Stonehenge in Recklinghausen

Um sich einen Überblick über das Ruhrgebiet zu verschaffen, gibt es nichts besseres als eine Halde zu besteigen. Eigentlich sollte man sich nächstes Jahr jeden Kulturhauptstadt-Touristen schnappen und auf eine Halde zerren. Denn von dort oben lässt mit nur einem Blick jedes Vorurteil über ein graues Ruhrgebiet widerlegen. Soweit das Auge reicht: alles grün.

Am Samstag haben wir das auf der Halde Hoheward gemacht. Aber nicht nur die Aussicht war grandios, es wurde auch auf der Halde selbst etwas geboten. Eine richtig große Sonnenuhr inklusive einfach zu verstehender Erläuterung. Ein paar Meter weiter dann noch das Stonehenge von Recklinghausen: das Horizontalobservatorium, das schon von der A2 aus zu sehen ist. Zwei riesige Stahlbögen und viele Beobachtungspunkte. Damit lässt sich Astronomie ohne Fernrohr wie schon vor tausenden von Jahren betreiben. Aber leider gibt es zu Stonehenge noch eine weitere Parallele: das Ding ist kaputt; ein Riss zwischen Äqutorial- und Meridianbogen. Die im Moment notwendigen Sicherungsmaßnahmen nehmen dem Ensemble leider etwas von seiner Wirkung.
Wählt man den Aufstieg über die Serpentinen, darf man sich noch an einer Drachenbrücke erfreuen.


Poetische Synergien

Irgendwie passt der Titel zu Ausstellung, obwohl ich immer noch nicht so genau weiß, was er bedeuten soll „Poetische Synergien“. Wir hatten uns heute noch am letzten Tag die Auststellung von Regine Rostalski (Tipp: auf der Website der Künstlerin die Footernavigation benutzen; die Popups funktionieren im Moment nicht richtig) in Opherdicke angeschaut. Ihre Skulpturen aus Draht und Papier erinnerten mich oft an ein poetisches Eintauchen in einen Mikrokosmos von Pantoffeltierchen und anderen Kleinstlebewesen. Vor allem das Raumgespinst, in dem ein ganzer Raum von einer Art neuronalen Netz aus Draht durchzogen wurde, wird mir in Erinnerung bleiben.

Poetische Synergien

War schön.


Schlechtes Wetter

Um kurz vor neun begann das Trauerspiel. Ich wartete in Essen-Kupferdreh auf die S-Bahn, aber sie kommt nicht. Statt dessen tönt der Lautsprecher nach 10 Minuten: „… fällt aus wegen Oberleitungstörungen. Suchen sie sich eine andere Möglichkeit weiter zu kommen“
Ein freundlicher Autofahrer – der eigentlich auch die S-Bahn nehmen wollte – nimmt mich mit zum Hauptbahnhof. Da geht dann erst mal gar nichts mehr. Und dank Bauarbeiten gibt es auch kaum Infos. Auch das Internet ist keine Hilfe. Irgendwann nach zehn fährt endlich ein Zug nach Bochum. Aber auch der Anschluss nach Dortmund wird zum Problem, denn die S-Bahn aus Dortmund muss erst „wenden“ (schließlich kommt aus Richtung Essen nichts mehr). Begleitet von Horden angetrunkener Jugendlicher (willkommen in den Sommerferien) geht es dann doch irgendwann weiter.
Jetzt warte ich in Dorstfeld auf die letzte S-Bahn in Richtung Unna und bin heilfroh, dass ich pünktlich aufgebrochen bin.


Beaufort03 – Sparkunst an der Küste

In die erste Triennale „Kunst an der Küste“ sind wir durch Zufall gestolpert – es ließ sich nicht vermeiden: ein Haufen nackter, rostiger Männer standen am belgischen Strand, das machte neugierig. Das Konzept ist interessant: alle drei Jahre Kunstwerke an der Küste verteilen und auf diese Weise sowohl der Kunst, als auch dem Tourismus einen Gefallen zu tun. Die zweite und jetzt die dritte Triennale haben wir uns dann ganz bewusst angeschaut. Ist ein bisschen wie Schnitzeljagd. Allerdings enttäuschte Beaufort03 outside. Es waren immer noch einige interessante Kunstwerke ausgestellt, aber der Sparstift war spürbar. Ganz besonders allerdings bei der Beaufort03 inside, der zugehörigen Austellung im Museum für moderne Kunst. Denn diesesmal hatte man einfach ziemlich unstrukturiert ins Archiv gegriffen um die Wände vollzubekommen. Lohnt den Eintritt nicht (ausser man ist Hardcorefan von James Ensor).

Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Außerdem war da noch ein Ausflug nach Brügge, unser netter Aufenthaltsort De Haan (da hat Einstein mal Urlaub gemacht), der Strand, die Sonne und richtig viel Wind.


Fletch Bizzel

Gestern waren wir im Theater, genauer gesagt im Fletch Bizzel, einer der ältesten freien Theaterbühnen Deutschlands. Es war das erste Mal seit meiner Schulzeit, dass ich eine Theateraufführung gesehen habe … und es war toll.
Ich war neugierig, aber auch etwas skeptisch, denn meine bruchstückhaften Erinnerungen an Theateraufführungen waren nicht so berauschend. Zudem wurde eine Stück aufgeführt, bei dem ich bereits das zugrundeliegende Buch und die Verfilmung gesehen hatte: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran.
Aber wie dann Hans-Peter Krüger und Kai Bettermann mit nur einer Handvoll Requisiten auf einer ansonsten leeren Bühne der Geschichte Leben einhauchten, war fantastisch. Ich war berührt und beeindruckt. Das war ein himmelweiter Unterschied zu dem, was alltäglich an „Schauspielkunst“ durch die Glotze auf uns abgeladen wird.
Dem Theater kann ich jetzt – jedenfalls wenn es so dargeboten wird – sehr viel mehr abgewinnen.
Und noch etwas: nach der Sommerpause gibt es noch weitere Aufführungen.


Warum Lebenskunst ?

Warum sollte man sich überhaupt mit Lebenskunst und Selbstsorge auseinandersetzen? Einen Teil der Antwort findet sich in Epikurs „Brief an den Menoikus“:

Wer jung ist, soll nicht zögern, sich mit Philosophie zu beschäftigen, noch soll, wer schon ein Greis ist, in der Beschäftigung mit der Philosophie ermatten; denn niemand ist zu jung oder zu alt, für die Gesundheit seiner Seele zu sorgen.

Es geht also um die „Gesundheit der Seele“. Für Epikur war eine gesunde Seele untrennbar verbunden mit einem angstfreien Leben. Es gab damals wie heute vieles, was angst macht: Angst vor Armut, Krankheit, Tod, Göttern und Mitmenschen sind in der Moderne noch genauso vorhanden, wie in der Antike. Sie treten heute vielleicht in gewandelter Form auf, aber hinter dieser Oberfläche sind sie dieselben geblieben.
Nach Epikurs Ansicht reichte ein bescheidenes an der Vernunft orientiertes Leben aus, um glückselig zu werden. Auch wenn das von ihm zu knapp gedacht sein sollte, so hat ein gelingendes Leben in erster Linie mit Einstellungen und Haltungen zu tun, denn die Dinge werden so bleiben, wie sie sind. Wir haben selten die Kontrolle über sie (Regnet es?), Kontrolle haben wir aber in weit größerem Umfang über unsere Einstellungen zu den Dingen (Ärgere ich mich über den Regen?). Aber eine kluge und auch robuste Haltung zum Leben fällt nicht einfach vom Himmel, noch ist sie angeboren. Sie will erarbeitet werden, durchdacht und eingeübt sein.
Genau das ist Lebenskunst.


Ruhe im Kopf

Gelegentlich herrscht im Kopf Chaos: die Gedanken scheinen ihre eigene Richtung einzuschlagen, man grübelt, ist unkonzentriert und kommt zunehmend in eine finstere Stimmung. In solchen Momenten wäre es angenehm, die eigenen Gedanken einmal für ein paar Minuten abzuschalten. Das geht, erfordert aber Übung.

Die Meditation im Zen, aber auch in vielen anderen Schulen, basiert auf einer scheinbar ganz einfachen Übung: Atmen und zählen.
Man beginnt mit eins beim Einatmen, dann folgt zwei beim Ausatmen, dann gehts mit dem nächsten Einatmen und der Drei weiter. Das Spiel geht bis zehn und beginnt dann von vorne.
In der fortgeschrittenen Version werden nur noch die Atemzüge gezählt und am Ende bleibt die reine Konzentration auf das Atmen.
Beim Atmen sollte ganz bewusst in den Bauch geatmet werden. Achten sie konzentriert auf ihren Körper.

Warum Atmen und Zählen? Sie haben den Vorteil, daß sie unseren Kopf mit neutralen Gedanken füllen. Sie sind nicht mit positiven oder negativen Assoziationen belegt, sondern einfach nur neutrales Atmen und Zählen.

Aber vorsicht: Die Sache klingt einfacher, als sie ist. Probieren sie es aus. Überraschend schnell werden sie sich dabei ertappen, daß ihre Gedanken abschweifen. Das ist völlig normal, es wird immer wieder passieren. Wichtig ist, daß sie wieder zum Atmen und Zählen zurückkehren.
Das Zählen hilft bei der Konzentration. Lediglich zu atmen und den Körper dabei zu beobachtenlässt sehr schnell die Gedanken abschweifen.

Die Technik lässt sich übrigens zweckentfremden. Benutzen sie sie, wenn sie Schwierigkeiten haben einzuschlafen. Besonders dann, wenn sie mitten in der Nacht aufwachen und sich die finsteren Gedanken der frühen Morgenstunden einstellen. Im Gegensatz zum Schäfchen zählen, empfehle ich, sich nur mit der Konzentration auf den Atem zu begnügen. Denn der Sinn der Sache ist ja nicht, die Konzentration möglichst lange aufrechtzuhalten, sondern den Kopf leer zu bekommen (mit neutralen Inhalten zu füllen) und von dort aus entspannt in den Schlaf hinüberzutreiben.


Kur in guter Laune

Bei Alain bin ich auf eine besondere Art der Kur gestoßen, eine Kur für gute Laune. In einem seiner Propos (kurze Artikel zu einem Thema) stellt er mit einem Augenzwinkern eine Anleitung für das Bewahren der guten Laune vor. Seine drei Protagonisten schildern sich gegenseitig ihre Fortschritte. So wie in einer Kur ein kalter Wasserguss, der im normalen Leben als höchst unangenehm erlebt würde, einfach als üblicher Bestandteil erlebt wird, so werden in der Kur für gute Laune die Miesmacher nicht als Ärgernis, sondern als Herausforderung betrachtet. Um sich nicht gleich zu überfordern, beginnt man mit kleineren Irritationen und arbeitet sich langsam zu den größeren Ärgernissen vor. Zum Schluss ist man so abgehärtet, daß man auch im normalen Leben seine gute Laune nicht verlieren wird.

Alains Idee, diese Arbeit an sich selbst als Kur zu verpacken, ist sicher etwas ungewöhnlich. Aber sie zeigt die Möglichkeit eines spielerischen Umgangs mit Menschen und Situationen. Statt mich über einen hartschädligen Beamten zu ärgern, stelle ich mir vor, dass er extra für mich diese alberne Vorstellung gibt, damit ich meine Ruhe und Gelassenheit an ihm üben kann. Es ist geradezu bewundernswert, wie viel Mühe er sich gibt.

Ich muss zugeben, dass es nicht einfach ist, sich auf so ein Spiel mit der eigenen Einstellung einzulassen. Aber wenn es gelingt, kann eine eigentlich unangenehme Situation als durchaus amüsant erlebt werden.
Bei dem Versuch eine Kur in guter Laune zu machen, können sie nichts verlieren. Schlimmstenfalls ärgern sie sich trotzdem, bestenfalls behalten sie ihre gut Laune.
Also los, die Kur kann jederzeit beginnen.