Sanary-sur-Mer

Bei Reisevorbereitungen bin ich eher praktisch unterwegs: wo ist unsere Unterkunft, wo können wir einkaufen und wo mit Frida Gassi gehen. Das sind die Fragen, die mich vor der Reise umtreiben. Erst vor Ort beginnt mein Interesse für den Platz, an dem ich bin. Das ist toll, denn so ist der praktische Krempel schon erledigt und ich kann mich von dem Hier und Jetzt überraschen lassen. Und die Überraschung ist in Sanary-sur-Mer wirklich da.

Zwischen 1933 und 1939 ist Sanary in den Worten von Ludwig Marcuse die Welthauptstadt des künstlerischen und literarischen Exils. Eine Vielzahl deutscher Künstler siedelten sich hier auf der Flucht vor den Nazis an. Die Wikipedia nennt

Bertolt Brecht, Ferdinand Bruckner, Franz Theodor Csokor, Albert Drach, Lion und Marta Feuchtwanger, Bruno Frank, Walter Hasenclever, Franz und Helen Hessel, Alfred Kantorowicz, Hermann Kesten, Egon Erwin Kisch, Arthur Koestler, Annette Kolb, die Brüder Golo und Klaus Mann, ihre Eltern Katja und Thomas Mann und dessen Bruder Heinrich Mann, Ludwig Marcuse, Cilette Ofaire, Erwin Piscator, Anton Räderscheidt, Joseph Roth, Ilse Salberg, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Friedrich Wolf, Arnold Zweig und Stefan Zweig

Beeindruckend.

Marcuse bezeichnet die Zeit als unglücklich-glückliche Jahre. Ohne Möglichkeit der Rückkehr in die Heimat an einem wunderschönen Ort festsitzen. Eine Situation, die gleichzeitig grässlich und beneidenswert ist.

Sanary-sur-Mer

Zurück in der Jetztzeit.

Am Abend verwandelt sich Sanary-sur-Mer in der Weihnachtszeit in ein Lichtermeer. Nicht nur die Gassen, sondern auch die Gebäude, die Bäume und – Besonderheit einer Hafenstadt – die Boote sind mit Lichterketten geschmückt. 

Das sieht hübsch aus, ist etwas überbordend und rutscht mit diversen illuminierten Eisbär/Weihnachtsmann/Pinguin-Dioramen ein wenig ins Kitschige.

Saint-Mandrier-sur-Mer

Heute zog es uns auf die andere Seite von Six-Fours-les-Plages, nach Saint-Mandrier-sur-Mer. Das ist eigentlich gar nicht weit weg, aber wir waren trotzdem eine knappe halbe Stunde unterwegs, bis wir nach einer Vielzahl schmaler Straßen mit einer erstaunlich großen Anzahl von Kreisverkehren, Zebrastreifen und Bremsschwellen unser Ziel erreichten, den Plage des Sablettes.

Strand und Strandpromenade nachsaisonal leer (ich mag mir nicht vorstellen, was hier im August los ist).

Wir entschlossen uns zu einem Kir.

Die Strandgastronomien sind auch Futtergebiet für ungebetene Tauben. Zudringliche Tauben. Frida was not amused.

Der Plage des Sablettes liegt noch im Verbindungsbereich zwischen Festland und der Beinahe-Insel Saint-Mandrier-sur-Mer. Und da wir ja nicht quasi am Eingang stehen bleiben wollten, ging es weiter nach Sainte-Asile. Strand, Pinienwald, Boulespieler und ein Sentier du Littoral.

Zum Schluss dann noch die andere Seite der Halbinsel.

Hinter dem rostenden Kriegsschiff liegt Toulon. Sieht man leider nicht, wie man auch von  Saint-Mandrier-sur-Mer gar nicht so viel zu sehen bekommt, denn etwa die Hälfte der Fläche wird vom französischen Militär beansprucht und ist abgesperrt. Die haben sich da schon ein schönes Fleckchen ausgesucht.

Ein sonniger Tag

Es war sonniges Wetter mit frühlingshaften Temperaturen vorhergesagt. Die besten Gründe dafür, den Tag draußen zu verbringen.

Erste Station: Le Brusc. Der kleine Hafen stand auch schon wieder unter Klischeeverdacht, so hübsch war er.

Hier haben wir endlich das getan, was wir schon in Dijon vorhatten: einen Kir trinken (benannt nach Félix Adrien Kir, einer wirklich beeindruckenden Persönlichkeit aus Dijon). In Dijon hatten wir ihn uns noch selbst gemixt, in Le Brusc genossen wir ihn in der Sonne mit Blick auf schaukelnde Boote.

Le Brusc ist aber nicht nur der pittoreske Hafenort von heute, sondern war schon vor 2500 Jahren ein Handelsposten der Griechen. Er wurde gegen Angriffe durch die Ligurer durch sechs befestigte Posten geschützt, von denen jeder durch ein Feuer gekennzeichnet war, woraus sich der Name Six-Fours (lateinisch furni, „Öfen“) entwickelte. Heute der Name der Gegend.

Zweite Station: die Ile du Gaou. Genau genommen sind es Le Petit Gaou und Le Grand Gaou. Man erreicht sie nur über Fußgängerbrücken und darf sich an Landschaft und Ruhe erfreuen. Wobei es im Sommer hier nicht ganz so ruhig sein dürfte.

Dritte Station: das Fort de Six-Fours. Der höchste Punkt der Halbinsel mit Blick in Richtung Marseille im Westen und ganz direkt auf Toulon im Osten. Das Fort ist nach wie vor militärisch genutzt und dient heute der Marine als Operationszentrale.

Und zum Sonnenuntergang noch ein Spaziergang durch den Hafen und rund um Cap Negre

Ein fantastischer, sonniger Tag.

Glücksmoment.

Cap Nègre

Wir sind angekommen am Cap Nègre in Six-Fours-les-Plages . Die Côte d’Azur begrüßt uns mit Sonne, blauem Himmel und Blick auf das Mittelmeer. Ein enormer Kontrast zu den Tagen in Dijon.

Und auch wenn Bilder von Sonnenuntergängen immer unter Klischeeverdacht stehen, kommen hier trotzdem drei Bilder. Das geht einfach nicht anders.

Und Frida ist geradezu euphorisch, nach anstrengenden Stadttagen frei an einem Strand rennen zu können.

Dijon im Winter

Wir haben uns eine schattige Zeit für den Besuch von Dijon ausgesucht. Die Temperatur schwankt um den Gefrierpunkt und wir sind froh uns zwischendurch ins Hotel zurückziehen zu können, um uns aufzuwärmen. Aber natürlich lockt da draußen eine prachtvolle Stadt, die seit Jahrhunderten das Zentrum des Burgund ist. Also wieder raus in die Kälte.

Im Stadtbild kommt alles vor, von der Gotik über die Renaissance bis zur Moderne. Viel lebendige Zeitreise.  Bei den Fotos habe ich allerdings etwas in Effekttopf gegriffen, das Wetter ist schon arg grau.

An einer Säule von Notre Dame lebt La Chouette. Die kleine Eule erfüllt Wünsche, wenn man sie berührt. Offensichtlich haben die Bewohner und die Besucher von Dijon sehr viele Wünsche.

Mit La Chouette als Maskottchen ist auch ein Rundweg durch die Stadt gekennzeichnet. Eigentlich hatten wir vorgehabt ihn entlangzuwandern, aber irgendwann beschlich uns das Gefühl, dass wir auf unseren Entdeckungstouren durch die Stadt schon so oft den Eulenwegweisern begegnet waren, dass wir den gesamten Rundweg kennengelernt haben mussten. Nur halt nicht als Rundweg, mehr so als Puzzle.

Wenn die Dunkelheit hereinbricht, dann ändert sich das Aussehen von Dijon völlig.

Alles ist in warmes gelbes Licht getaucht und jetzt zur Weihnachtszeit kommen noch allerlei leuchtende Extras dazu. Und für die innere Wärme gibt es vin chaud, der französische Bruder des Glühweins, der aber seinen eigenen Akzent setzt.