Gelernt Dezember 2022

Kakao und Hunde

Kakao – und damit auch Schokolade – ist für Hunde (übrigens auch Katzen) giftig. Er enthält Theobromin, das schon in erstaunlich geringen Dosen zu einer Theobrominvergiftung führt. Bereits ein Teelöffel davon oder ein Riegel Zartbitterschokolade hätte auf Frida eine ganz hässliche Wirkung. Ich bin froh, dass sie von Anfang an Hundefutter bekommen hat und nicht mal eben etwas vom Tisch.

Bei einem Blick auf die Strukturformel von Theobromin hätte ich irgendwas mit Brom erwartet, aber tatsächlich setzt sich der Name aus theós ‚Gott‘ und broma ‚Speise‘ zusammen: Götterspeise. Vermutlich liebte der Entdecker des Alkaloids, der Herr Woskressenski, Schokolade.

Dunkeltuten

Im Blog von Herrn Buddenbohm blieb ich an dem Wort dunkeltuten hängen. Er erläuterte es auf der Seite nicht und so machte ich mich auf die Suche. Es bedeutet so viel wie „herumhängen“ und hat seine Wurzeln vermutlich in der Schiffahrt. Geriet früher ein Schiff in eine Nebelbank – vielleicht sogar nachts – blieb der Besatzung nichts anderes übrig als regelmäßig Signal zu geben und abzuwarten. Also im Dunkeln tuten und herumhängen.

… nennen sich Auslassungspunkte und durch das Fediverse habe ich gelernt, dass sie durch ein Leerzeichen von den anderen Worten des Satzes getrennt werden müssen. Herausgefunden habe ich das durch diesen Tröt von Sofasophia.

Aber nicht immer wird das Leerzeichen gebraucht, was sich auch schön illustrieren lässt: so ein Sch…

Essentialismus und Minimalismus

Ich würde meine Methode deshalb auch nicht Minimalismus, sondern Essentialismus nennen: Ich verzichte auf Dinge, die mir nichts bedeuten, gebe aber Geld für Sachen aus, die andere Leute vielleicht als sinnlosen Luxus betrachten, guten Wein und gebundene Bücher zum Beispiel. Es geht darum, herauszufinden, was einem persönlich wirklich wichtig und unverzichtbar ist. Der Rest kann weg.

Meike Winnemuth – Bin im Garten

Vor gut zehn Jahren bevölkerten plötzlich recht viele Minimalismus-Blogs das Netz. Ich fand das sehr unterhaltsam, da ich selbst mit allzu viel Zeug nichts anfangen kann und ich auch nicht gerne Sachen kaufe. Aber relativ schnell breitete sich da so eine kleinkarierte Erbsenzählerei aus, die sich in einem immer absurderen Wettbewerb zum Thema „wer kann wohl mit den wenigsten Dingen leben“ äußerte. 100 Dinge müssen doch wohl genug sein! Ist ein Paar Socken jetzt ein Ding oder zwei?

700 Jahre früher gab es das schon mal, als die Franziskaner über die richtige Umsetzung des Armutsideals stritten. Da wurden dann von einer Fraktion die Kutten gekürzt, sodass sie nur noch knapp über den Po reichten. Der Streit wurde so erbittert ausgetragen, dass letztlich einige Verfechter des extremeren Armutsideals auf dem Scheiterhaufen endeten.

Dagegen war die Minimalismusdebatte harmlos. Aber diese humorlos verkniffene Auslegung von Lebensentwürfen mochte ich noch nie. Und hatte so immer das Gefühl, dass mich Minimalist nicht passend beschreibt.

Essentialismus dagegen finde ich sehr sympathisch und menschlich. Er kommt nicht mit einem erhobenen Verzichtszeigefinger, sondern richtet die Aufmerksamkeit auf das, was für den einzelnen Menschen wichtig ist. Und das ist für jeden etwas anderes. Den überflüssigen Rest wegzulassen, vereinfacht die Angelegenheit ohne Verzicht. Gefällt mir.

Das Buch von Meike Winnemuth schenkte mir Daniela 2020 zum Geburtstag. Ich habe es nicht nur gerne gelesen, sondern habe auch was daraus mitgenommen. Wie das Zitat oben belegt, das mir beim erneuten Blick in das Buch auffiel.


Horizont erweitern

Es gibt in diesem Blog seit vielen Jahren eine Kategorie, die ich viel zu stiefmütterlich behandele: Horizont erweitern.

Ich bin ein eher neugieriger Mensch und habe daher Freude daran über etwas zu stolpern, was ich aus welchem Grund auch immer interessant finde und bisher noch nicht wusste. Mein Interesse folgt da keinem Schema und ist recht unvorhersagbar.

Beim alltäglichen Herumgewische im Internet poppt da ganz gerne mal das eine oder andere auf, fesselt für einen Moment meine Aufmerksamkeit und versinkt dann wieder im Dunkel des Vergessens.

Das ist sehr bequem, völlig passiv und ziemlich doof.

Viel besser finde ich es an der Stelle etwas nachzuforschen und es mit eigenen Worten zusammenzufassen. So verschwindet es nicht spurlos, sondern im Gegenteil hinterlässt Spuren.

Das war die ursprüngliche Motivation für diese Kategorie. Und dann kam – siehe oben – die Bequemlichkeit und es läpperte immer wieder weg.

Diesmal probiere ich es mit einem Trick: in diesem Blog schlummert ein Eintrag für Dezember, der automatisch am 31. um 23:59 veröffentlicht wird. Er enthält zunächst mal nur den Satz „Diesen Monat habe ich nichts gelernt“. Da ich eine Veröffentlichung von so einem Satz dann doch peinlich finde, muss er durch Inhalt ersetzt werden.

Für Dezember ist mir das jetzt schon mal gelungen, das Ergebnis kann am 1. Januar besichtigt werden.


Ich vermisse nichts

Hier ist die tiefste Nebensaison. Die Campingplätze sind geschlossen, einige Hotels ebenfalls und die Ferienwohnungen sind nur spärlich besetzt.

Das Wetter ist grau und Wolkenlücken selten, aber es regnet auch nicht.

Ein schwarz-weiß Bild vom Watt
Das Watt

Wir laufen den Strand entlang oder durch den Wald. Es sind nur wenige Menschen unterwegs.

Es ist ruhig.

Gelegentlich sitzen wir im Warmen – im Kliff oder im Leuchtfeuer – essen Kuchen und trinken Milchkaffee. Oder Backfisch und ein Bier.

Oder wie jetzt in unserem Vogelnest mit Blick auf die See, die langsam im Dunkel verschwindet.

Ich vermisse nichts.


Kugelbake

Heute habe ich drei Dinge gelernt:

1. Duhnen und Döse sind – freundlich formuliert – nicht so mein Fall. Sahlenburg gefällt mir besser.

2. Die Kugelbake – das Wahrzeichen von Cuxhaven, das die Grenze zwischen Elbe und Nordsee markiert – heißt Kugelbake, weil ursprünglich ursprünglich zwei Kugel oben auf der Konstruktion trohnten. Inzwischen wurden sie durch kreisförmige Scheiben ersetzt. Und sie ist der nördlichste Punkt Niedersachsens.

Die Kugelbake in Cuxhaven
Die Kugelbake

3. Einer dieser Pinguine im Zoo von Döse heißt auch Frida. Ich weiß aber nicht welcher.

Pinguine im Zoo von
Pinguine im Zoo von Döse

Übrigens: Frida ist heute genau ein halbes Jahr alt.


Seehospital Nordheimstiftung

In Sahlenburg wurde mit den Spenden von Marcus Nordheim und Mathilde Emden Anfang des letzten Jahrhunderts das erste Seehospital Deutschlands gebaut. Dort wurden Kinder, die in Hamburg unter elenden Bedingungen lebten, gegen Tuberkulose und Skrofulose behandelt. Das Nordseeklima war ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

In den über einhundert Jahren seitdem hat das Hospital mehrfach seine medizinische Ausrichtung geändert und seit letztem Jahr ist es endgültig geschlossen.

So verwandelt sich die Anlage, vor allem der älteste noch erhaltene Teil, in einen lost places.

Das sieht gelegentlich sogar etwas gruselig aus.


Sahlenburg

Ohne Frida wären wir vermutlich nicht hier, aber da sie noch nicht gechippt ist, darf sie Deutschland nicht verlassen. Und alleine lassen wollten wir sie auch nicht. Also suchten wir etwas mit Sandstrand an der Nordsee. Da wir auf dem Festland bleiben wollten, bot sich das Cuxland an. Es wurde Sahlenburg, ein Vorort von Cuxhaven.

Die Anreise gestaltete sich dank Google etwas anstrengend: erst leitete das Navi uns um eine nicht existierende Autobahnsperrung herum, dann wollte es uns beharrlich auf den gesperrten Teil der Autobahn leiten. Darauf sind wir allerdings nicht mehr reingefallen.

Sahlenburg ist sicher nicht die Perle der Nordsee. Obwohl schon 1350 das erste Mal erwähnt, scheint es heute im Wesentlichen aus einem großen Campingplatz und zwei Hochhäusern zu bestehen (das ist natürlich übertrieben, aber der allererste Eindruck ist wirklich so). In einem der beiden Hochhäuser liegt im 11. Stockwerk unsere gemütliche Unterkunft mit Blick auf die nur 300 Meter entfernte Nordsee. Jedenfalls theoretisch, denn bei unserer Ankunft verschleierte Novembernebel jede Aussicht.

Also gingen wir einfach mal direkt zum Strand um nachzuschauen. Sie lag ruhig in feinster Novemberstimmung mit leiser Melancholie da.

Für Frida dagegen war es das große Abenteuer. Sand, Wasser, komische neue Dinge im Wasser und dann noch andere Hunde. Und sie durfte frei laufen. Womit sie gar nicht mehr aufhörte. Alles so aufregend.

Frida rennt durchs Bild

Am Ende unseres Spaziergangs gab es für uns Burger und Bier im Kliff, während es draußen dunkel wurde.

Und jetzt – am nächsten Morgen – zeigt sich, dass die Wahl unserer Unterkunft doch ganz klug war. So eine Aussicht ist schon was Feines.


Der Mittagsschlaf und ich

Der Mittagsschlaf ist eine Inbesitznahme der eigenen Zeit, die sich dem Controlling entzieht. Die Siesta ist emanzipatorisch.

Thierry Paquot – Die Kunst des Mittagsschlafs

Seit ich mich häufiger im Homeoffice aufhalte, wäre der Mittagsschlaf organisatorisch eigentlich gar kein Problem. Trotzdem findet er – wenn überhaupt – nur an Wochenenden oder Feiertagen statt. Was mich an einem erholsamen Einnicken hindert, ist die gedankliche Verstrickung in die Arbeit. Sie muss erst fortgeräumt werden, bevor das Dösen gelingen kann. Gefühlt könnte das aber so lange dauern, dass dann der Feierabend schon in Sicht wäre. Den Mittagsschlaf als Emanzipation gegen die Zumutung der werktäglichen Arbeit einzusetzen, scheitert bei mir, leider.

Andererseits weist Paquot selbst darauf hin, dass besonders kluge/durchtriebene Arbeitgeber ja den Mittagsschlaf anordnen könnten, da bekanntlich ein Powernap die Effizienz des Arbeitenden steigert.

So gesehen ist mein Unvermögen zu einer werktäglichen Siesta und das Verlagern dieses angenehmen Zustandes auf freie Tage letztlich dann doch ein emanzipatorischer Akt.