Osterspaziergang W9

Wir hatten Lust auf einen Osterspaziergang und Daniela einen der Wanderwege in Werne vor, den wir noch nicht kannten. Er führt zeitweise parallel zur A1 und wir gingen dieses „rauschende“ Stück als erstes. Die Beschreibung schlug es anders herum vor, aber finde unsere Wahl deutlich besser.

Im Wald war Frühling. Zwischen dem Geäst überall ein zartgrüner Schimmer und auf dem Boden frisches Grün und Blumen. Das war nicht mehr nur Frühling als schüchterne Andeutung, sondern richtiger Frühling, dem es auch egal ist, wenn die Sonne sich noch hinter Wolken versteckt.

Dank Flora Incognita haben die diversen Frühlingsboten für mich jetzt auch Namen: Busch-Windröschen, Schlüsselblume, kleines Immergrün, purpurrote Taubnessel, geflecktes Lungenkraut und nicht zu vergessen die Stoppelrübe. Und diese Aufzählung ist noch nicht einmal vollständig.Erstaunlich was für eine Vielfalt da plötzlich emporsprießt.

Münster

Wir mussten mal raus. Also nahm ich mir einen Tag frei und wir fuhren nach Münster. Mittwochs ist dort Markt und definitiv nicht so voll wie Samstags. Zwischen den Ständen ist aktuell viel Raum, was für mich gerne so bleiben darf, denn mit Geschiebe und Gedränge habe ich es nicht so.

Wir waren sogar in drei Läden, was sich im Moment immer etwas doof anfühlt. Im ersten hatten wir dank Voranmeldung und frühem Termin so um die 100 qm für uns allein. Im nächsten waren wir mit der Verkäuferin allein und im letzten mit zwei Verkäufern plus kurze Zeit eine weitere Kundin. Damit war das Infektionsrisiko höher als im Homeoffice, aber doch sehr begrenzt.

Nur die Luca App, die ja bereits für Negativschlagzeilen sorgte, nervte mich mit schlechtem UI Design: statt für das Auschecken einen Standardbutton zu verwenden, haben die Entwickler lieber ein ungebräuchliches Wisch-Widget eingebaut. Es dauerte einen Moment, bis ich darauf kam, wie das funktionieren sollte. Das dürfen die Entwickler der Corona Warn App gerne richtig machen.

Danach brauchten wir einen Moment der Ruhe. Die Stadt war zwar nicht voll gewesen, aber Dank Corona sind wir auch nichts mehr gewöhnt. Die Sonne schien, die Luft war angenehm, also gingen wir zu einem meiner Lieblingsorte: dem botanischen Garten. Die Orangerie begrüßte mit weit geöffneten Fenstern den Frühling und präsentierte voll Stolz ihre Wintergäste.

Auf den Bänken davor war es windgeschützt warm, einer der angenehmsten Orte in Münster. So etwas würde ich mir gerne einpacken und mit nach Hause nehmen.

Rund um den Hopfenberg

Wieder zurück im Arnsberger Wald. Wir hatten uns diese Tour von outdooractive ausgesucht: im Süden von Arnsberg einmal rund um den Hopfenberg.

Startpunkt war der SGV Jugendhof, der wegen der aktuellen Lage natürlich menschenleer war. Hinter dem Jugendhof führte – wie kann es beim SGV auch anders ein – einige Wanderwege vorbei. Wir blieben erst mal auf dem Ruhrhöhenweg, der am Rand eines Buchenwalds entlangführte und immer wieder gute Aussichten auf des Ruhrtal bot.

Nebenbei: inzwischen wandern wir ja nicht mehr, das ist viel zu profan. Stattdessen zelebrieren wir Shinrin-yoku … Waldbaden. In Japan gilt dieses Eintauchen in die Wälder als sehr gesund und der Trend ist inzwischen auch nach Deutschland geschwappt. Wir sind vermutlich nicht ganz so meditativ unterwegs, wie es sich für Waldbadende gehört, und ob Kiefern und Buchen die gleichen positiven Effekte auf die Gesundheit haben wie subtropisches Gehölz ist auch nicht erwiesen. Aber diese Bewegung in der Natur entspricht dem menschlichen Maß, meditativ und beruhigend mit kleinen Abwechslungen zwischendurch. Wie zum Beispiel so ein so ein kleiner Stuhl, den irgendjemand aus dem Rest eines Baums heraus gehauen hat.

Interessant war auf der Hälfte der Strecke die Reste des Klosters Rumbeck. Es gehörte jahrhundertelang den Prämonstratenserinnen. Sie hatten recht moderne Ernährungsgewohnheiten, bei denen man nur ein Drittel des Jahres Fleisch essen durfte und die restliche Zeit Fisch. Das ist nicht nur gesund, sondern führte auch dazu, dass entlang des Mühlbachs sieben Fischteiche entstanden, von denen sogar heute noch zwei in Betrieb sind. Und auch das sehr modern: bereits vor ein paar Hundert Jahren benötigte man für so etwas eine Fischereierlaubnis. Bürokratie ist wirklich keine neue Erfindung.

Auch diese Tour wollen wir noch einmal im Herbst wiederholen, denn dann dürfte das Farbenspiel in den Buchenwäldern so richtig zur Geltung kommen.

Fahrrad abgestaubt

Mit der Idee am Wochenende endlich mal wieder die Fahrräder zu bewegen, habe ich sie Freitag auf Vordermann gebracht. Die schlaffen 2 bar wurden auf knackige 4 bar aufgepumpt und der winterliche Staub weg gewischt. Sie freuten sich den Keller zu verlassen und mit uns raus zu kommen.

Der Samstag war dann leider nicht so einladend, dafür der Sonntag mit Sonne und blauem Himmel.

Zum Eingewöhnen führen wir entlang des Seeseke-Radweges zum Ostpol.

Das haben wir letztes Jahr bevorzugt an Sonntagen schon häufiger gemacht. Man könnte es also als Gewohnheit oder Tradition bezeichnen. Ich persönlich bevorzuge Sonntagsritual.

Zwischen der Hohenheide und Neimen

Daniela war diesen Weg gestern schon mit einer Freundin gelaufen und heute mit mir. Für sie war ganz viel Erinnerung dabei, denn sie ist in der Gegend aufgewachsen und hat mir eine Menge davon erzählt, wo sie früher mal Hunde ausgeführt hat oder auf Schatzsuche war. Und wie immer, wenn man als Erwachsener sich noch einmal bewusst die Orte seiner Kindheit anschaut, wundert man sich wie nah alles beieinander liegt, was früher so weit voneinander entfernt schien.

Leider war das Wetter im Gegensatz zu gestern sehr grau. Der weite Blick ins Ruhrtal war deshalb nicht so fotogen. Dafür das eine oder andere Detail am Wegesrand: ein Pferd, das wie ein Bobtail aussah, ein Bobbycar, das jemand an seinen Rädern aufgehängt hatte und ein Verkehrsschild, das so verblichen war als ob die Realität mit Photoshop bearbeitet worden wäre.

Da es nicht nur grau, sondern dazu auch noch kalt war, ergab sich daraus die wunderbare Gelegenheit den voraussichtlich letzten Glühwein dieses Winters zu trinken.

Alles anders

Zum dritten Mal innerhalb einer Woche starten wir von dem selben Parkplatz eine kleine Wanderung. Aber diesmal ist alles ganz anders. Der Schnee ist weg, es fühlt sich an wie Frühling. Die Landschaft sieht völlig anders aus. Letzte Woche so und jetzt so (die Krokodile ließen sich immer noch nicht sehen, stattdessen drückten sich in einigen schattigen Ecken noch widerständige Schneereste herum)

Die Route führte rund um und durch Langern, eine kleine Bauernschaft mit etwa 500 Einwohnern, einem Gemeindezentrum inklusive Sportplatz und viel Gegend drumherum. Wir absolvieren Sie ohne Jacke oder Mantel; der Winter fühlt sich an wie Frühling. Zwar fehlt noch das Grün an den Bäumen, aber die Schneeglöckchen blühen immerhin schon der Sonne entgegen.

Nach den Wanderzeichen – diesmal W4 – Ausschau zu halten weckte in mir, wie schon letzte Woche, die kindliche Schnitzeljagd-Begeisterung. Kein GPS, stattdessen ist Pfadfindertalent gefragt. Na ja, ein bisschen.

Wer auf den Bildern genau hinschaut, sieht am Horizont sogar Schloss Cappenberg. Und das erste Mal in diesem Jahr kam wieder Flora Incognita zum Einsatz und klassifizierte die Pflanze da oben als gefleckten Aronstab. Schießt gerade überall aus dem Boden. Wenn man ihn isst, soll es sich im Mund wie 1000 Nadeln anfühlen.

Ich habe darauf verzichtet es auszuprobieren.

Und gleich noch mal

Der gestrige Spaziergang hat uns angefixt und wir sind gleich heute wieder zum Wanderparkplatz an der Varnhöveler Straße zurück gekehrt. Diesmal sind wir durchden Cappenberger Wald gewandert (W7) nach meiner Definition ist es ab einer Stunde Gehzeit eine Wanderung, darunter ein Spaziergang)

Der Schnee knirschte unter den Schuhen und ab und zu hörte man einen Vogel zwitschern. Der Rest war Stille. Die reinste Gehmeditation.

Der Parkplatz war übrigens bei unserer Rückkehr voll. Die Erweiterung würde sich lohnen.

Wieder zu Hause wartete das After-Hike-Beer auf uns. Perfekt.

Wandern in Werne

Daniela hatte von Ariane den Tipp, dass es in Werne einige schöne, frisch ausgeschilderte Wanderwege gäbe. Nachdem wir den gesamten verregneten Januar hindurch immer wieder ins Sauerland fahren wollten, um mal Schnee zu sehen, fanden wir es eine gute Idee nach den ergiebigen Schneefällen der letzten Tage eine Schneewanderung quasi vor Ort machen zu können. Auf den Tourismus-Seiten der Stadt Werne entdeckten wir alle Infos zu den Routen. An dieser Stelle lohnt es sich, die Lektüre kurz zu unterbrechen und dem Link zu folgen. Der Herr, der auf dem Foto dort ganz links zu sehen ist, spielt nämlich später noch eine Rolle.

Da durch den Schnee stapfen erfahrungsgemäß deutlich anstrengender ist, als einfach nur so durch den Wald zu laufen, suchten wir uns die kleinste Tour (W2) aus. Eher ein Spaziergang, als eine Wanderung. Aber perfekt ausgeschildert und abwechslungsreich. So eine sonnige Schneelandschaft im Kreis Unna zu erleben, hat Seltenheitswert.

Unterwegs überquert man eine recht leere Ebene, die vor 20 Jahren noch von einem Förderturm dominiert wurde. Hier war mal der Schacht 7 von Haus Aden, das etwa drei Kilometer entfernt lag. Es ist faszinierend, über was für Distanzen sich dieses unterirdische Reich erstreckte. Heute hat die Natur das Gelände bis auf ein Schachtrohr zurückerobert.

Auf dem Rückweg überholte uns bei einem Fotostop eben jener Herr (Gisbert Bensch, wie wir inzwischen aus der Lokalpresse erfahren haben), den ich oben erwähnte, aber höflicherweise erst, als wir mit den Fotos fertig waren. Überraschenderweise kam er uns nach ein paar Minuten wieder entgegen, woraus sich ein kurzes Gespräch ergab. Er hatte die Autos auf dem Wanderparkplatz gezählt. Denn Wandern liegt im Trend und durch Corona noch einmal mehr. Dementsprechend ist der frisch angelegte Parkplatz auch schnell mal voll belegt. Das sogar mitten im Winter, wenn ein sonniger Tag im Lockdown die Menschen aus der Gegend motiviert sich auch mal die nähere Umgebung anzuschauen. Was wiederum für eine Vergrößerung des Parkplatzes spricht. Daniela, die ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Gesichter hat, fragte ihn, ob er auf dem oben erwähnten Foto sei. Was er bestätigte. Jetzt wissen wir, dass er als Vertreter des SGV die ganzen Routen markiert hat. Und sehr gut markiert hat, wie ich finde.

Alligatoren haben wir übrigens keine gesehen. Die versteckten sich unter dem Eis.