Stellen sie sich vor, sie würden morgen genau zu dieser Zeit sterben. Sind sie mit ihrem Leben zufrieden? Hätten sie – vor allem in der letzten Zeit – lieber etwas anders gemacht?
In der Zeit vorangehen bis zum eigenen Tod ist, auch wenn das paradox klingt, hilfreich für das eigene Leben. Aus dieser endgültigen Perspektive heraus fällt es wesentlich leichter zu ignorieren, was man tut und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wenn sie sich auf diese Weise unabhängig davon gemacht haben, was allgemein üblich ist und normalerweise getan wird, können sie an den Entwurf des eigenen Lebens gehen (oder ihn überarbeiten). Dazu pendelt der Blick von der eigenen Vergangenheit über die Gegenwart auch immer wieder – das ist für die freie Sicht wichtig – zum Tod.
Wem es nicht gelingt, aus dem eigenen Leben genug Anregungen zu ziehen, der kann die Reise in die Vergangenheit auch weiter fortsetzen und sich bei historischen Personen bedienen. Sie sollten nicht versuchen deren Leben zu kopieren, aber aus diesen bis zum Ende gelebten Leben lassen sich oft interessante Anregungen schöpfen.
Für die praktische Umsetzung dieses Verfahrens ist eine Warnung angebracht. Sie sollten nicht über ihr Leben nachdenken, wenn sie in einer grüblerischen Stimmung sind. Es würde sie nirgendwo hin bringen. Suchen sie sich einen Moment aus, in dem sie entspannt und vielleicht sogar positiv sind.
- Das, was man tut oder sagt, ist nicht unwichtig. Sie können sich z.B. nur deshalb mit ihren Mitmenschen unterhalten, weil man die gleiche Sprache spricht. Sich unabhängig vom man zu machen heisst nicht, es zu ignorieren.
- Finden sie die Dinge, die ihnen bisher Freude gemacht und sie befriedigt haben. Betrachten sie sie vom Zeitpunkt ihres Todes aus: sind diese Dinge ausreichend, um von einem erfüllten Leben sprechen zu können?
- Suchen sie nach Vorbildern, die sie inspirieren. Das kann sich auch auf einzelne Ereignisse in dem Leben dieser Personen beziehen.