Château de Jehay

Unsere Gastgeberin überraschte uns heute Morgen mit einer noch Ofen warmen Clafoutis. Besser kann man nicht in einen Tag starten.

Auf dem Weg nach Hause machten wir einen Schlenker zum Château de Jehay. Es ist nicht riesig und wird seit Jahren gründlich renoviert. Daher ist im Moment der Garten die Hauptattraktion. Der letzte Besitzer, Graf Guy van den Steen, ließ ihn seit den fünfziger Jahren in der heutigen Form anlegen. Guy hatte mindestens zwei Begabungen. Er war ein hervorragender Skifahrer und vertrat Belgien auch bei den olympischen Spielen. Und er war Bildhauer. Was sich im Park zeigt, denn seine Nymphen turnen munter die Bewässerungsrinnen entlang der Hauptachse des Schlosses entlang.

Einige andere seiner Plastiken im Park sind gruseliger, obwohl die Nymphen dort ebenfalls mitspielen. Nur reiten die dann eine Gottesanbeterin, die gerade irgendeinem Typ den Kopf abgebissen hat und sich jetzt über den Rest hermacht.

Im Garten gibt es auch noch ein Hobbithaus Eiskeller. In vergangenen Jahrhunderten wurde dort das winterliche Eis aus den Schlossgräben gesammelt, um im Sommer den Champagner eisgekühlt genießen zu können.

Eiskeller

Und ganz zum Schluss nahm ich mir endlich noch die Zeit für eine Skizze…


Lüttich – Liège

Vor ein paar Jahren fuhren wir mit dem Thalys nach Paris, schauten bei einem Zwischenhalt in Liège-Guillemins aus dem Fenster und sahen einen beeindruckenden Bahnhof. Das führte zunächst dazu, daß wir uns für den Architekten –  Santiago Calatrava – interessierten und es als Anlass nahmen, nach Valencia zu reisen. Aber natürlich hatte auch Liége selbst unsere Neugier geweckt. Es hat gedauert, aber jetzt sind wir hier.

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Belgien: Sandwürmer, hohe Türme und ovale Gedanken

Acht Tage Belgien sind vorbei: zuerst waren da zwei Tage in Mechelen, der Stadt, die die bedeutendste Schule für Carillons hat. Oder auf Deutsch: Glockenspiele. Eines davon, befindet sich im 97,30 Meter hohen Turm der Kathedrale … den wir natürlich erklommen haben. Oben sieht man dann auf der einen Seite Antwerpen und auf der anderen Seite Brüssel. Es ist ein bisschen wie fliegen.

Danach Küste und Kunst: Beaufort 04. Wir hatten unseren Standort in der Nähe von de Haan gewählt (der richtige Standort ist an der belgischen Küste sehr wichtig, denn er entscheidet, ob der Strand von Dünen oder von Hochhäusern begrenzt wird). Allerdings hatten wir das Gefühl, das sich die interessanteren Kunstwerke genau auf der anderen Seite der Küste befanden. Daher diesmal etwas weniger Kunst, dafür viel Küste und etwas Brügge.
Und sehr abwechslungsreiches Wetter: alles außer Regen. Bei Nebel am Strand zu stehen und die Wellen zu hören, aber weder das Meer noch die Dünen zu sehen, ist eine wirklich interessante Erfahrung.
Das Bild rechts oben ist übrigens der Sandwurm aus der Überschrift; 50 Meter lang und begehbar. Und wer genau hinschaut, der findet auch den ovalen Gedanken.


Beaufort03 – Sparkunst an der Küste

In die erste Triennale „Kunst an der Küste“ sind wir durch Zufall gestolpert – es ließ sich nicht vermeiden: ein Haufen nackter, rostiger Männer standen am belgischen Strand, das machte neugierig. Das Konzept ist interessant: alle drei Jahre Kunstwerke an der Küste verteilen und auf diese Weise sowohl der Kunst, als auch dem Tourismus einen Gefallen zu tun. Die zweite und jetzt die dritte Triennale haben wir uns dann ganz bewusst angeschaut. Ist ein bisschen wie Schnitzeljagd. Allerdings enttäuschte Beaufort03 outside. Es waren immer noch einige interessante Kunstwerke ausgestellt, aber der Sparstift war spürbar. Ganz besonders allerdings bei der Beaufort03 inside, der zugehörigen Austellung im Museum für moderne Kunst. Denn diesesmal hatte man einfach ziemlich unstrukturiert ins Archiv gegriffen um die Wände vollzubekommen. Lohnt den Eintritt nicht (ausser man ist Hardcorefan von James Ensor).

Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Außerdem war da noch ein Ausflug nach Brügge, unser netter Aufenthaltsort De Haan (da hat Einstein mal Urlaub gemacht), der Strand, die Sonne und richtig viel Wind.


Antwerpen

Eine Stadt, die als Symbol die abgeschlagene Hand eines Riesen hat

und deren Hauptbahnhof aussieht wie eine Kathedrale

muss einfach interessant sein (dachten wir uns). Und deshalb haben wir am Wochenende Antwerpen besucht. Wir wurden nicht enttäuscht. Antwerpen ist lebendig, vielfältig und trotzdem angenehm entspannt. Es gibt viel Architektur zu sehen, Kunst, Gelegenheiten sich mal auf ein Bier irgendwo hinzusetzen und auch kleine Läden außerhalb der europäischen Standardketten (Freunden von mehr oder weniger altem, wertvollen und nicht unbedingt nützlichen Krempel sei an dieser Stelle die Klosterstraat empfohlen).

War schön und das Wetter spielte mit. Aber selbst bei schlechterem Wetter wäre es schön gewesen.

Wer noch etwas mehr sehen will, kann ja mal bei Flickr nachschauen…


Gent

De erste Eindruck von einer fremden Stadt wird entscheidend davon geprägt, wie man aufgenommen wird. Und da hatten wir bei der Auswahl unserer Bed and Breakfast Unterkunft wirklich Glück gehabt.
Ich sollte erwähnen, daß wir in Gent waren, einem kulturträchtigen Pflaster mit Gebäuden aus den letzten 1000 Jahren. Und wir sind ohne Umweg angekommen. Das ist ein mittleres Wunder angesichts der unglaublichen Anzahl von Einbahnstrassen im Stadtgebiet.

Gent

Die Stadt ist dennoch nicht zum Museumsstück erstarrt, auch wenn die Anwesenheit von japanischen Touristengruppen darauf hinweisen könnte. Im Gegenteil. Die Stadt ist, auch dank ihrer Universität, quicklebendig.
Was uns am Sonntag richtig Spass machte, war der Bloemenmarkt. Er hatte ein bisschen was von einem botanischen Garten.

Bloemenmarkt
Bloemenmarkt


Eine Besonderheit des Marktes ist der blaue Kiosk, wo es statt Bier und Chips Champagner und Austern gibt. Es mag ja etwas dekadent sein und Austern schlürfen hat eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Schwimmen in der Nordsee ohne den Mund zu schließen, aber es hat einfach Spass gemacht.
Zu einem Besuch in Gent gehört unbedingt der Aufstieg auf den Belfried, einem 96 Meter hohen Turm, der die Unabhängigkeit der Stadt zum Ausdruck brachte.

Belfried


Das Ganze ist besonders dann lustig, wenn auf dem schmalen Rundgang auf der obersten Ebene eine Gruppe spanischer Touristen partout in die Gegenrichtung marschieren will. Was nicht geht, denn der Gang ist wirklich schmal.
Einen wirklich guten und ausführlichen Reiseführer scheint es nur in Belgien zu geben : A Bent for Ghent. Er ist in Englisch und wurde von den Guides in Gent geschrieben. Eine unterhaltsame und informative Lektüre.