1. Klasse

Seit einem Monat fahre ich jetzt im VRR in der 1. Klasse. Zeit ein Fazit zu ziehen:

  • Die Geräuschkulisse besteht allein aus dem Rascheln von Zeitungen.
  • Mit dem Zuschlag für die 1.Klasse kauft man sich keine Sitzplatzgarantie, sondern nur den üblichen Anspruch auf Beförderung. Aber immerhin steigt die Wahrscheinlichkeit einen Sitzplatz zu ergattern.
  • Man hat in einem zivilisierten Ausmaß Platz. Im Gegensatz zur Zweiten Klasse oder jeder beliebigen Airline

Vielleicht kommen wir ja doch noch an

Es ist schön zu sehen, dass die Bahn ihre gewohnte Servicequalität auch ohne einen Orkan hinbekommt: Heute Morgen kam mein Zug die gewohnten fünf Minuten zu spät. Da der folgende Zug ausfiel, sollten noch alle Bahnhöfe zwischen Kamen und Dortmund angefahren werden. Dummerweise hatte das Stellwerk Probleme, wodurch nur ein Gleis zur Verfügung stand. Das verzögerte die ganze Sache. In Bochum ging dann noch eine Tür kaputt. Und der IC musste vorgelassen werden.
Satte 50 Minuten Verspätung bei einer normalen Fahrzeit von 37 Minuten. Alle Achtung.
Und der Zugführer ermunterte uns Fahrgäste zwischendurch mit einem fröhlichen „Vielleicht kommen wir ja doch noch an“.
Nett.


Stürmische Heimfahrt

Ich hätte vorgewarnt sein müssen: der morgendliche Weg zur Arbeit war schon unangenehm. Am Kamener Bahnhof holte ich mir nasse Füsse beim Warten auf den verspäteten Regionalexpress, bei dem dann einer der Wagons undicht war.

Der Heimweg war dann etwas aufwändiger: Start der Odyssee war um 16:45 am Essener Hauptbahnhof. Der Regionalexpress nach Hamm sollte sich heftig verspäten, daher durften alle ohne Aufpreis im ebenfalls verspäteten ICE nach Eisenach bis nach Dortmund mitfahren. Wegen Stromausfällen wurde der dann über Gelsenkirchen umgeleitet. Und dort blieb er stehen.
Fernverkehr eingestellt.
Ein paar Minuten später wurde auch der Nahverkehr eingestellt.
Aber die Bogestra fuhr unermüdlich weiter, so dass ich mit der Straßenbahn bis zum Hauptbahnhof Bochum kam. Um 18:48 (ja, die Zeit vergeht schnell, wenn man sich amüsiert) ging es weiter mit dem Bus nach Lütgendortmund. Im Bus traf ich auf ein kleines Grüppchen von Leuten, die einen Plan hatten. Kurzentschlossen schloss ich mich ihnen an. Daher: Irgendwo in Dortmund umsteigen in einen Bus nach Huckarde. Von dort aus weiter per U-Bahn … die leider nicht fuhr. Statt dessen per Bus zum Dortmunder Hafen und von dort aus per U-Bahn zum Dortmunder Hauptbahnhof.
Leider ein paar Sekunden zu spät, der Ersatzverkehr nach Unna war gerade weg. Der nächste fuhr dann um 21:40 ab (man verliert so ein wenig das Zeitgefühl). Um 22:10 war ich endlich zu Hause in Unna.

Nicht, dass ich das noch einmal erleben möchte, aber es war interessant. Und die meisten Menschen – mit Ausnahme einiger Querulanten – waren freundlich und hilfsbereit. Und ich habe noch nie in meinem Leben so viel Blaulicht und telefonierende Menschen auf Bahnhöfen gesehen.


Serviceoffensive der Bahn

Die Bundesbahn macht ja doch immer mehr Fortschritte in Richtung eines immer schlechteren Service. Früher – und ich erinnere mich deutlich – wurden Wagons einfach in irgendwelche Züge gehängt. Heute ist ein Wagon fest einem Zug (IC, RE) zugeordnet, zum Teil steht sogar ein Name drauf. Ging früher mal ein Wagon kaputt, dann hat man ihn durch einen anderen ersetzt. Ganz einfach. Heute fährt dann der Zug mit einem Wagen weniger. Auch ganz einfach. Nervt nur mehr.
Wie heute morgen: statt fünf nur vier Wagons. Es war wirklich eng…


Werbestrategie

So langsam halte ich die Deutsche Bundesbahn für recht abgebrüht, denn sie scheint folgende Werbestrategie zu verfolgen. Man bezahlt als Pendler Geld und bekommt eine lausige Leistung geliefert (Verspätungen, ausgefallene Klimaanlagen, keine Sitzplätze). Um diese Dienstleistung von lausig auf erbärmlich upzugraden (Sitzplatz), muß man den Zuschlag für die erste Klasse bezahlen. Ich denke ernsthaft – mit Verärgerung – darüber nach.

Freitag lief übrigens eine Frau durch den Zug und sammelte Unterschriften, um die Zustände zu verbessern. Sie erzählte auch etwas von Fernsehberichten. Ich unterschrieb.
Wenn ich mich nicht irre, sah ich heute morgen einen Kameramann im Zug.
Aber ich befürchte, daß die Bahn nach dem Prinzip verfährt „Auch schlechte Presse ist gute Presse“ und alles beim Alten bleibt.


Tropenzug

An die Verspätungen der Bundesbahn gewöhne ich mich so langsam, aber der gestrige Ausfall der Klimaanlage im Regionalexpress war dann doch ein bisschen viel. Geschätzte 35 Grad bei 100% Luftfeuchtigkeit ließen in mir Visionen der guten alten Zeit hochkommen, wo man Fenster im Zug noch aufmachen konnte.


Kaffee im Bus

Tag 1 meiner Pendelbewegung zwischen Unna und Essen: Morgens im Bus steigt ein Typ ein, der vor dem Zahlen erste seine Jacke ablegt und dann seine Kaffeetasse abstellt. Nach dem Zahlen setzte er sich seelenruhig in die erste Reihe und beendete leise schlürfend sein mobiles Frühstück.