gute Aussicht in die Umgebung bis Dortmund. Er wurde aus 1000 Meter Spurlatten, mit denen früher die Förderkörbe in der Spur gehalten wurden, aufgebaut.

Eigentlicher Anlass für den Besuch war aber nicht die Halde, sondern ein Besuch bei Manufactum („Es gibt sie noch, die teuren guten Dinge“): ein Kaufhaus für tiefere Geldbörsen, in dem eine fast Kathedralenhafte Stimmung herrscht … alle murmeln nur leise.


Halde Beckstrasse

Die Halde Beckstraße kennt vermutlich ausserhalb von Bottrop so gut wie niemand. Das Ding aber, das auf ihrer Spitze steht, ist schon wesentlich bekannter : Der Tetraeder (eigentlich Haldenereignis Emscherblick). Eine weitere Station unseres Haldentourismus.

Wir waren gegen 9:00 morgens da (mit Kaffee in der Thermoskanne und etwas Frühstücksverpflegung vom Bäcker) und das war auch ganz gut so. Denn kaum waren wir von der Tetraederspitze zurück auf festem Boden, strömten auch schon Radfahrer, Spaziergänger und Jogger auf die Halde (und wer nicht zu Fuß die Halde erklimmen mag, der kann an Wochenenden tatsächlich mit dem Linienbus hinauffahren).


Das längste Sommerfest der Welt

Es hatte was von „Sommerfest im Kleingartenverein“, nur viel, viel grösser. Das Still-Leben Ruhrschnellweg passte damit perfekt ins Ruhrgebiet. Es lieferte aber auch geradezu surreale Momente, wie ein Akkordeon-Orchester, das Moonriver spielte, während dazu schwarzgewandete Damen und Herren mittleren Alters mit Strohhüten tanzten.

Die A40 erschien so friedlich und freundlich ohne den Straßenverkehr, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob die Erfindung des Autos wirklich eine so tolle Sache war.


Lanstrop: Ei und See

Während das Ei in Lastrop ziemlich alt und das letzte seiner Art ist, ist der See recht jung.

Ohne den Bergbau gäbe es sie beide nicht. Oder genauer: ohne das Ei gäbe es den See nicht, denn das Ei versorgte die Dampfmaschinen und Waschkauen der umliegenden Bergwerke mit Wasser bei gleichmässigen Druck. Die Bergwerke wiederum holten die Kohle aus dem Boden und mit dem Zusammensinken der entstehenden Hohlräume entstand eine Senke.

Die voll Wasser lief.

Voila, ein See. Durch das Ei.

Die Frage wäre also geklärt: „War zuerst das Ei, oder der See?“


Von Extraschichten, Sky Spaces und Beton

Statt durchs ganze Ruhrgebiet zu hetzen kauften wir uns nur ein lokales Extraschicht-Ticket und besuchten das Zentrum für internationale Lichtkunst, vor allem den letztes Jahr neu gebauten Sky Space von James Turrell.
Wir waren auch genau richtig eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang da und hatten das Glück einen Sitzplatz zu ergattern (angeblich saß ich etwa da, wo auch James Turell letztes Jahr saß :) ) Einziger Haken bei dem Sitzplatz: Alles ist aus Beton und dementsprechend kuschlig und warm. Und die Anzahl der Sitzkissen war dem Ansturm nicht gewachsen.

Was man dann in der nächsten Stunde zu sehen bekam, waren vordergründig nur ein Stück Himmel, der von weißen Wänden eingerahmt wurde, die mit langsam wechselnden Farben beleuchtet wurden. Das eigentliche Kernstück der ganzen Installation ist das eigene Auge, denn es adaptiert sich an die Farben, sodass der Himmel in der Komplementärfarbe erstrahlt. So leuchtete der eigentlich graue Ruhrgebietshimmel blau, grün oder magenta. Ein Lehrstück über die Objektivität des Auges, aber auch einfach ein geradezu psychedelisches Erlebnis (ganz ohne Drogen und mit kaltem Hintern). Und die Kamera sah etwas komplett anderes als das Auge.

Wer die Gelegenheit und etwas Geduld hat, sollte es sich mal im Rahmen einer normalen Führung ansehen; die Extraschicht mit ihrem Andrang und dem lärmigen Hintergrund sind für diese meditative Installation nicht so gut geeignet.

Nebenbei: das ganze Gebäude ist auch noch eine riesige Camera obscura; für die kamen wir aber etwas zu spät. Und wir wurden für die WAZ fotografiert.


Letztes Schachtzeichen

Aus der Kulturhauptstadt in die Hauptstadt … noch ein letztes Schachtzeichen als Abschied und ein S-Bahnhof in Schöneberg, der geradezu ländlich aussieht (könnte auch Unna sein :) )


Wenig Schachtzeichen

Es war ein bisschen wie in einem Suchbild: wo ist der gelbe Ballon aka ein Schachtzeichen? Gestern hielten wir von Opherdicke aus Ausschau und entdeckten einige in Richtung Dortmund und Unna. Das war schon recht schön.

Und heute Morgen dann wollten wir uns das komplette Erlebnis gönnen und waren kurz vor 10 auf der Halde Hoheward und warteten darauf, dass die Ballone aufgelassen wurden.

Leider geschah aufgrund einer Sturmwarnung (sinnvollerweise) das Gegenteil: sie wurden eingezogen.

Na ja, aber am Wegesrand gab es ein paar Rapsfelder und die sind auch schön gelb.