Farbpoesie

Ich habe die Kombüse gestrichen. Unsere Küche ist so klein, dass wir sie nicht Küche nennen, sondern Kombüse. Daniela hatte die Idee, die Decke und das bisschen Wand, das kein Schrank oder Fenster ist, deutlich dunkler zu streichen.

Ursprünglich war die gesamte Wohnung in langweilig Weiß gestrichen. Aber schon bald bekam sie von uns Farbe. Zuletzt – als Corona-Projekt – Wohnzimmer und Galerie. Höchster Punkt in fünf Meter Höhe. Also stand ich zu Beginn der Pandemie zeitweise mit einer Farbrolle am Stiel auf einer Haushaltsleiter und streckte mich zur Decke, um Zartes Leuchten (Helles Lichtgelb) aufzutragen. Es passte gut zur Poesie der Stille (Würdevolles Hellgrau) im Flur.

Die Decke der Kombüse

Jetzt also die Kombüse. Hier kontrastiert jetzt Kunst der Linie (Expressives Graphitgrau) das Weiß der Schränke.

In meinem ersten Job schrieb ich eine dBase-Anwendung (dBase? Ja, es ist lange her) für einen Farbhersteller. Mit ihr wurden Farben katalogisiert und ich war damals begeistert davon, wie fantasievoll die Namen vieler Farben waren. Was gar nicht so überraschend ist, wenn man darüber nachdenkt. Zum Beispiel Grün: hellgrün, dunkelgrün, maigrün, olivgrün und noch ein paar andere Bezeichnungen, dann endet die Alltagssprache. Für die vielen Nuancen müssen die Begriffe erst erfunden werden. Das machen einige Hersteller wirklich gut. Die Namen treffen nicht nur genau, sondern sie haben auch eine gewisse Poesie. Helles Lichtgelb wirkt mit dem Zusatz Zartes Leuchten zwar etwas dick aufgetragen, aber es beschreibt sehr passend die Farbe und ihren Effekt.

Jetzt also Expressives Graphitgrau. Passt. Und wird unterstützt von einem neu verlegten LED-Streifen.


Face to Face

Wir waren nach langer Zeit wieder in einer Ausstellung auf Haus Opherdicke: Face to Face, die Porträts aus den letzten 120 Jahren zeigt. Auch diesmal steuerte die Sammlung von Frank Brabant die meisten Werke bei, sodass thematisch viel Expressionismus und neue Sachlichkeit vertreten ist.

Durch Zufall kamen wir genau rechtzeitig für die öffentliche Führung an und konnten so mehr über die Bilder und ihre Beziehungen zueinander erfahren. Denn die Kuratoren hatten sich einiges bei der Hängung gedacht und mischten unter Nolde, Liebermann und Dix vergessene Maler und Gegenwartskunst. Das ist spannend, braucht aber Erklärung. Ohne die Hinweise aus der Führung hätten wir vieles nicht wahrgenommen.

Mein persönlicher Favorit in der Ausstellung stammt aus diesem Jahr. New Shortcut von Pascal Sender. Ein Selbstporträt mit dem Smartphone und dazu Bilder aus seinem Alltag, darüber weiße Farbstrukturen. Analoge Kunst, die ihre Wurzeln im Digitalen hat.

Neben dem Bild hängt ein QR-Code.

Der QR-Code führt zu einem Instagram-Filter, der das Bild durch das Smartphone hindurch in die dritte Dimension wachsen lässt. Vor allem die Hand, mit der er das Handy hielt, als er das Selbstporträt machte. So kommt man wieder vom Analogen ins Digitale und dorthin, wo das Bild begann.

Das wird nur funktionieren, solange es diesen Filter bei Instagram gibt, es ist also Kunst mit überschaubarer Lebensdauer. Was wiederum zum stetigen Strom in den Social Media passt, in denen alles kurz Aufmerksamkeit beansprucht und danach sofort vergessen wird.

On the beach

Heute in der Fußgängerzone entdeckt: das arthaus:nowodworski hat die Gelegenheit genutzt und etwas Sand, der von Pflasterarbeiten noch übrig war, in eine Sommerminiatur umgewandelt.

Ein wunderbar ver-rückter Blick auf die Wirklichkeit


Bäume weg

Erst fiel der eine durch eine Orkanböe um und sein Kumpel lehnte sich zur Unterstützung an die Eiche, dann hingen sie etwas rum und heute kamen zu guter Letzt die Spezialisten mit großem Gerät.

Jetzt sind sie weg. Ging erstaunlich schnell. Wir haben jetzt zwar mehr Wintersonne auf dem Balkon, aber dank dem Kettensägenmassaker der Stadt an den Büschen leider auch weniger Sichtschutz.

Nachtrag 1.3.

Der Hinweis eines Kollegen klärte die Hintergründe des Kettensägenmassaker auf: die Kommune hat nicht genug Geld für einen saisonalen Rückschnitt. Also wird einfach alle paar Jahre alles abgehakt. Nachvollziehbar. Trotzdem doof.


Baum liegt rum

Vor ein paar Stunden ist er umgekippt, jetzt liegt er rum.

Das sieht jetzt zwar aus wie eine Hecke, ist aber tatsächlich ein langer dünner Baum in stabiler Seitenlage mit ganz viel Efeu. Sein Kollege rechts im Bild kuschelt immer noch mit der Eiche.

Leider gab es einen kleinen Kollateralschaden: von unserem Sonnenfänger, der schon über unsere Balkonbrüstung leuchtete als Sonnenfänger hier noch ganz unbekannt waren, wurde von einem dicken Ast erschlagen.

Wirklich schade…


Baum fällt

Zeynep wehte uns eben mit einem lauten Knall einen dicken Ast auf den Balkon. Auf den zweiten Blick sahen wir dann, dass da ein ganzer Baum dran gehangen hatte, der jetzt unten im Garten liegt.

Er war dick von Efeu überwuchert und schwankte bei jedem Wind zusammen mit seinem ebenfalls gut überwucherten Nachbarn beängstigend hin und her.

Die Feuerwehr war schnell da, sperrte ab und schaute sich kritisch den noch so halbwegs stehenden Baum an. Er hat sich an eine Eiche gekuschelt und wirkte im Halbdunkel noch einigermaßen stabil….hoffe ich

Idiotischerweise hat die Stadt in den letzten Wochen jedes Gebüsch und jeden jungen Baum im Park weggesäbelt (wunderbare Aussichten auf Parkplätze, Flüssiggastanks und Container eröffnen sich so), aber Bäume stehen lassen, die selbst mir als Laien umsturzgefährdet aussehen.

Nun ja…


Rund um Strickherdicke

Das Schöne an Rundwanderungen ist, dass man sie an jedem Punkt beginnen lassen kann und nicht nur am empfohlenen Startpunkt. Daher begann unser Versuch dem weihnachtlichen Bewegungsmangel etwas entgegen zu setzen nicht unten in Dellwig, sondern oben auf der Wilhelmshöhe am Bismarckturm. Selbst an trüberen Tagen ist die Aussicht von hier in alle Richtungen beeindruckend. Oben vom Turm dürfte sie noch besser sein, aber bisher waren wir noch nie zur offiziellen Besichtigungszeit am Sonntag Nachmittag da. Sollten wir mal nachholen.

Der Weg führte uns von der Höhe über Felder und kleine Waldstücke hinunter ins Ruhrtal. Bäche begleiteten uns leise gluckernd, ein Reiher inspizierte eine Wiese, ein Pferd wurde spazieren geführt, ganz viel Natur quasi vor unserer Haustür.

Unten in Dellwig ging es über den Eheweg zur Kirche und dem eigentlichen Startpunkt der Wanderung. Das Schild stammte aus der gleichen Zeit, wie die Wegmarkierungen. Das hatte zwar einen einen hübschen Retroeffekt, aber die Karte auf dem Handy war dann doch hilfreich, wenn ein an einen Baum gepinseltes A3 sich mal wieder nahezu in Luft aufgelöst hatte.

Der Weg zurück aus dem Tal zur Wilhelmshöhe entpuppte sich als weniger anstrengend als gedacht. Er war abwechslungsreich und die Steigung übersichtlich. Außerdem kamen wir am Haus des Waldschrats vorbei.

Fazit: kann man gut im Winter laufen, allerdings droht an der einen oder anderen Stelle Matsch. Festes Schuhwerk ist also hilfreich. Oder Frost. Aber den hatten wir nicht.