Wir hatten Lust auf einen Osterspaziergang und Daniela einen der Wanderwege in Werne vor, den wir noch nicht kannten. Er führt zeitweise parallel zur A1 und wir gingen dieses „rauschende“ Stück als erstes. Die Beschreibung schlug es anders herum vor, aber finde unsere Wahl deutlich besser.
Im Wald war Frühling. Zwischen dem Geäst überall ein zartgrüner Schimmer und auf dem Boden frisches Grün und Blumen. Das war nicht mehr nur Frühling als schüchterne Andeutung, sondern richtiger Frühling, dem es auch egal ist, wenn die Sonne sich noch hinter Wolken versteckt.
Dank Flora Incognita haben die diversen Frühlingsboten für mich jetzt auch Namen: Busch-Windröschen, Schlüsselblume, kleines Immergrün, purpurrote Taubnessel, geflecktes Lungenkraut und nicht zu vergessen die Stoppelrübe. Und diese Aufzählung ist noch nicht einmal vollständig.Erstaunlich was für eine Vielfalt da plötzlich emporsprießt.
Zum dritten Mal innerhalb einer Woche starten wir von dem selben Parkplatz eine kleine Wanderung. Aber diesmal ist alles ganz anders. Der Schnee ist weg, es fühlt sich an wie Frühling. Die Landschaft sieht völlig anders aus. Letzte Woche so und jetzt so (die Krokodile ließen sich immer noch nicht sehen, stattdessen drückten sich in einigen schattigen Ecken noch widerständige Schneereste herum)
Die Route führte rund um und durch Langern, eine kleine Bauernschaft mit etwa 500 Einwohnern, einem Gemeindezentrum inklusive Sportplatz und viel Gegend drumherum. Wir absolvieren Sie ohne Jacke oder Mantel; der Winter fühlt sich an wie Frühling. Zwar fehlt noch das Grün an den Bäumen, aber die Schneeglöckchen blühen immerhin schon der Sonne entgegen.
Nach den Wanderzeichen – diesmal W4 – Ausschau zu halten weckte in mir, wie schon letzte Woche, die kindliche Schnitzeljagd-Begeisterung. Kein GPS, stattdessen ist Pfadfindertalent gefragt. Na ja, ein bisschen.
Wer auf den Bildern genau hinschaut, sieht am Horizont sogar Schloss Cappenberg. Und das erste Mal in diesem Jahr kam wieder Flora Incognita zum Einsatz und klassifizierte die Pflanze da oben als gefleckten Aronstab. Schießt gerade überall aus dem Boden. Wenn man ihn isst, soll es sich im Mund wie 1000 Nadeln anfühlen.
Der gestrige Spaziergang hat uns angefixt und wir sind gleich heute wieder zum Wanderparkplatz an der Varnhöveler Straße zurück gekehrt. Diesmal sind wir durchden Cappenberger Wald gewandert (W7) nach meiner Definition ist es ab einer Stunde Gehzeit eine Wanderung, darunter ein Spaziergang)
Der Schnee knirschte unter den Schuhen und ab und zu hörte man einen Vogel zwitschern. Der Rest war Stille. Die reinste Gehmeditation.
Der Parkplatz war übrigens bei unserer Rückkehr voll. Die Erweiterung würde sich lohnen.
Wieder zu Hause wartete das After-Hike-Beer auf uns. Perfekt.
Daniela hatte von Ariane den Tipp, dass es in Werne einige schöne, frisch ausgeschilderte Wanderwege gäbe. Nachdem wir den gesamten verregneten Januar hindurch immer wieder ins Sauerland fahren wollten, um mal Schnee zu sehen, fanden wir es eine gute Idee nach den ergiebigen Schneefällen der letzten Tage eine Schneewanderung quasi vor Ort machen zu können. Auf den Tourismus-Seiten der Stadt Werne entdeckten wir alle Infos zu den Routen. An dieser Stelle lohnt es sich, die Lektüre kurz zu unterbrechen und dem Link zu folgen. Der Herr, der auf dem Foto dort ganz links zu sehen ist, spielt nämlich später noch eine Rolle.
Da durch den Schnee stapfen erfahrungsgemäß deutlich anstrengender ist, als einfach nur so durch den Wald zu laufen, suchten wir uns die kleinste Tour (W2) aus. Eher ein Spaziergang, als eine Wanderung. Aber perfekt ausgeschildert und abwechslungsreich. So eine sonnige Schneelandschaft im Kreis Unna zu erleben, hat Seltenheitswert.
Unterwegs überquert man eine recht leere Ebene, die vor 20 Jahren noch von einem Förderturm dominiert wurde. Hier war mal der Schacht 7 von Haus Aden, das etwa drei Kilometer entfernt lag. Es ist faszinierend, über was für Distanzen sich dieses unterirdische Reich erstreckte. Heute hat die Natur das Gelände bis auf ein Schachtrohr zurückerobert.
Auf dem Rückweg überholte uns bei einem Fotostop eben jener Herr (Gisbert Bensch, wie wir inzwischen aus der Lokalpresse erfahren haben), den ich oben erwähnte, aber höflicherweise erst, als wir mit den Fotos fertig waren. Überraschenderweise kam er uns nach ein paar Minuten wieder entgegen, woraus sich ein kurzes Gespräch ergab. Er hatte die Autos auf dem Wanderparkplatz gezählt. Denn Wandern liegt im Trend und durch Corona noch einmal mehr. Dementsprechend ist der frisch angelegte Parkplatz auch schnell mal voll belegt. Das sogar mitten im Winter, wenn ein sonniger Tag im Lockdown die Menschen aus der Gegend motiviert sich auch mal die nähere Umgebung anzuschauen. Was wiederum für eine Vergrößerung des Parkplatzes spricht. Daniela, die ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Gesichter hat, fragte ihn, ob er auf dem oben erwähnten Foto sei. Was er bestätigte. Jetzt wissen wir, dass er als Vertreter des SGV die ganzen Routen markiert hat. Und sehr gut markiert hat, wie ich finde.
Alligatoren haben wir übrigens keine gesehen. Die versteckten sich unter dem Eis.