Wir sind unserem Vorsatz treu geblieben und radeln auch zu Hause. Erst einmal haben wir in der Nähe den neuen Teil des Seseke Radwegs zwischen Kamen und dem Ostpol erkundet. Der erste Teil dieser mit Kunstwerken angereicherten Radroute entlang der renaturierten Seseke wurde schon zur RUHR 2010 fertig, dieser neue Teil letztes Jahr.
Auch hier gibt es entlang des Weges Kunst zu entdecken, die dieses Jahr vom Bureau Baubotanik installiert wurde. Dazu noch eine der ältesten sich noch in Betrieb befindlichen Eisenbahnbrücken Deutschlands, die Fünf-Bogen-Brücke. Sie sieht vielleicht nicht spektakulär aus, versieht aber seit über 160 Jahren ihren Dienst.
Wir haben nach gut elf Jahren mal wieder Lüdinghausen besucht. Wenn man dort ist, muss man natürlich auch die paar Schritte zur Burg Vischering machen. Diesmal begrüßte uns dort im Burghof ein vielstimmiges Konzert: das Kuckucksuhrenorchester.
Fünf Kuckucksuhren hängen dort und geben allerlei Musikstücke zum Besten. Jeder Kuckuck kann zwei Töne und kommt zu seinem Einsatz aus seinem Türchen geschossen. Je komplexer das Musikstück – es wird hauptsächlich Klassik gegeben – umso aufgeregter geht es zu Sache. Dazwischen ein kurze schweigende Ruhe, die von diversen Geräuschen unterbrochen wird.
Eine Hinweistafel informiert, dass der Komponist, Klangkünstler und Objektebauer Erwin Stache dieses seltsame Orchester erdacht und gebaut hat. Und dass bei diesem Stück Kunst auch mal gelacht werden darf.
Noch bis zum 3.8. kann man sich dieses Ensemble ansehen und anhören. Letzteres auch noch ein gutes Stück von der Burg entfernt. Denn noch am Ufer der Steve hört man das Kuckucksorchester, obwohl die Burg schon längst hinter Bäumen verschwunden ist.
1880 wurde der Vater von Piet Mondriaan Direktor der Schule von Winterswijk. So lebte der kleine Piet ab seinem achten Lebensjahr für zwölf Jahre dort in dem Haus direkt neben der Schule und machte seine ersten Gehversuche als Künstler. Sein Vater war nicht nur Direktor der Schule, sondern auch Zeichenlehrer und förderte schon früh das Talent seines Sohnes. Sein Onkel Frits Mondriaan unterrichtete ihn darüber hinaus in Malerei.
Die Wohnhaus der Mondriaans war 100 Jahre später in einem so desolaten Zustand, dass der Stadtrat es abreißen lassen wollte. Um das zu verhindern erwarben Jan und Elisabeth Nijhuis das Gebäude 1984 und restaurierten und betrieben dort eine Galerie.
2013 dann wurde es zu dem Museum Villa Mondriaan, in dem vor allem die frühen Werke von Piet Mondrian (er strich später ein „a“ aus seinem Namen um internationaler zu wirken) zu sehen sind. Das sind nicht die klaren geometrischen Strukturen, sondern ganz klassische Zeichnung und Malerei.
Unterstützt wird das Museum von dem Gemeente Museum in Den Haag, das aus seiner umfangreichen Sammlung Exponate zur Verfügung stellt. Dazu kommen noch ein paar Werke junger Künstler, die einen Bezug zu Mondrian herstellen. Ein Besuch lohnt sich also, denn die ausgestellten Bilder werden eher selten gezeigt, der kostenlose Audioguide ist sehr gut und im Eintrittspreis inbegriffen ist eine Tasse Kaffee im Museumscafe.
Das Museum ist nicht groß, hat aber eine schöne Architektur, die die alten Gebäude gelungen mit einem Neubau verbindet. Letzterer war notwendig geworden, da die Originale von Mondrian nur an passend beleuchteten und klimatisierten Orten ausgestellt werden können. Und da die Ausstellungen regelmäßig wechseln, haben wir einen guten Grund noch einmal wiederzukommen.
Der Apfelbaum im Garten spielte übrigens eine besondere Rolle im Werk von Piet Mondrian: frühe realistische Zeichnungen kann man im Museum sehen, später dann vereinfachte er die Linien der Äste immer weiter erst zu Bögen und schließlich zu Geraden. Dieser Apfelbaum (auch wenn es heute nicht mehr der originale Baum ist) durchzieht Piet Mondrians Werk wie ein roter Faden.
Der November hat keinen besonders guten Ruf: nach einem sonnigen Oktober mit farbenfrohen Blättern an den Bäumen kündigt er mit Nebel und kahlen Ästen den Winter an.
Aber trotzdem: auch der November hat seine eigene Poesie. Sie ist vielleicht etwas ruhig und melancholisch, aber hat ihren eigenen Charme.
Seine Nahrungsmittel bevorzugt aus regionaler Produktion einzukaufen ist ja bekanntermaßen ziemlich clever. Und bei Honig ist es für uns nicht nur regional, sondern lokal: etwa 100 Meter von unserer Wohnung entfernt liegt ein Lehrbienenstand. Jeden Sonntag wird dort der Honig zwischen 15:00 und 17:00 (im Winter eine Stunde früher) verkauft. Vier Sorten stehen zur Auswahl und können auch verkostet werden.
Wir haben uns diesmal für Waldblütenhonig entschieden, das nächste Mal wird es dann der Rapshonig werden.
Nicht weit entfernt vom Ostpol liegt in Bönen der Mergelbergteich. Ursprünglich gab es dort gar keinen Teich, sondern eine Ziegelei. Damit sie ihre Ziegel produzieren konnte, wurde der Mergel abgebaut. Zurück blieb ein Loch in der Landschaft, das durch Bergschäden noch vergrößert wurde. Erfreulicherweise hat sich die Natur alles zurückerobert und ist er von einem kleinen Naturschutzgebiet umgeben, das auch einige seltenere Tier- und Pflanzenarten beherbergt.
Die Landschaft ist nicht spektakulär, aber sie strahlt eine schöne Ruhe aus.
Dreimal Lichtkunst in sieben Tagen! Als letzte Station haben wir uns speed of light ruhr im Nordsternpark angeschaut. Das war zwar erst mal Warterei und die besten Plätze waren für die Presse reserviert, aber es war ein interessantes Konzept: 120 Läufer bewegen sich in komplexen Mustern und viele, viele Fotografen dokumentieren das und bilden dann letztendlich zusammen ein Gesamtkunstwerk.
Um das Ganze noch stärker mit dem Emscher Landschaftspark zu verbinden, gab es an jedem Abend zwei Choreografien an Ankerpunkten der Industriekultur und einige Kilometer unbeleuchteten Lauf dazwischen. Die Läufer – die ja bereits zwei Wochen lang die Strecken jeden Abend gelaufen waren – haben meine Hochachtung.
Jetzt reicht es aber auch erst einmal mit Lichtkunst ;)