Münster

Wir mussten mal raus. Also nahm ich mir einen Tag frei und wir fuhren nach Münster. Mittwochs ist dort Markt und definitiv nicht so voll wie Samstags. Zwischen den Ständen ist aktuell viel Raum, was für mich gerne so bleiben darf, denn mit Geschiebe und Gedränge habe ich es nicht so.

Wir waren sogar in drei Läden, was sich im Moment immer etwas doof anfühlt. Im ersten hatten wir dank Voranmeldung und frühem Termin so um die 100 qm für uns allein. Im nächsten waren wir mit der Verkäuferin allein und im letzten mit zwei Verkäufern plus kurze Zeit eine weitere Kundin. Damit war das Infektionsrisiko höher als im Homeoffice, aber doch sehr begrenzt.

Nur die Luca App, die ja bereits für Negativschlagzeilen sorgte, nervte mich mit schlechtem UI Design: statt für das Auschecken einen Standardbutton zu verwenden, haben die Entwickler lieber ein ungebräuchliches Wisch-Widget eingebaut. Es dauerte einen Moment, bis ich darauf kam, wie das funktionieren sollte. Das dürfen die Entwickler der Corona Warn App gerne richtig machen.

Danach brauchten wir einen Moment der Ruhe. Die Stadt war zwar nicht voll gewesen, aber Dank Corona sind wir auch nichts mehr gewöhnt. Die Sonne schien, die Luft war angenehm, also gingen wir zu einem meiner Lieblingsorte: dem botanischen Garten. Die Orangerie begrüßte mit weit geöffneten Fenstern den Frühling und präsentierte voll Stolz ihre Wintergäste.

Auf den Bänken davor war es windgeschützt warm, einer der angenehmsten Orte in Münster. So etwas würde ich mir gerne einpacken und mit nach Hause nehmen.


Buddhistisches Spültuch

Daniela brachte aus dem Bioladen ein neues Spültuch mit. Unsere bevorzugte (kompostierbare) Marke war nicht da, also kaufte sie ein anderes, etwas teureres.

Erst einmal ganz unspektakulär. Bis ich das Kleingedruckte auf der Rückseite las:

Ich bin Buddhist. Gib mich bitte am Ende meines Lebens zurück zur Mutter Natur, denn meine Seele steigt direkt in den Himmel auf, mein Körper braucht ca 8 Wochen, dann ist auch er weg.

Rund um den Hopfenberg

Wieder zurück im Arnsberger Wald. Wir hatten uns diese Tour von outdooractive ausgesucht: im Süden von Arnsberg einmal rund um den Hopfenberg.

Startpunkt war der SGV Jugendhof, der wegen der aktuellen Lage natürlich menschenleer war. Hinter dem Jugendhof führte – wie kann es beim SGV auch anders ein – einige Wanderwege vorbei. Wir blieben erst mal auf dem Ruhrhöhenweg, der am Rand eines Buchenwalds entlangführte und immer wieder gute Aussichten auf des Ruhrtal bot.

Nebenbei: inzwischen wandern wir ja nicht mehr, das ist viel zu profan. Stattdessen zelebrieren wir Shinrin-yoku … Waldbaden. In Japan gilt dieses Eintauchen in die Wälder als sehr gesund und der Trend ist inzwischen auch nach Deutschland geschwappt. Wir sind vermutlich nicht ganz so meditativ unterwegs, wie es sich für Waldbadende gehört, und ob Kiefern und Buchen die gleichen positiven Effekte auf die Gesundheit haben wie subtropisches Gehölz ist auch nicht erwiesen. Aber diese Bewegung in der Natur entspricht dem menschlichen Maß, meditativ und beruhigend mit kleinen Abwechslungen zwischendurch. Wie zum Beispiel so ein so ein kleiner Stuhl, den irgendjemand aus dem Rest eines Baums heraus gehauen hat.

Interessant war auf der Hälfte der Strecke die Reste des Klosters Rumbeck. Es gehörte jahrhundertelang den Prämonstratenserinnen. Sie hatten recht moderne Ernährungsgewohnheiten, bei denen man nur ein Drittel des Jahres Fleisch essen durfte und die restliche Zeit Fisch. Das ist nicht nur gesund, sondern führte auch dazu, dass entlang des Mühlbachs sieben Fischteiche entstanden, von denen sogar heute noch zwei in Betrieb sind. Und auch das sehr modern: bereits vor ein paar Hundert Jahren benötigte man für so etwas eine Fischereierlaubnis. Bürokratie ist wirklich keine neue Erfindung.

Auch diese Tour wollen wir noch einmal im Herbst wiederholen, denn dann dürfte das Farbenspiel in den Buchenwäldern so richtig zur Geltung kommen.


Zeitreise nach Lesotho

Statt einer Reise (derzeit schwierig) eine Zeitreise (dazu musste ich nur ein paar alte Fotos digitalisieren). Um genau zu sein : es geht um den 4.5.1999. Ich war damals als kleiner Subunternehmer von Hochtief in Ficksburg in Südafrika. Von dort wurde der Bau des Mohale-Staudamms im Rahmen des Lesotho Highland Water Project betreut. Unser Beitrag dazu war eine Software für die Materialverwaltung, alles von Sand über Kies bis Flugreisen. Das besondere daran war, dass mehrere Standorte synchronisiert werden mussten.. per Diskette. Denn die Baustellen lagen in Lesotho, damals wie heute eines der ärmsten Länder der Welt. Dementsprechend war es mit der Telekommunikationsinfrastruktur eher dürftig bestellt. Das Telefonbuch des gesamten Staats war deutlich dünner als das einer deutschen Kleinstadt.
Die Apartheid war 1999 zwar schon ein paar Jahre vorbei, aber überall noch spürbar. Nicht zuletzt der Struktur von Ficksburg sah man es an:ein weißes Stadtviertel mit breiten Straßen, die ein streng rechteckiges Muster bilden, und ein schwarzer Stadtteil, mit schmälern Wegen, die sich nicht an ein übergeordnetes Muster halten.
Am 4.5.dann fuhren Frank und ich zur Baustelle des Mohale Staudamms. Der Weg führte aus der stärker besiedelten Ebene an einigen Dörfern vorbei in die weitgehend menschenleere Berglandschaft von Lesotho.
Am Straßenrand sahen wir immer wieder Gruppen von Kindern auf ihrem Schulweg… in Schuluniform. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet, passte in kein Klischee. Inzwischen weiß ich, dass Lesotho 13% seines Staatshaushalt für Bildung ausgibt. Prozentual ist das weltweit Spitze, aber pro Kopf da doch leider sehr wenig übrig. Die Uniformen sind nicht im Budget, die müssen privat angeschafft werden.

Nachdem wir die letzten Dörfer hinter uns gelassen hatten, kamen wir in die Highlands. Ein Anblick, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Keine schroffe Berglandschaft, sondern alles irgendwie abgerundet und mit nur wenig Vegetation. Dazu die Schatten der Wolken. Alles zusammen wirkte auf mich uralt. Als ob man eine Milliarde Jahre in der Erdgeschichet zurückgereist sei.


Die Wasserflächen waren übrigens recht neu. Sie gab es damals erst seit drei Jahren durch den Katse-Staudamm


Das Eichhörnchen auf dem Balkon

Vor ein paar Wochen entdecken wir ein Eichhörnchen auf unserem Balkon. Das war überraschend, denn wir wohnen im zweiten Stock und die Parkbäume liegen zu weit weg, als dass ein Eichhörnchen einfach mal eben zu uns herüber springen könnte. Kraxelt es die Wand hoch? Oder hat es einen anderen Weg entdeckt? Wir haben es noch nicht herausgefunden, aber wollten es wieder zu uns locken und legten daher ein Walnuß als Köder aus.

Eine Nuß im Schnee

Die erste Nuss verschwand, aber mehr als ein paar Abdrücke im Schnee bekamen wir nicht zu sehen. Mit den nächsten Nüssen lief es ähnlich.

Als der Schnee schmolz, entdeckten wir die meisten Nüsse wieder. Das Eichhörnchen hatte es offensichtlich eilig gehabt und sie nur provisorisch versteckt. Das kreativste Versteck war zwischen ein paar Blumenzwiebeln, die perfekte Tarnung für eine Walnuß.

Ein paar mal sahen wir es auch wirklich mal. Es war dann wie bei einer Geiselbefreiung: das Eichhörnchen kommt aus dem Nichts, rast über den Balkon, schnappt sich die Nuß und weg ist es. Diese atemlose Geschwindigkeit unterbrach es bestenfalls, um neugierig in einen Blumentopf zu spähen.

Nur gelang es uns leider nie es zu fotografieren. Bis heute. Da hörte Daniela die typischen schabenden Geräusche, wenn ein Eichhörnchen an einer Nuß herum nagt. Der Fotoapparat lag schon bereit und ihr gelangen einige schöne Aufnahmen von unserem Besucher.


Fahrrad abgestaubt

Mit der Idee am Wochenende endlich mal wieder die Fahrräder zu bewegen, habe ich sie Freitag auf Vordermann gebracht. Die schlaffen 2 bar wurden auf knackige 4 bar aufgepumpt und der winterliche Staub weg gewischt. Sie freuten sich den Keller zu verlassen und mit uns raus zu kommen.

Der Samstag war dann leider nicht so einladend, dafür der Sonntag mit Sonne und blauem Himmel.

Zum Eingewöhnen führen wir entlang des Seeseke-Radweges zum Ostpol.

Das haben wir letztes Jahr bevorzugt an Sonntagen schon häufiger gemacht. Man könnte es also als Gewohnheit oder Tradition bezeichnen. Ich persönlich bevorzuge Sonntagsritual.


Zwischen der Hohenheide und Neimen

Daniela war diesen Weg gestern schon mit einer Freundin gelaufen und heute mit mir. Für sie war ganz viel Erinnerung dabei, denn sie ist in der Gegend aufgewachsen und hat mir eine Menge davon erzählt, wo sie früher mal Hunde ausgeführt hat oder auf Schatzsuche war. Und wie immer, wenn man als Erwachsener sich noch einmal bewusst die Orte seiner Kindheit anschaut, wundert man sich wie nah alles beieinander liegt, was früher so weit voneinander entfernt schien.

Leider war das Wetter im Gegensatz zu gestern sehr grau. Der weite Blick ins Ruhrtal war deshalb nicht so fotogen. Dafür das eine oder andere Detail am Wegesrand: ein Pferd, das wie ein Bobtail aussah, ein Bobbycar, das jemand an seinen Rädern aufgehängt hatte und ein Verkehrsschild, das so verblichen war als ob die Realität mit Photoshop bearbeitet worden wäre.

Da es nicht nur grau, sondern dazu auch noch kalt war, ergab sich daraus die wunderbare Gelegenheit den voraussichtlich letzten Glühwein dieses Winters zu trinken.


Meine kurze Karriere als Fotomodell

Damit dieses Blog sich nicht nur auf ein Wanderblog in Coronazeiten reduziert jetzt mal eine kleine Zeitreise.

Vor einiger Zeit fand ich dieses Prospektblatt wieder

Es stammt etwa aus dem Jahr 1990 und der Mensch auf dem Foto bin tatsächlich ich selbst.

Mein erster Arbeitgeber war Walgo, eine recht innovative Kunststoffspritzerei, die einige Programme für industrielle Qualitätssicherung entwickelt hatte und versuchte damit auf dem Markt Fuß zu fassen.

Mein Job war es, sich unter anderem um eine DOS-Software für Erstmusterprüfberichte zu kümmern. Dazu gehörte es dann auch, dass ich eines Tages einen Computer mit Drucker und Messschieber zu einer Fotografin bringen sollte. Klang nach einer netten Abwechslung. Vor Ort baute ich alles auf und dann kam die Überraschung: Ich sollte schnell mal einen blauen Kittel anziehen und so tun, als ob ich messen würde.

Das war der Beginn meiner Modelkarriere.

Und das Ende. Die Firma gibt es schon lange nicht mehr, die Software ist längst verschwunden, nur das Prospektblatt existiert noch. Und eine witzige Erinnerung.

Ich wurde für meine Mitwirkung damals sogar entlohnt: Die Fotografin und ihr Mann luden mich zum Mittagessen ein.