Face to Face

Wir waren nach langer Zeit wieder in einer Ausstellung auf Haus Opherdicke: Face to Face, die Porträts aus den letzten 120 Jahren zeigt. Auch diesmal steuerte die Sammlung von Frank Brabant die meisten Werke bei, sodass thematisch viel Expressionismus und neue Sachlichkeit vertreten ist.

Durch Zufall kamen wir genau rechtzeitig für die öffentliche Führung an und konnten so mehr über die Bilder und ihre Beziehungen zueinander erfahren. Denn die Kuratoren hatten sich einiges bei der Hängung gedacht und mischten unter Nolde, Liebermann und Dix vergessene Maler und Gegenwartskunst. Das ist spannend, braucht aber Erklärung. Ohne die Hinweise aus der Führung hätten wir vieles nicht wahrgenommen.

Mein persönlicher Favorit in der Ausstellung stammt aus diesem Jahr. New Shortcut von Pascal Sender. Ein Selbstporträt mit dem Smartphone und dazu Bilder aus seinem Alltag, darüber weiße Farbstrukturen. Analoge Kunst, die ihre Wurzeln im Digitalen hat.

Neben dem Bild hängt ein QR-Code.

Der QR-Code führt zu einem Instagram-Filter, der das Bild durch das Smartphone hindurch in die dritte Dimension wachsen lässt. Vor allem die Hand, mit der er das Handy hielt, als er das Selbstporträt machte. So kommt man wieder vom Analogen ins Digitale und dorthin, wo das Bild begann.

Das wird nur funktionieren, solange es diesen Filter bei Instagram gibt, es ist also Kunst mit überschaubarer Lebensdauer. Was wiederum zum stetigen Strom in den Social Media passt, in denen alles kurz Aufmerksamkeit beansprucht und danach sofort vergessen wird.

On the beach

Heute in der Fußgängerzone entdeckt: das arthaus:nowodworski hat die Gelegenheit genutzt und etwas Sand, der von Pflasterarbeiten noch übrig war, in eine Sommerminiatur umgewandelt.

Ein wunderbar ver-rückter Blick auf die Wirklichkeit


Die Mackes in Münster

Es war unsere erste Ausstellung dieses Jahr: August und Elisabeth Macke im LWL Kunstmuseum in Münster. Das erste Mal hatten wir dort 2008 eine Ausstellung über ihn dort gesehen, als es das neue Gebäude noch nicht gab. Dann einige Jahre später in Bonn zusammen mit Franz Marc.

Es war also ein Wiedersehen, kein neues, erstes Sehen. Es lohnt sich immer, denn die Bilder haben im Original eine deutlich größere Intensität, als jede Abbildung. Aber wir hätten auch gerne neue Aspekte gehabt. Die wichtige Rolle, die Elisabeth sowohl für August direkt und seine Entwicklung als Künstler spielte, aber auch für den Erhalt seines Werkes, war mir so nicht bekannt. Das war interessant. Nur leider gab es nur ein neues Bild zu entdecken. Das wiederum war etwas schade. Andererseits konnte man ein paar Seiten aus seinen Skizzenbüchlein betrachten. Diese Sammlung an Unfertigem, manchmal perfekten, dann wieder vermurksten hat seinen ganz eigenen Reiz. Oder dass Elisabeth nach Entwürfen von August Kissen, Decken, Teppiche und einiges anderes gefertigt hat. Die Farbigkeit seiner Bilder findet sich in diesen Dingen wieder. Da diese Alltagsgegenstände auch wieder in seinen Bildern auftauchen, schließt sich der Kreis der Farben hier. Der Akt von Elisabeth oben zeigt das sehr gut.

LWL-Museums für Kunst und Kultur

Noch eine unzusammenhängende Beobachtung am Rande: in Münster fahren viele Menschen Rad. Einige wenige sogar mit Maske, aber noch weniger tragen einen Helm. Hat was Niederländisches …


Das Meer im Kurpark

Es gibt Wege, die gehen wir nur höchst selten, auch wenn sie direkt vor unserer Haustür liegen. Einer davon führt an der Jugendkunstschule entlang. Ironischerweise lag es an den absurden Sperrungen im Gefolge des Feuers, dass wir uns überhaupt dort umsahen, um herauszufinden, ob denn jetzt alle Wege wieder begehbar sind.

Kaum waren wir an der roten Ameise vorbei, entdeckten wir etwas, was dort schon seit vier Monaten ist. Linda Heberling, die als freie Künstlerin und Pädagogin auch an der Jugendkunstschule arbeitet, hatte sich Ende Mai etwas Poetisches zu der Lockdownsituation überlegt: zehn Fotos von den friesischen Inseln mit viel Himmel und Weite, die zu einem gedanklichen Kurzurlaub einladen.

Die Fotos haben inzwischen durch Wetter, Vögel und Marienkäfer einen leichten Wabi Sabi Charme, aber das macht sie nicht weniger aktuell. Vor uns liegt ein Winter, in dem wir uns freuen werden, Orte zum Träumen zu haben. Das ist einer davon.


Keith Haring im Folkwang

Ich war in den Achtzigern mit allem Drum und Dran: Punk, Hip-Hop, Schwarzlichtdisko, AIDS und Wettrüsten. Bis zu dieser Ausstellung im Folkwang Museum war mir nicht klar, wie sehr Keith Haring dieses Jahrzehnt repräsentiert. Ich hatte nur seine bunten Figuren im Kopf, die einem inflationär von Kaffeebechern, T-Shirts und einer riesigen Menge andrer Artikel entgegenspringen. Er löste dieses Überangebot selbst aus, da er nicht nur für eine elitäre Kunstkäuferschaft produzieren wollte. Seine Kunst sollte für jeden zugänglich sein und das forcierte er auch über seinen Pop Shop nach Kräften. Der Skeptiker in mir meckerte vor der Ausstellung, dass ihm das zu gut gelungen ist.

Dennoch war er künstlerisch facettenreicher, als ich zunächst dachte. Den Kern seiner Bilder besteht aus einem übersichtlichen Set von Symbolen: die einfachen Figuren, die Hunde, Babys, Pyramiden, Ufos etc. Mit ihnen hat er seine Bilder zeichnend geschrieben (nicht zufällig hat er sich am Anfang seines Künstlerdaseins mit Semiotik – der Wissenschaft von Zeichensystemen – beschäftigt). Davon ausgehend entwickelte er Performances, gestaltete Partys, gab dem Musikvideo I’m Not Perfect But I’m Perfect For You von Grace Jones etwas Besonderes, inspirierte eine Kollektion von Vivienne Westwood und äußerte sich nicht zuletzt immer wieder über Plakate und Flyer politisch.

Das für mich beeindruckendste und vermutlich auch größte Werk mit 10 Metern Länge in der Essener Ausstellung ist Matrix. Auf den ersten Blick nur ein Gewimmel von schwarzen Linien, die den weißen Grund gleichmäßig bedecken. Erst der zweite Blick entziffert eine Vielzahl von Gestalten und Formen, die in irgendeiner Form interagieren. Passenderweise haben die Kuratoren ein paar Bänke davor platziert, denn es braucht Zeit sich mit all den Details zu beschäftigen und darüber nachzudenken, was sie wohl bedeuten. Für einen kleinen Ausschnitt hat da mal die New York Times Hilfestellung gegeben.

Witzig war auch der Raum mit den Schwarzlicht-Bildern, die einmal pro Stunde für ein paar Minuten zusätzlich mit Schwarzlicht beleuchtet wurden. Der Effekt war überraschend … mir ist er allerdings erst zwei Wochen später auf den Fotos aufgefallen.

Trotzdem bleibt mein Verhältnis zu Keith Haring ambivalent: Er ist einfach zu präsent, es fällt mir schwer, die Kunst in dieser Alltäglichkeit wahrzunehmen. Sie versinkt außerhalb von Museen in purer Dekoration.


Ein Besuch bei MARTa

Nein, MARTa ist nicht meine Großtante oder so etwas, sondern ein Museum für zeitgenössische Kunst, Design und Architektur. Der Name setzt sich einfach zusammen aus m für Museum, art = Kunst und a für Architektur.

Ich war schon länger vor allem auf das Gebäude selbst neugierig. Daniela schenkte mir dann diesen Ausflug zum Geburtstag (neben anderen schönen Sachen) und heute machten wir uns bei recht schwülen Wetter auf den Weg.

Frank Gehry, von dem auch das Guggenheim Museum in Bilbao ist. Man könnte MARTa also als die kleine, in westfälischen Backstein gewandte Schwester des Guggenheim Museums betrachten.

Sie war übrigens von außen erstaunlich schwer zu fotografieren, da sie gut in die Stadt eingebettet ist. Ein freundlicher Mitarbeiter wies uns auf das oberste Deck des gegenüberliegenden Parkhauses hin, aber selbst aus dieser Vogelperspektive war leider nur ein Teil zu sehen.


Seseke Radweg – die andere Richtung

Es hat nicht lange gedauert und wir haben uns die andere Seite des Seseke-Radweges angesehen, der von Kamen zum Seepark in Lünen führt. Wir sind also auf den Spuren von Ruhr 2010 gewandelt und sozusagen über Wasser gegangen.

Auf dem Rückweg waren wir dann ganz froh, dass er an einer Stelle unter der A2 entlang führt. Denn es begann heftig zu regnen. Wir blieben zwar nicht trocken, aber die totale Nässe blieb uns erspart.