Ausfälle und Verspätungen

Seit ich wieder regelmäßiger ins Büro pendele, habe ich das deutliche Gefühl, dass die Bahn mehr Probleme hat als früher. Aber ein Gefühl ist das Eine, Fakten das Andere. Also habe ich einige Tage protokolliert, was so beim Pendeln passiert. Es geht dabei um die Strecke zwischen Kamen und Essen. Einmal halb durch das Ruhrgebiet in etwa 35 Minuten pro Fahrt. Morgens um 6:53 hin und zum Feierabend um 16:53 zurück. An Feiertagen oder wenn ich im Homeoffice blieb, gibt es keine Einträge. Daher die Lücken.

Zwei Begriffe muss ich zunächst noch erklären:

Pünktlich: das meint in Bahndeutsch irgendetwas zwischen wirklich pünktlich und bis zu 5 Minuten Verspätung

Traktion: In den Zeiten vor dem RRX wurden einzelne Wagons zusammen gekoppelt und eine Lok davor gepackt. Da fehlte dann gerne mal ein Wagen und alle durften zusammen rücken. Das hat sich mit dem RRX geändert. Er besteht aus zwei Traktionen, die wiederum aus fest miteinander verbundenen Wagen besteht, die auch den Antrieb enthalten. Das hat Vorteile. So kann man sehr gut ohne enge Stellen durch die Traktion laufen und sie kann ohne Probleme einzeln betrieben werden. Nachteil: wenn was an der Traktion kaputt ist, dann fehlt der halbe Zug.

Der RRX: eine Traktion links, eine Traktion rechts

Und los geht’s:

13.6.

Blöder Start. Der Zug verschwindet einfach. In Minden gibt es Probleme und der Zug soll ab Hamm eingesetzt werden. Wird er aber nicht. Da ihn niemand aus den Anzeigesystemen nimmt, sieht er pünktlich aus und es gibt nicht mal eine Durchsage. Also ab nach Hause ins HO

14.6.

Hin: Der Zug kommt pünktlich, aber nur eine Traktion. Der Vorherige war ausgefallen, so wird es morgens etwas eng.

Zurück: Kinder spielen auf den Gleisen und ich erwische einen anderen, verspäteten Zug. Wir werden über Gelsenkirchen umgeleitet und kommen mit für mich nur 20 Minuten Verspätung in Kamen an.

15.6.

Hin: Auch heute nur eine Traktion, dafür ist sie pünktlich

Zurück: Ich erwische wieder einen verspäteten Zug, der sich dann langsam durch das Ruhrgebiet kämpft und mit 20 Minuten Verspätung ankommt

20.6.

Hin: pünktlich

Zurück: Ein Signal ist kaputt, daher läuft der RRX eine halbe Stunde später ein und hat in Kamen am Ende 37 Minuten Verspätung

22.6.

Hin: pünktlich

Zurück: 15 Minuten Verspätung einfach nur so

23.6.

Hin: pünktlich

Zurück: Mit 20 Minuten Verspätung kam der Zug, fuhr ein paar Meter, dann ging ein Signal kaputt. Also blieben wir 20 Minuten stehen, bevor es langsam weiter ging. In Dortmund blieben wir wieder stehen. Ein Notfall war während der Fahrt gemeldet worden, hatte sich dann aber am Bahnhof verkrümelt. Noch mal 10 Minuten oben drauf. Also insgesamt 50 Minuten Verspätung.

24.6.

Hin: pünktlich

Zurück: 15 Minuten Verspätung. Für einen Freitag, an dem auch die Sommerferien starten, ist das erstaunlich wenig.

Fazit

Morgens ist die Welt noch in Ordnung. Meistens kommt ein Zug, gelegentlich auch nur ein halber, aber dafür pünktlich.

Nachmittags sieht es anders aus. Mehr Menschen sind unterwegs, Kinder spielen auf Gleisen, Signale fallen aus und alle Störungen stapeln sich aufeinander. Das gab es vor einigen Jahren auch, ist aber mehr geworden.

Wie man an den diversen Zwischenfällen oben sieht, hat das viele Ursachen. Da gerade der Fokus wieder mehr auf dem ÖPNV liegt, könnte sich da was ändern. Wäre schön. Und der Blick, den ich regelmäßig auf dem Weg zum Bahnhof auf die staugeplagte A 40 habe, lässt mich die Verspätungen in der richtigen Relation sehen.