Stadtlichter

Vielleicht nicht die hohe Kunst, die im Lichtkunstmuseum geboten wird, aber eine schöne Verklärung der Wirklichkeit: der Westfriedhof war an den letzten Abenden Schauplatz einer Illuminierung, die ihn – im Sinne des Wortes – in ein ganz anderes Licht tauchte. Und auch der Platz der Kulturen war ein Teil der Installation.

Eine schöne Erfahrung oder um es mit einem der Sprüche zu sagen, die auf Turells Skyspace projeziert wurden:

Leben heißt träumen, weise sein heißt angenehm träumen.

Friedrich Schiller

Frühling auf der stillgelegten Bahntrasse

1875 wurde Welver an die Bahnstrecke nach Sterkrade angeschlossen und 1968 wurde das Teilstück ab Königsborn wieder stillgelegt. Ein Teil dieser Strecke wurde in einen Wanderweg umgewandelt, der inzwischen nicht nur von Fußgängern, sondern auch von vielen Radfahrern bevölkert wird.
Wir waren auf dem ersten Teil ab dem Tierheim in Königsborn schon häufiger unterwegs, bisher aber noch nie (Schande über uns) auf dem weiteren Weg nach Lennigsen. Das haben wir – jedenfalls für ein kleines Stück endlich nachgeholt.


Es gibt jede Menge Natur zu sehen und ab und zu auch Reiter, die auf dem benachbarten Reitweg überholen. Anstrengend ist es auch nicht, denn als ehemalige Bahnstrecke ist der Weg schön gleichmäßig (interessant vor allem für Radfahrer).
Den Rest der Strecke werden wir in der nächsten Zeit sicher auch noch erlaufen oder erradeln.


Von Extraschichten, Sky Spaces und Beton

Statt durchs ganze Ruhrgebiet zu hetzen kauften wir uns nur ein lokales Extraschicht-Ticket und besuchten das Zentrum für internationale Lichtkunst, vor allem den letztes Jahr neu gebauten Sky Space von James Turrell.
Wir waren auch genau richtig eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang da und hatten das Glück einen Sitzplatz zu ergattern (angeblich saß ich etwa da, wo auch James Turell letztes Jahr saß :) ) Einziger Haken bei dem Sitzplatz: Alles ist aus Beton und dementsprechend kuschlig und warm. Und die Anzahl der Sitzkissen war dem Ansturm nicht gewachsen.

Was man dann in der nächsten Stunde zu sehen bekam, waren vordergründig nur ein Stück Himmel, der von weißen Wänden eingerahmt wurde, die mit langsam wechselnden Farben beleuchtet wurden. Das eigentliche Kernstück der ganzen Installation ist das eigene Auge, denn es adaptiert sich an die Farben, sodass der Himmel in der Komplementärfarbe erstrahlt. So leuchtete der eigentlich graue Ruhrgebietshimmel blau, grün oder magenta. Ein Lehrstück über die Objektivität des Auges, aber auch einfach ein geradezu psychedelisches Erlebnis (ganz ohne Drogen und mit kaltem Hintern). Und die Kamera sah etwas komplett anderes als das Auge.

Wer die Gelegenheit und etwas Geduld hat, sollte es sich mal im Rahmen einer normalen Führung ansehen; die Extraschicht mit ihrem Andrang und dem lärmigen Hintergrund sind für diese meditative Installation nicht so gut geeignet.

Nebenbei: das ganze Gebäude ist auch noch eine riesige Camera obscura; für die kamen wir aber etwas zu spät. Und wir wurden für die WAZ fotografiert.


Poetische Synergien

Irgendwie passt der Titel zu Ausstellung, obwohl ich immer noch nicht so genau weiß, was er bedeuten soll „Poetische Synergien“. Wir hatten uns heute noch am letzten Tag die Auststellung von Regine Rostalski (Tipp: auf der Website der Künstlerin die Footernavigation benutzen; die Popups funktionieren im Moment nicht richtig) in Opherdicke angeschaut. Ihre Skulpturen aus Draht und Papier erinnerten mich oft an ein poetisches Eintauchen in einen Mikrokosmos von Pantoffeltierchen und anderen Kleinstlebewesen. Vor allem das Raumgespinst, in dem ein ganzer Raum von einer Art neuronalen Netz aus Draht durchzogen wurde, wird mir in Erinnerung bleiben.

Poetische Synergien

War schön.


Lichttore

Man könnte glauben, dass gleich Dr. Who durch dieses Portal käme. Oder Jean-Luc Picard. Oder sonst jemand, der gelegentlich in der Zeit reist.

Tatsächlich ist das eines von fünf „Lichttoren“, die Start und Ende der beleuchteten Wege durch den Unnaer Kurpark markieren. Mir gefallen sie; ich hoffe, dass sie nicht allzu schnell wieder von irgendwelchen Testosteron-gesättigten Pappnasen zerstört werden.


KUNSTroute Unna

Es ist interessant Kunst auch außerhalb von Museen und Galerien zu sehen, nämlich bei den Künstlern zu Hause. Giesela Lücke, Sabine HannaH Johr und Jutta Hellweg machen dies noch bis zum 8. Oktober möglich. Wir haben gestern eine kleine Fahradtour unternommen und uns die Kunst vor Ort angeschaut. Und die Wohnungen, Ateliers und Gärten. Es war faszinierend zu sehen, was hinter den Fassaden von Häusern, an denen man sonst einfach vorbeiläuft, alles entsteht.
In jedem der drei Orte hat noch ein Gastkünstler einige seiner Werke untergebracht: Karola Ramas, Frederike Mühlbauer und der Bildhauer Bernd Moenikes. Und bei dem „Vogelmenschen mit drei Kugeln“ von Bernd Moenikes konnten wird nicht widerstehen: er wird unser neuer Mitbewohner.

Horus