Alle paar Jahre ist es an der Zeit, dass sich dieses Blog verändert. Ich wollte weg von dem hinter den Kulissen viel zu komplexen kommerziellen Theme, das ich hier verwendet habe, hin zu etwas einfacheren. Und ich wollte in Zukunft Asides benutzen, um auch mal kurz zwischendurch was zu schreiben (Eigentlich ist das ja eher etwas für Mastodon oder Twitter, aber das Blog ist der Sammelpunkt für alles, das ich nicht verlieren will. Daher bleibt das „Original“ hier und geht per Crossposting auf die Reise).
Die Wahl eines Themes war eher einfach: Ich wollte wieder ein klassisches Blogdesign haben und Anders Norén hat dabei etwas Hübsches im Angebot: Hemingway. Mit einigen winzigen Modifikationen tut es jetzt hier seinen Dienst.
Die Zitrone, die einige Zeit prominent dieses Blog zierte, ist bis auf Weiteres im Vorruhestand.
Auch wenn die Strände hier herrlich sind, so gibt es auch eine Menge Geschichte zu entdecken. Die Phoenizier waren hier und später gehörte die Gegend zum Reich der Karthager. Aber die sichtbaren Spuren aus der Antike dürften die Römer hinterlassen haben. In Sichtweite von Vejer am äußersten Ende von La Muela liegt ein Aquädukt.
Dann kamen die Mauren und gaben dem alten Vejer seine heutige Struktur mit verwinkelten Gäßchen und einer bis heute vollständig erhaltenen Stadtmauer.
Vejer de la Frontera
Direkt vor Vejer an der Küste liegt das Kap von Trafalgar. Der Leuchtturm, der heute das Kap markiert, stand noch nicht, als 21.10.1805 an dieser Stelle eine der bekanntesten Seeschlachten stattfand: die Schlacht von Trafalgar. Die vereinigte Flotte der Franzosen und Spanier wurde von den Briten vernichtend geschlagen. Damit musste Napoleon seine Träume von der Eroberung Englands begraben und die Briten dominierten für 100 Jahre den Seehandel. Ausserdem bauten sie einen bekannten Platz und stellten eine Statue drauf. Bis wir hierher kamen, war mir nicht bewußt, dass Trafalgar in Andalusien liegt. Die Assoziation mit dem Wort Trafalgar ging immer für mich nach London.
Wir sind in La Muela, eine verstreute Ansammlung von Häusern in der Nähe von Vejer de la Frontera. Also in Andalusien auf halben Weg zwischen Gibraltar und Cadiz.
Und wir sind – nicht zum ersten Mal – mit leichtem Gepäck unterwegs: ein Köfferchen pro Person als Handgepäck, sonst nichts. Aber hier ist Sommer, da braucht es nicht viel. Außerdem ist es eine gute Übung in angewandtem Essentialismus. Ich muss allerdings zugeben, dass es die Einschränkungen bezüglich Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen einem dann doch etwas schwer machen.
Da wir ja gerade erst in den Niederlanden waren, fällt eine Sache hier besonders auf: im öffentlichen Raum tragen hier noch sehr viele Menschen eine Maske. Während in Holland niemand mehr eine Maske trug, weder drinnen noch draußen, sieht man hier sogar skurrile Menschen, die sie am Strand tragen. Na gut, eher selten, aber es gibt sie. In den Städten und Dörfern gehört es dagegen geradezu zum guten Ton, eine zu tragen. Die geltenden Vorschriften sind den deutschen sehr ähnlich. Aber zu Hause ist alles schon wieder relaxter. Obwohl die Impfquote hier deutlich höher ist. Seltsam.
Wir leben hier spanisch-ländlich: tiefste Ruhe wechselt sich ab mit Hundegekläff und dem Krähen von Hähnen, garniert mit einem besonders peniblen Umgang mit Lebensmitteln, denn den Ameisen gönnen wir nichts. Keinen Krümel. Nix.
Wir sind das erste Mal seit langer Zeit nicht im Herbst oder Winter in Spanien, sondern im Spätsommer. Die Menschen hier sagen uns, dass die richtige Hitze längst vorbei ist. Aber mir ist es dann gegen Nachmittag doch eine Spur zu warm. Andererseits kann ich mich im Meer abkühlen und das ist auch fein.
Selbstverständlich schauen wir uns auch die verschiedenen Dörfer und Städtchen in der Umgebung an. Ganz in der Nähe trohnt Vejer de la Frontera weiß auf den Felsen und schaut in die Landschaft. Ein paar Kilometer weiter an der Küste wächst genauso weiß leuchtend Conil de la Frontera aus dem Meer. Und dann sind da noch Barbate, Zahara de los Atunes, Tarifa und Bolonia. Obwohl sie fast alle an Stränden in derselben Landschaft liegen, sind sie doch sehr unterschiedlich. Zwar touristisch (das mit dem Thunfischfang ist ja schon lange vorbei), aber ohne Hotelburgen oder ähnliche Auswüchse ist jeder Ort besonders und hat seinen eigenen Charakter.
Zum Schluss noch etwas Strand inklusive nicht nachbearbeiteten (!) Sonnenuntergang.
Seit Anfang der Woche haben wir den vollen Impfschutz und trauen mal wieder etwas weiter weg. Und da wir uns schon lange für Tiny Houses interessieren, sind wir für vier Tage nach Dierkshorn in Nordholland gereist und probieren das bisher kleinste Häuschen (12 qm !) aus, in dem wir je gewohnt haben.
Es fühlt sich an wie irgendetwas zwischen Camping und leben auf einem Boot. Das Häuschen wurde von zwei Studenten der TU Delft entworfen und dieses Exemplar ist der Prototyp. Sie haben ihm eine coole und windschnittige Form gegeben. Sieht toll aus, wirkt sich nur leider auf den Stauraum negativ aus. So richtig ordentlich lässt es sich darin nicht wohnen, irgendwas fliegt immer im Weg rum. Lustigerweise war uns das nach kurzer Zeit ziemlich egal und vielleicht hilft es ja sogar aus der Alltagsstruktur auszubrechen.
Wie es bei einem typisch niederländischen Sommer so ist, bekommt man ausser Sonne auch noch gleich Regen und gestern zusätzlich noch richtig viel Wind. Das Tiny House schneidet dabei überraschend gut ab: wenn es zu warm ist einfach beide Schiebetüren öffnen und Sekunden später ist die Luft ausgetauscht. Es ist aber auch gut genug isoliert, dass es nachts angenehm bleibt.
Dass gerade in diesem Moment der Regen auf das Dach prasselt, ist halb so schlimm. Ich habe es mir auf dem Bett gemütlich gemacht, Daniela bastelt an einem Instagram-Post und schaue zwischendurch immer wieder durch die Bäume zur Pferdewiese. Das fühlt sich sehr relaxed an.
Es war auch noch nie so einfach eine Unterkunft zu finden wie diesmal. Wir mussten uns nur nach dem Kirchturm richten. Denn unsere Gastgeber bauen gerade eine Kirche um, haben ihr Designstudio dort und wohnen darin. Und das Tiny House liegt am hinteren Ende des Kirchhofs mit Blick ins Grüne und maximaler Privatheit und Ruhe.
Da Daniela und ich weder über 60, vorerkrankt oder Steuerfahnder sind, müssten wir hier in NRW lange geduldig auf unseren Ersttermin warten. Nachdem die Beschränkungen aufgehoben wurden, hatten wir glücklicherweise gleich einen Termin für den nächsten Tag im Impfzentrum nebenan.
Das lief alles ruhig und strukturiert ab, vor einem Monat beim ersten Mal und vorhin beim zweiten Mal.
Für mich heißt das jetzt
Ich nehme sukzessive Abschied von den FFP2-Masken, denn ich kann es mir so langsam wieder leisten Bequemlichkeit und eigenes Risiko gegeneinander abzuwägen
Die OP-Maske bleibt wichtig, bis auch der Letzte sein Impfangebot wahrnehmen konnte
Ab dann wird es schwierig, denn die Impfgegner werden den Prozess in die Länge ziehen. Da wird es schwierig. Die meisten der Ungeimpften werden erkranken. Damit die Krankenhäuser nicht von ihnen überrannt werden und Ressourcen bei anderen schwer Erkrankten fehlen, werden sich die Einschränkungen im Alltag wohl länger hinziehen. Auf dem Hintergrund könnte man es bei hinreichend leeren Krankenhäusern als gute Sache sehen einen Impfgegner anzustecken. Besser wäre es aber in jedem Fall ihn zu überzeugen.
Deutsch ist meine Muttersprache. Daher fand ich es äußerst ungewöhnlich über ein Wort zu stolpern, von dem ich mir sicher war es noch nie gehört zu haben.
Ich fand es in Das kalte Herz von Werner Plumpe, ein dickes Buch über die Geschichte des Kapitalismus, das es für kleines Geld bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt.
Eine erste Definition fand ich in der elektronischen Version des Duden: allerlei [erfolglose] Versuche anstellen. Eine noch bessere Erklärung fand ich auf den Seiten von Zeiss. Dort wird erzählt, dass Carl Zeiss seine Innovationen mit „trial and error“ entwickelte, was damals noch pröbeln hieß.
Womit auch deutlich wird, dass ein Muttersprachler des Jahres 2021 andere Worte kennt, als einer des Jahres 1847.
Überwasser
Überwasser war vor über 100 Jahren eine Gemeinde im Nordwesten von Münster. Seltsamerweise gibt es im Nordosten von Münster eine weit verzweigte Landstraße mit dem gleichen Namen. Und in Münster die Überwasserkirche. Beide nicht dort, wo die Gemeinde mal war. Als ob sich der Name losgezogen wäre und sich woanders niedergelassen hätte.
Arbeit (zu viel)
Anfang Juli hatte ich mit deutlich zu viel Arbeit zu leben. Das ruiniert Kreativität und Wohlbefinden. Diese Erkenntnis war mir nicht wirklich neu, aber ist jetzt wieder viel lebendiger. Und der Grund dafür, dass dieser Post diesmal so knapp ausfällt.
Es war unsere erste Ausstellung dieses Jahr: August und Elisabeth Macke im LWL Kunstmuseum in Münster. Das erste Mal hatten wir dort 2008 eine Ausstellung über ihn dort gesehen, als es das neue Gebäude noch nicht gab. Dann einige Jahre später in Bonn zusammen mit Franz Marc.
Es war also ein Wiedersehen, kein neues, erstes Sehen. Es lohnt sich immer, denn die Bilder haben im Original eine deutlich größere Intensität, als jede Abbildung. Aber wir hätten auch gerne neue Aspekte gehabt. Die wichtige Rolle, die Elisabeth sowohl für August direkt und seine Entwicklung als Künstler spielte, aber auch für den Erhalt seines Werkes, war mir so nicht bekannt. Das war interessant. Nur leider gab es nur ein neues Bild zu entdecken. Das wiederum war etwas schade. Andererseits konnte man ein paar Seiten aus seinen Skizzenbüchlein betrachten. Diese Sammlung an Unfertigem, manchmal perfekten, dann wieder vermurksten hat seinen ganz eigenen Reiz. Oder dass Elisabeth nach Entwürfen von August Kissen, Decken, Teppiche und einiges anderes gefertigt hat. Die Farbigkeit seiner Bilder findet sich in diesen Dingen wieder. Da diese Alltagsgegenstände auch wieder in seinen Bildern auftauchen, schließt sich der Kreis der Farben hier. Der Akt von Elisabeth oben zeigt das sehr gut.
LWL-Museums für Kunst und Kultur
Noch eine unzusammenhängende Beobachtung am Rande: in Münster fahren viele Menschen Rad. Einige wenige sogar mit Maske, aber noch weniger tragen einen Helm. Hat was Niederländisches …
Seit einer gefühlten Ewigkeit wollten wir mal eine Radtour durch das Münsterland machen, bevorzugt von Telgte aus. Da ich in den letzten Wochen deutlich zu viel gearbeitet habe, bot es sich zum Überstundenabbau an, das nun endlich mal zu tun. Da wir seit letztem Jahr stolze Besitzer von Klapprädern Tiny Bikes sind, haben wir sie heute verladen und uns auf den Weg gemacht.
Das Tourismusbüro in Telgte hat ein paar Rundtouren auf ihrer Homepage und wir haben uns davon die geschnappt, die am Besten zu unseren Tiny Bikes passt… nicht länger als 25 Kilometer, sonst wird es unangenehm.
Paul
Tiny Bikes
Doppelmühle von Haus Langen
Die Tour führt von Telgte über Westbevern und Ostbeveren wieder zurück nach Telgte. Sie hatte laut Broschüre den Untertitel Wiesen und Wald. Das passt, lässt aber die wunderschönen Teilstücke an der Ems ganz unerwähnt. Und die schattigen Alleen, die gerade jetzt das Fahren noch mal angenehmer machen. Kein Wunder, dass das Münsterland bei Radtouristen so beliebt ist.
Nach dem recht hübschen Telgte waren die beiden Beverns eher enttäuschend. Sie haben zwar auch eine lange Geschichte, wirken aber heute eher wie verschlafene Vororte von Münster. Da sind die Gegend, die Landgüter und Bauernhöfe und die Flüsse die größere Attraktion. Oder auch mal ein kleiner Teich am Rand eines Waldes, verziert von Seerosen und mit Fröschen bevölkert. Scheuen Fröschen, ich war froh, als mir ein Bild von einem gelang, der nicht gleich aufgeregt weghopste.
Ganz zum Schluss, die Räder waren bereits wieder eingeklappt, gab es noch ein erfrischendes Weizen im Biergarten der Pleister Mühle. Kanu fahren auf der Werse kommt dann beim nächsten Mal dran.